Der Leiter der Polizeiinspektion Haßfurt verabschiedet sich in den Ruhestand. Da das Ende der Amtszeit seines Nachfolgers bereits feststeht, macht er schon jetzt einen Vorschlag, wer dann den Posten übernehmen könnte.
Die Vorfreude war ihm deutlich anzumerken. "Erstmals seit sechs Jahren werde ich kein Handy auf dem Nachttisch liegen haben", sagte Kurt Förg, schmunzelte leicht und nahm einen Zug an seiner Zigarette. "Auch der Wecker wird ab jetzt ausgeschaltet."
Ab 2009 wurde der bisherige Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Haßfurt jeden Morgen pünktlich um 5 Uhr aus dem Schlaf gerissen, um - schnell noch ein Müsli essend - in seiner Heimatstadt Bad Kissingen den Zug zu erreichen. "Ich werde es genießen, jetzt bis halb sieben oder halb acht zu schlafen und in Ruhe mit meiner Frau zu frühstücken", sagte der 60-Jährige, der gestern in der Haßfurter Stadthalle feierlich in Pension verabschiedet wurde. "Als Pensionär passe ich jetzt ja noch besser in die Kurstadt", scherzte er.
Nachfolger des Nachfolgers
Ein bisschen Wehmut mischte sich dennoch in die gelöste Atmosphäre. Gerade sein Stellvertreter Joachim Wolf machte bei einer kleinen Begrüßungsansprache klar, dass er nicht nur einen Vorgesetzten, sondern einen Freund verliere. "Die Kollegen wussten, dass sie mit ihren Problemen nie allein waren", sagte Wolf. "Wie du begeistert von deiner Frau und den Kindern erzählt hast, war einzigartig. Das habe ich noch nicht bei vielen Menschen erlebt."
Förg revanchierte sich nur kurze Zeit später. Da auch Polizeipräsident Gerhard Kallert zu den Gästen zählte, die den 60-Jährigen verabschiedeten, nutzte er die Gelegenheit und sorgte für einige Lacher, als er Wolf bereits als Nachfolger seines Nachfolgers anpries.
Kallert, Chef des Polizeipräsidiums Unterfranken in Würzburg, überreichte die Ernennungsurkunde an Oberkommissar Peter Neder. Er wird jetzt Förgs Nachfolger, doch in einem halben Jahr muss die Stelle bereits wieder neu besetzt werden.
Der 39-jährige Neder, der aus Wilhelmsthal (Landkreis Kronach) stammt, übernimmt den Posten im Rahmen einer - laut Polizeideutsch - "Führungsbewährung", die Anwärter auf den höheren Dienst durchlaufen müssen. Er hat das kürzliche Haßfurter Straßenfest genutzt, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. "Ich habe auch schon die Region des Kreises Haßberge erkundet", berichtete der Neue. Er hofft, die gute Zusammenarbeit mit den Behörden sowie das "subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung" weiter aufrecht zu erhalten.
Hohe Aufklärungsquote
Förg übergebe das Zepter mit einer Aufklärungsquote von 68,3 Prozent, erklärte Kallert während seiner Rede: "Das ist sehr beachtlich." Der Gelobte versuchte gleich einmal, den Druck von seinem Nachfolger zu nehmen. "Wenn etwas schief läuft, kannst du es immer noch auf mich schieben", scherzte der Neu-Rentner in Richtung Neder. "Und wenn es deine Schuld sein sollte, ist es ja auch egal. Du bist ja in einem halben Jahr schon wieder weg."
Der Humor sei es gewesen, der ihn aus manch kniffliger Situation gerettet hätte, gestand Förg. "Es ist mehrfach passiert, dass mir Menschen zugerufen haben, dass sie ja mein Gehalt zahlen würden." Die Antwort gab er mit Hilfe einer kleinen Rechnung sowie einer kupferfarbenen Münze. Insgesamt 0,03 Cent trage jeder steuerzahlende Bürger anteilig zum Unterhalt seiner gesamten Dienstzeit bei, habe er dem dann meist verdutzten Zuhörer erklärt. "Ich gab ihm dann einen Cent in die Hand und sagte, dass wir damit jetzt quitt wären. Auch so kann man deeskalieren."
Persönlich:
Kurt Förg (60) Startete 1972 im damaligen Mindestalter von 17 Jahren in Nürnberg in den mittleren Dienstweg der Polizei. Elf Jahre später begann er in Fürstenfeldbruck das Studium für den höheren Dienst und arbeitete anschließend unter anderem fünf Jahren im Polizeipräsidium Unterfranken. Von 2009 an leitete schließlich die Polizeiinspektion in Haßfurt.
Peter Neder (39) Zog erstmals 1997 die grüne Polizeiuniform an. Es folgten unter anderem Stationen in München, bei der Autobahnpolizei und in Lichtenfels, ehe er 2009 ein Studium in Sulzbach-Rosenberg antrat und damit den höheren Dienstweg einschlug. Anschließend war er auch als Pressesprecher des Präsidiums Oberfranken tätig und tritt nun in Haßfurt Förgs Nachfolge an.