Hang soll nicht mehr rutschen

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Nach starken Regenfällen gab es im Mai vergangenen Jahres bei Dippach einen massiven Hangrutsch. Bäume und Erde begruben den Maintalradweg und die Straße unter sich. Mit waldbaulichen Mitteln soll solchen Zwischenfällen künftig vorgebeugt werden. Fotos: Sabine Weinbeer
Nach starken Regenfällen gab es im Mai vergangenen Jahres bei Dippach einen massiven Hangrutsch. Bäume und Erde begruben den Maintalradweg und die Straße unter sich. Mit waldbaulichen Mitteln soll solchen Zwischenfällen künftig vorgebeugt werden. Fotos: Sabine Weinbeer
Erdmassen und teils dicke Bäume fielen auf den Maintalradweg und die Straße bei Dippach im letzten Jahr nach dem Hangrutsch.
Erdmassen und teils dicke Bäume fielen auf den Maintalradweg und die Straße bei Dippach im letzten Jahr nach dem Hangrutsch.
 
Stadtförster Christian Bartsch stellte sein waldbauliches Sanierungskonzept für den Hangwald von Eschenbach bis Roßstadt vor.
Stadtförster Christian Bartsch stellte sein waldbauliches Sanierungskonzept für den Hangwald von Eschenbach bis Roßstadt vor.
 

Die Stadt Eltmann will die Böschung entlang des Radweges und der Bundesstraße 26 zwischen Roßstadt und Eschenbach sichern. Der Stadtförster stellte dazu ein Konzept vor, das erhebliche Eingriffe vorsieht. Es stößt auf Akzeptanz.

"Das wird ein Rieseneingriff und das wird anfangs schrecklich aussehen" - Eltmanns Stadtförster Christian Bartsch überlegt seit Monaten, wie der Hangwald entlang der Bundesstraße 26 von Eschenbach bis Roßstadt saniert werden kann. Im Mai 2013 gab es dort einen großen Erdrutsch, bei dem Erdmassen und teils dicke Bäume auf den Maintalradweg und die Straße bei Dippach fielen. Glücklicherweise wurde damals niemand verletzt.

Bei seinem Sanierungskonzept, das er am Donnerstag im Eltmanner Rathaus den Fachbehörden und den Privatwaldbesitzern und Rechtlern vorstellte, muss Bartsch zwei verschiedene Wege gehen, denn zwischen Dippach und Roßstadt liegt das Naturschutzgebiet Graureiherkolonie, und dort sind nur sehr vorsichtige Eingriffe zulässig. Mit eingebunden in die Konzeption waren deshalb die Untere und die Höhere Naturschutzbehörde, das Staatliche Bauamt, das Kreis-Tiefbauamt und auch die Staatsforsten.
Sie waren am Donnerstag vertreten.
"Wir können den Weg nur gemeinsam gehen", betonte Eltmanns Bürgermeister Michael Ziegler (CSU). Es gelte einerseits, Gefahr von Radweg und Straßen abzuwenden und andererseits den Wald zu erhalten sowie die Eigentümer und Rechtler in den Blick zu nehmen. Die Starkregenereignisse wie um Pfingsten letzten Jahres nähmen sicherlich zu, erwartet Ziegler.

Zwölf Lastwagenladungen mit Erde mussten im vergangenen Jahr abgefahren werden nach dem Murenabgang. Vor allem kurz vor dem Ortseingang von Dippach bot sich ein Bild der Verwüstung. Der Rutsch gab den Blick frei auf viele Wasser-Austritte, die den Hang instabil werden ließen. Solche Rutsche sind hier nichts Neues.

Förster Bartsch hatte ein Dokument von 1831 ausfindig gemacht, in dem die Dippacher vor einem Ausbau der damaligen Straße zur Poststraße warnten, da es an dem Hang immer wieder zu Rutschungen kam - deren Beseitigung vor fast 200 Jahren war natürlich wesentlich schwieriger als heute.

Die instabile Situation rührt vom Untergrund her. Hier liegen zwei Gesteinsschichten aufeinander, dazwischen bilden sich Wasserführungen. Stellenweise steht schon nach zwei Metern Humusschicht massiver Fels an. Wenn es nun anhaltend regnet, können viele Wurzeln ihre Bäume nicht mehr halten. "Wir greifen dort alle paar Jahre ein", sagte Stadtförster Bartsch, und dennoch bleibt es schwierig.

Nicht ohne Ausnahmegenehmigung erlaubt ist dieses Eingreifen jedoch in der Graureiher-Kolonie zwischen Dippach und Roßstadt, wo zahlreiche abgestorbene Bäume stehen. Doch verschließt auch die Regierung von Unterfranken nicht die Augen vor den Gefahren. Die Graureiher seien relativ flexibel und der Bestand seit dem strengen Winter 2003 stark dezimiert, erklärte Hermann Jäger vom Landesbund für Vogelschutz. Knapp die Hälfte der Horstbäume ist daher aktuell nicht besetzt. Da der jeweils für fünf Jahre geltende Vertrag über den Eingriffsverzicht am 31. Dezember ausläuft, könnte im Anschluss durchaus eine Pflegemaßnahme vorgesehen werden, stellte Thomas Keller von der Höheren Naturschutzbehörde an der Regierung von Unterfranken in Aussicht. In der Graureiher-Kolonie sieht Christian Bartsch vor, nur einzelne gefährdete Bäume zu fällen und das eventuell alle paar Jahre zu wiederholen.

Umfassender soll das Sanierungsprojekt zwischen Eschenbach und Dippach ausfallen. Hier plant Bartsch, auf den unteren 40 Metern alle großen Bäume, von denen viele 30 Meter und höher sind, zu fällen und einen Niederwald aufwachsen zu lassen. Der wäre jung, mit vitalen Wurzeln, die den Hang befestigen, und alle Bäume, die bis auf den Radweg oder die Straße fallen könnten, wären entfernt.

Es ist eine waldbauliche Herausforderung, diesen Wald so zu pflegen, dass das Ziel erreicht wird. Dabei geht es Bartsch auch um die richtige Mischung der Baumarten, die von den Wurzeln möglichst gut für den Hang geeignet sind und besonders viel Wasser aufnehmen.

Nach den geologischen Gutachten, die nach dem Hangrutsch erstellt wurden, gäbe es auch die Möglichkeit, eine Entwässerung des Hangs anzulegen. Doch das würde enorme Kosten verursachen, und die Expertenrunde am Donnerstag war sich auch einig darin, dass nicht absehbar sei, was passiert, wenn an dem Hang massiv gebaggert wird, um Gräben zu ziehen. Diese müssten dann fischgrätenartig angelegt werden. Bartsch ist überzeugt, dass er mit waldbaulichen Mitteln Stabilität in den Hang bringen kann.

Auch oberhalb des 40-Meter-Sicherungsstreifens will der Stadtförster einzelne große Bäume entnehmen. Er will damit dem Aufwuchs Licht verschaffen, vor allem der Eiche, die für die Stabilität dieses Hangwaldes eine wichtige Rolle spielt.

Generalstabsmäßig geplant werden muss das Projekt zwischen Eschenbach und Dippach, denn es bedeutet eine einwöchige Vollsperrung der Bundesstraße. Leitplanken müssen abgebaut, großes Gerät und Spezialisten für die Fäll-Arbeiten engagiert werden. In dem Gelände Bäume zu fällen, ist nicht unproblematisch, weil bei vielen Bäumen die Wurzeln durch kleinere Rutschungen schon geschädigt sind. Bartsch riet daher allen Privatwaldbesitzern, dies nicht selbst zu tun.

Einbringen können und sollten sich die Rechtler und Privatwaldbesitzer allerdings bei der Aufarbeitung des Holzes. Alles, was nicht Stammholz ist, gehört ohnehin den Rechtlern, die eventuell auch zu einem finanziellen Beitrag herangezogen werden. Denn obwohl bei der Aktion schätzungsweise 1000 Festmeter Holz geschlagen werden, wird der Verkauf des Stammholzes (etwa die Hälfte der Gesamtmenge) die Kosten für den Einsatz nicht decken, wie Bartsch ankündigte.

Passieren soll das Ganze im Idealfall in der zweiten Hälfte des Januars 2015, dazu muss allerdings auch das Wetter mitspielen. Außerhalb der Kolonie könne man auch im Februar arbeiten, erklärte Keller. In der Graureiher-Kolonie gäbe es ab Mitte Juli ein zweites Zeitfenster, wenn die Reiher wieder abgezogen sind.

Im Vorfeld wird Stadtförster Bartsch noch viel zu tun haben, um die Details mit den Behörden, den Privatwaldbesitzern und den Rechtlern zu besprechen. Außerdem muss über jeden einzelnen Baum gesprochen werden, Biotopbäume sollen nach Möglichkeit stehen bleiben. Ein Geologe muss die Maßnahme begleiten. Grundsätzlich zeigten sich am Donnerstag alle Beteiligten mit dem vorgeschlagenen Vorgehen einverstanden.