In Trossenfurt und Tretzendorf ist der Handy-Empfang schlecht. Ein neuer Funkmast soll Abhilfe schaffen. Aber es gibt Proteste.
Ständig auf Empfang, das Handy immer griffbereit - ein Blick ins persönliche Umfeld (oder die eigene Hosentasche) genügt: Moderne Kommunikationstechnologie ist Alltag. Alle sind vernetzt, alle sind online.
Aber nicht überall herrscht guter Empfang, gerade im ländlichen Raum gibt es jede Menge Lücken im Mobilfunknetz. So auch in Trossenfurt und Tretzendorf im Herzen der Oberaurach-Gemeinde im Steigerwald. Dort will die Telekom einen Handymast auf dem Gelände des örtlichen Sportvereins errichten, am Kirchberg in Trossenfurt, dem höchsten Punkt des Dorfes. An dieser Weggabelung führt die Kreisstraße HAS 24 vorbei nach Hummelmarter.
In die eine Richtung blickt man auf unbebaute Landschaft, in die andere Richtung beginnt knapp 100 Meter unterhalb des angedachten Funkmast-Standorts die Siedlung. Und mit diesem geringen Abstand zum Wohngebiet haben Georg Jäger und seine Mitstreiter Probleme: Sie befürchten negative Folgen für ihre Gesundheit durch die hochfrequente, elektromagnetische Strahlung, die von solchen Masten ausgesendet wird.
Jäger, 48, ist Gemeinderat in Oberaurach (Junge Bürger) und Anwohner am Kirchberg. Weitere Anwohner, aber auch generell einige Bürger aus Trossenfurt und Tretzendorf, protestieren gegen den geplanten Handymast. Vor wenigen Tagen reichten sie Listen mit 160 Unterschriften im Rathaus ein (Hinweis: einige Unterzeichner stammen auch aus Ortschaften außerhalb der Gemeinde Oberaurach). Die Bürgerinitiative, für die Jäger spricht, zeigt sich kompromissbereit: "Es ist ja nicht so, dass wir den Mast gar nicht haben wollen. Aber wir wollen ihn nicht in dieser Nähe zum Dorf", sagt Jäger. Zumal sich etwa 400 Meter Luftlinie entfernt in Richtung Hummelmarter bereits ein Sendemast befindet, der das BOS-Netz (Behördenfunk) bedient. Auf diesen Mast könnte auch die Technologie für das Mobilfunknetz der Telekom angebracht werden, schlägt Jäger vor. Die Telekom lehnt das ab, mit der Begründung, von dieser Position aus wäre eine Netzabdeckung wegen der Tallage der beiden Dörfer nicht möglich. Jäger bezweifelt dies: "Es geht mir nicht in den Kopf, dass der vorhandene Mast nicht genutzt werden kann."
Dass die Bedenken der Bürgerinitiative in Bezug auf Strahlung nicht völlig an den Haaren herbeigezogen sind, darauf weisen unter anderem auch Untersuchungsergebnisse aus dem Bundesamt für Strahlenschutz (BsF) hin, die die Behörde unter anderem in Broschüren und auf ihrer Internet-Homepage veröffentlicht hat. Im Zentrum der Untersuchungen stehen "elektromagnetische Felder für die drahtlose Übertragung von Sprache und Daten", die sich als Wellen "im freien Raum mit Lichtgeschwindigkeit" ausbreiten und dabei "Energie und Informationen über große Entfernungen übertragen". Verlässliche Langzeitstudien fehlen bislang, und weil "niemand eine gesundheitliche Gefährdung zu 100 Prozent ausschließen kann", wie Jäger sagt, sollte man das Risiko nicht eingehen. "Wir denken oft zu kurz." Das BfS hat aber das größere Risiko in den Endgeräten ausgemacht, die nah am Kopf benutzt werden. Die Mobiltelefone erzeugen demzufolge ein stärkeres elektromagnetisches Feld als ein nach den Grenzwert-Vorgaben errichteter Sendemast. "Halten Sie Telefonate mit dem Handy möglichst kurz", rät deswegen das BfS unter anderem, um "die persönliche Strahlenbelastung einfach und effizient" zu minimieren. Für Georg Jäger ein entscheidender Punkt: Die Handynutzung könne man persönlich beeinflussen, aber "der Mast überträgt ständig enorme Datenmengen. Das ganze Jahr über".
Noch liegt kein Bauantrag vor
Für Oberaurachs Bürgermeister Thomas Sechser (CSU) ist das Thema Mobilfunkmast kein leidiges, aber ein schwieriges: Bereits noch unter seinem Amtsvorgänger sind zwei Versuche bezüglich des Netzausbaus an Bürgerprotesten gescheitert (2003 und 2006). Diese Proteste seien völlig legitim, sagt Sechser. Der Interessenkonflikt aber bleibt bestehen, denn es gebe auch zahlreiche Bürger, die nach einer besseren Mobilfunknetzabdeckung in Trossenfurt und Tretzendorf verlangen. Sechser erklärt: "Da muss man einen sachlichen Weg finden. Und den suche ich." Der sieht laut Sechser so aus: Sobald die Telekom einen Bauantrag für den Sendemast bei der Gemeinde eingereicht hat, soll zeitnah eine weitere öffentliche Informationsveranstaltung stattfinden (bei einer Bürgerversammlung im Juni 2016 war das Thema bereits kurzfristig diskutiert worden). Dabei sollen die Telekom, das Bayerische Landesamt für Umwelt und die Bürger zu Wort kommen. In einer seiner kommenden Sitzungen soll dann der Gemeinderat über den Bauantrag abstimmen.