Unterfranken: Freundin zieht Kabel aus Spielkonsole - Mann (27) tickt völlig aus
Autor: Martin Schweiger
Haßfurt, Mittwoch, 23. Januar 2019
Das Haßfurter Amtsgericht verurteilte einen 27-Jährigen, der seine Lebensgefährtin übel attackiert hatte, zu einer saftigen Geldstrafe.
Ein länger schwelender Streit zwischen einem 27-Jährigen und seiner 37-jährigen Lebensgefährtin entlud sich im Januar vergangenen Jahres in einem Ort im nördlichen Landkreis Haßberge am späten Abend zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung.
Der banale Auslöser dafür, dass der 27-Jährige seine Beherrschung verlor, war ein Kabel, das seine Lebensgefährtin aus seiner Spielkonsole gezogen hatte. Der Mann packte daraufhin wutentbrannt seine Freundin am Arm und beförderte sie in Richtung Wohnzimmertür. Um bei der groben Aktion nicht rückwärts auf ein Aquarium zu fallen, hielt sich die 37-Jährige am Türrahmen fest.
Zwei Wochen lang krankgeschrieben
In diesem Moment machte ihr mittlerweile Ex-Freund die Tür zu und klemmte seine damalige Freundin zwischen Tür und Rahmen ein. Anschließend schubste er sie, so dass sie nach hinten umfiel und mit dem Kopf auf dem Boden aufprallte. Die Frau wurde am Knie und am Daumen verletzt, hatte starke Kopfschmerzen und war zwei Wochen lang krankgeschrieben.
Am Mittwoch musste sich ihr Peiniger in einem Strafprozess am Amtsgericht in Haßfurt wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Er gab dort zunächst den Unschuldsengel. Er habe seine Ex-Freundin nicht in die Tür eingeklemmt. Die Tür habe sich ohne Widerstand schließen lassen. Die Freundin seiner Ex, die das Drama angeblich mitverfolgt hat, sei damals in der Küche gesessen und habe nichts sehen können. Woher die Verletzungen der 37-Jährigen herrühren, wisse er nicht, gab er zu Protokoll.
Wütend über fehlenden Abschiedskuss
Ganz anders lautete die Aussage seiner Ex-Freundin, die als Nebenklägerin auftrat und im Zeugenstand ihre Tränen kaum zurückhalten konnte. Es habe den ganzen Nachmittag Streitereien mit ihrem damaligen Freund gegeben. Als sie mit einer Freundin in eine Bar in eine nahe gelegene Stadt fuhr, um dort etwas zu trinken, habe sie dort eine Whats-App-Nachricht ihres Freundes erreicht, der sauer war, weil er keinen Abschiedskuss bekommen habe. Daraufhin brach die 37-Jährige ihren Kneipenbesuch vorzeitig ab, um heimzufahren. Dort sei sie von ihrem mit der Konsole spielenden Freund mit den Worten "Fresse halten, Tür zu" begrüßt worden.
Als die verbalen Attacken ihres Freundes weitergingen, sei ihr der Kragen geplatzt. Sie forderte ihren Freund auf, seine Sachen zu packen und ihre Wohnung zu verlassen. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, habe sie das Kabel aus der Konsole gezogen, was ihren Freund austicken ließ. Er habe sie, wie in der Anklageschrift beschrieben, zwischen Tür und Rahmen eingeklemmt und sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür gelehnt, um sie dann zu schubsen, so dass sie zu Boden fiel. Er habe sich "aufgeführt wie die Axt im Wald".
Angeklagter wählte selbst den Notruf
Die Freundin der Geschädigten hatte die Szene verfolgt und bestätigte vor Gericht deren Aussage. Dass es überhaupt zur Anklage kam, hat sich der Angeklagte selbst zuzuschreiben. Denn er selbst wählte den Polizeinotruf, als plötzlich ein von der Zeugin zu Hilfe gerufener Mann mit einem Baseballschläger bewaffnet im Raum stand. "Der wollte mich verklopfen", schilderte der Angeklagte seine Angst, weshalb er die Polizei zu Hilfe holte.