Bevor er in Ebelsbach die Klosterbräu übernahm, hatte Hans Laubmeister ein Übersee-Abenteuer hinter sich gebracht.
Nur noch gestaunt hätten sie, die Ebelsbacher, wenn Hans Laubmeister von seinem Übersee-Abenteuer erzählte. "Die saßen alle da und haben den Mund offen gehabt", sagt Veit Laubmeister. "Ich weiß es noch bis heute." Der 77-Jährige reist die Augen weit auf und lässt den Unterkiefer nach unten klappen. So hätten die Gäste damals geguckt, in der Gaststätte der Klosterbräu in Ebelsbach.
Kuba? "Mein Vater war begeistert davon"
Das war Mitte des 20. Jahrhunderts, als sich Deutschland nach den Kriegsjahren im Wiederaufbau befand und Hans Laubmeister die Brauerei seiner Ebelsbacher Schwiegereltern (Familie Andree) übernommen hatte. Sohn Veit war damals ein Bub von etwa zwölf Jahren, vielleicht ein paar Jahre jünger oder älter, genau kann er es nicht mehr einordnen. Jedenfalls wurde sein Vater immerfort dazu aufgefordert, von seinen Erlebnissen zu berichten. Denn der unterfränkische Braumeister hatte 14 Jahre auf der Karibikinsel Kuba verbracht. "Das war eine ganz fremde Welt, wie aus dem Märchen", erinnert sich der Sohn. Tropische Temperaturen, exotische Frauen, die ganz spezielle kubanische Lebensfreude: "Mein Vater war begeistert davon." Damals seien die Menschen nicht so gut vernetzt und informiert gewesen wie heute. Wenn da jemand vom Lande mit solchen Geschichten aufwartete, zog er von allen Seiten jede Menge Neugierde auf sich.
In der Hauptstadt Havanna war Hans Laubmeister , gebürtiger Gössenheimer (Main-Spessart) , bis Mitte der 1920er Jahre fürs Brauen und Mälzen in der "Cervecería La Tropical" zuständig. Die Kubaner hatten zur Verbesserung ihrer Bierprodukte europäische, insbesondere deutsche Bierbrauer angeheuert. Hans Laubmeister traf damals im Alter von 24 Jahren die Entscheidung, in die Karibik auszuwandern, und wurde in der Brauerei "erster Mann", wie sein Sohn berichtet.
Bucht von Biskaya
"Mein Vater war Diplombraumeister. 1911 ist er nach Kuba mit dem Segelschiff", erklärt er. Von Bremerhaven aus durch den Ärmelkanal und die Bucht von Biskaya nach Santander in Spanien und von da aus über den Atlantik nach Havanna. Das war laut Veit Laubmeister die Route der mehrwöchigen Reise. Heute hat der 77-jährige Eltmanner Unterlagen, die das Abenteuer des Vaters dokumentieren. So hatte Hans Laubmeister etwa eine Art Aufsatz über die Malzherstellung geschrieben, datiert auf den 20. Mai 1916, erstellt in Havanna mit einer Schreibmaschine. Das ist nun knapp 100 Jahre her und obendrein fällt es heuer auch noch mit dem Jubiläum "500 Jahre bayerisches Reinheitsgebot" zusammen, was in Kuba zwar nicht galt, aber nach dessen Grundsatz der Unterfranke in seiner neuen karibischen Heimat arbeitete. Und das sehr erfolgreich, weiß der Sohn. Dass der Vater nach Deutschland zurückkehrte, hatte er immer damit begründet, dass er das "tropische Klima gesundheitlich auf Dauer nicht verkraften konnte", sagt Sohn Veit.
Veit Laubmeister, der später in die Fußstapfen seines Vaters trat und ebenfalls Bierbrauer wurde (er war Brau- und Malzmeister), hatte mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Gerd noch bis 2001 die Klosterbräu in Ebelsbach betrieben. Ihr Vater war damals in Ebelsbach gelandet, weil er nach seiner Rückkehr aus Kuba im Gebiet des heutigen Kreises Haßberge zunächst in der Steinindustrie Fuß fasste und im Steinbruch bei Kirchlauter Aufgaben übernahm. Warum plötzlich Steine statt Malz? "Da rätsel ich noch heute dran", sagt Veit. Jedenfalls kam es dadurch so, dass Hans Laubmeister in Ebelsbach öfter im Gasthaus Klosterbräu einkehrte, wo er die Wirtstochter Elisabeth Andree kennenlernte. Sie wurde später seine Frau.