Forellen im Wässernachtal dürfen wieder aufatmen

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Simone Nowak. Foto: Archiv
Simone Nowak. Foto: Archiv
 

Nach zwei Wochen in erhöhter Alarmbereitschaft glaubt das Veterinäramt Haßberge, dass die Fischkrankheit VHS besiegt ist. Die nicht auf den Menschen übertragbare Seuche war bei einer Routinekontrolle entdeckt worden.

Die warmen Temperaturen des Spätherbstes hätte Simone Nowak gerne noch ein wenig länger genossen. Allein aus beruflichen Gründen. Schließlich wird es nicht nur über dem, sondern auch im Wasser kälter. "Ich saß daher schon etwas in Wartestellung", sagt die Tierärztin vom Veterinäramt des Landratsamts Haßberge. Eine Woche lang hatte sie die Sorge, dass sich telefonisch Angelvereine oder Züchter melden könnten, die in ihren Teichen dunkel gefärbte Forellen mit Glotzaugen, blassen Kiemen und Blutungen sowohl im Auge als auch an den Flossenansätzen gefunden haben.

Denn das hätte wohl bedeutet, dass auch diese Tiere mit der hochansteckenden Fischseuche "Virale Hämorrhagische Septikämi der Salmoniden" (VHS) infiziert sind, die erst bei Wassertemperaturen unter 14 Grad ausbricht. "Dann wird das Immunsystem der Fische mehr belastet, so dass sie für die Krankheit anfälliger werden", erklärt Nowak. Doch die Anrufe blieben aus. Alles gut gegangen?


"Haben die Krankheit ausradiert"

Offenbar hatte das Veterinäramt schnell genug gehandelt, als Ende Oktober in einem Teich im Wässernachtal bei einer Routinekontrolle die Seuche nachgewiesen wurde - und der Bereich der Wässernach sowie deren Seitenarme bis zum Main prompt zum Sperrgebiet wurden. "Inzwischen würde ich sagen, dass wir die Krankheit ausradiert haben", sagt Nowak zuversichtlich.

Für Menschen ist die Seuche jedoch ebenso ungefährlich wie für andere Fischarten. "Das ist wie mit dem menschlichen Schnupfen. Der ist auch nicht auf Haustiere wie etwa Hunde übertragbar." Lediglich Forellen haben mit VHS wenig zu lachen. Schon kurz nachdem der Befund feststand, wurden, streng nach der Fischseuchenverordnung, alle Fische gefangen und beim Zweckverband Tierkörperbeseitigung in Walsdorf verbrannt - was mit Wasser nur schwer möglich ist. Es wurde daher in den nebenliegenden Bach abgeleitet. Eine Gefahr, dass sich dadurch Forellen in anderen Teichen, die ebenfalls mit dem Wasser der Wässernach oder des Mains gespeist werden, infizieren, bestehe aber nicht. "Der Virus haftet nur an den Fischen und die haben wir ja rausgeholt", sagt Nowak.

Eine viel größere Sorge bereiteten der 42-Jährigen Vögel wie Reiher, die nicht nur die für Veterinäre ärgerliche Angewohnheit haben, Fischreste und damit auch Erreger in Gewässern hervorzuwürgen, sondern manchen Fisch aus einem Teich fangen und dann über einem anderen verlieren. Schließlich versucht der glitschige Wasserbewohner auch zu entkommen, wenn er sich nicht mehr in seinem Element befindet.


Erster Fall in Bayern

Dass die Seuche auf diesem Weg nach Unterfranken gelangt sein könnte, bezweifelt Nowak aber. Zwar seien im angrenzenden Baden-Württemberg einige Teiche von VHS befallen, doch der Virus sterbe nach rund 60 Minuten an der Luft ab. "Wir waren schon etwas irritiert, denn so eine Fischkrankheit hatten wir schon lange nicht mehr", sagt die Tierärztin. "Noch ist unklar, wie sie bis zu uns gekommen ist, zumal mir in Bayern kein Fall bekannt ist." Eine Möglichkeit sei, dass ein infizierter Fisch hinzugekauft wurde.

Da sich vor allem Schlachtfische in dem betroffenen Teich tummelten, geht die 42-Jährige nicht davon aus, dass ein infiziertes Tier den Weg in eine andere Fischhaltung gefunden haben könnte. "Zuchtfische werden normalerweise im Frühjahr ausgesetzt, da wäre das für diese Jahreszeit äußerst untypisch", sagt Nowak.

Das berühmte Glück im Unglück hatten die Prüfer bei den umliegenden Gewässern. Statt Forellen befanden sich dort meist Karpfen - die sich bester Gesundheit erfreuten. "Und alles, was Forellen hat, ist kontrolliert worden", sagt Nowak. "Jedenfalls alles, was uns bekannt ist". Denn nicht jeder Verein oder Teichbesitzer meldet seine Bestände beim Amt. Die Seuche soll dennoch überwunden sein - trotz der inzwischen eher kalten Temperaturen.