Noch in diesem Jahr könnte mit dem Bau eines Versorgungssystems für öffentliche Gebäude von Stadt, Staat und Landkreis im Eberner Stadtgebiet begonnen werden. Dem Eberner Stadtrat wurde das Konzept vorgestellt.
Biogas ist out,es lebe Biomethan. Nach der vergeblichen Suche nach einem Standort zum Bau einer Biogasanlage, die von Landwirten aus der Region betrieben wird, vollzog Eberns Stadtrat einen Schwenk: Im Bereich des Freibades soll in Zusammenarbeit mit der Gasversorgung Unterfranken (Gasuf) ein Blockheizkraftwerk gebaut werden, das zu 70 Prozent mit dem "Biogas" Biomethan und zu 30 Prozent mit Erdgas befeuert wird.
In diesem Kraftwerk soll sowohl Strom als auch Warmwasser produziert werden. Damit könnten mehrere öffentliche Gebäude im Stadtgebiet (Schulen, Kindergarten, Ämtergebäude, Krankenhaus, Hallen- und Freibad) beheizt werden. Die entsprechenden Pläne stellte Gasuf-Geschäftsführer Thomas Merker den Stadträten vor, die sich - bei zwei Gegenstimmen - dafür erwärmen konnten.
4,7 Millionen Kilowattstunden sollen so pro Jahr erzeugt werden.
Alternative ncht umsetzbar Bürgermeister Robert Herrmann (CSU) berichtete zunächst von einem Gespräch mit dem potenziellen Projektanten für die Biogasanlage, Matthias Klöffel von der Agrokraft Bad Königshofen, der "keinen Weg mehr sieht, dieses Projekt weiter zu verfolgen". Der Bürgermeister: "Wir wollten ja das Konstrukt der Landwirtschaft. Aber es ging halt nicht, weil keine passenden Grundstücke verfügbar waren." Womit der Weg für die Gasuf-Vertreter bereitet war.
Merker verwies auf eine Besprechung am Landratsamt, da auch viele Kreisgebäude angeschlossen werden sollen.
"Der Landrat hat unsere Pläne wohlwollend aufgenommen, was ich als grünes Licht werte, dass der Landkreis sich anhängt."
Dies gilt nicht nur für die Wärmeleitungen, sondern auch als Gesellschafter. So soll die Eberner Biomassewärme Gmbh, mit der Stadt und Gasuf bereits das Kraftwerk in der einstigen Kaserne betreiben, ausgebaut und das Kapital aufgestockt werden, wobei auch der Landkreis als Gesellschafter einsteigt.
Alternative Standorte Die Kosten für das Nahwärmenetz gab Merker mit 2,5 Millionen Euro an. Der Wärmepreis liege bei 8,6 Cent für die Kilowattstunde. Der Gasuf-Geschäftsführer schloss nicht aus, dass auch Privathaushalte entlang der Rohrtrassen anschließen könnten. Einen Baubeginn hielt er noch in diesem Jahr für möglich, schob aber gleich eine Warnung hinterher: "Dazu müssen wir die halbe Stadt umbuddeln.
Das wird nicht einfach, weil 1,50 Meter breite Gräben notwendig sind", gab er in Bad Neustadt gemachte Erfahrungen weiter.
Franz Geuß (CSU) störte sich am möglichen Bau des Blockheizkraftwerkes, das 20 auf 15 Meter groß und fünf Meter hoch wird, innerhalb des Freibadgeländes. "Als alternative Standorte schlage ich die alte Kläranlage oder den Parkplatz oberhalb des Freibades vor." Auch Thomas Limpert (CSU) fürchtete störende Geräusche, die Badegäste belästigen könnten.
Thomas Wagner (Freie Wähler) machte aus seinem Misstrauen keinen Hehl: "Wir werden immer mehr Teil von Geld- und Energiegesellschaften. Es macht mich stutzig,wenn so große Konzerne uns kleine Gemeinden mit ins Boot holen wollen."
Alternative Partner? Auch Oliver Kröner (EAL) hegte Bedenken und wunderte sich über die Zustimmung aus Haßfurt.
"Eigentlich geht der Trend im Landkreis doch in eine andere Richtung, um die Wertschöpfung am Ort zu halten." Mit der Gasuf hingegen, hinter der Eon Bayern zu 50 Prozent stehe, fließe das Geld ab. Kröner: "Ich tu' mich schwer, das mitzutragen." Tat er denn auch nicht: Zusammen mit Harald Pascher (FDP) gehörte er zu den einzigen Ablehnern. Kröner regte weiterhin an, sich anstelle der Gasauf andere Partner zu suchen: "Warum nicht die Energiegesellschaft des Landkreises?"
Dafür hatte Bürgermeister Herrmann prompt an eine Antwort parat: "Dieses Geschäftsmodell ist bei denen noch gar nicht aktuell und die sind mit Windrädern und der Photovoltaikanlage entlang der Autobahn ausgelastet." Der Bürgermeister weiter: "Wir haben mit der Gasuf Experten an unserer Seite und können den Verbrauchern eine gute Lösung anbieten, nachdem wir alle anderen Varianten geprüft haben."
Unterstützung fand er bei Jürgen Hennemann (SPD): "Wir sollten dieses Projekt unbedingt weiterverfolgen, denn anders kommen wir nicht zu einem Nahwärmenetz." Allerdings regte Hennemann an, dass eine Leitungstrasse nicht in der Georg-Nadler-Straße, sondern am Bahndamm entlang verlegt werde.