Mordprozess im Fall Janina: Schütze kann sich angeblich kaum erinnern
Autor: Peter Groscurth
Bamberg, Mittwoch, 07. Dezember 2016
In Bamberg hat der Mordprozess gegen Roland E. begonnen, der die elfjährige Janina erschossen haben soll. Der Angeklagte kann sich angeblich kaum erinnern.
+++ 11-Jährige Janina an Silvester erschossen: Urteil im Mordprozess
Die Kappe tief ins Gesicht gezogen und versteckt hinter einem Aktenordner, sitzt Roland E. im Verhandlungssaal des Landgerichts Bamberg. An seinem 54. Geburtstag wird dem Fahrer der JVA Ebrach der Prozess gemacht. Er ist angeklagt, die elfjährige Janina in der Silvesternacht im Oberauracher Ortsteil Unterschleichach (Landkreis Haßberge) erschossen zu haben.
Anklage: Tat billigend in Kauf genommen
In seiner Anklage wertet Oberstaatsanwalt Otto Heyder die Tat als Mord, da Roland E. aus Wut und Ärger über die Störung der feiernden Gruppe mit seiner Waffe im flachen Winkel in Richtung der Personen geschossen haben soll. Dabei kam Janina ums Leben. Der Rettungsdienst brachte das schwer verletzte Mädchen zwar noch in ein Krankenhaus, dort starb es aber nach einer mehrstündigen Notoperation. Heyder: "Dies hatte der Angeklagte zumindest billigend in Kauf genommen."Der frühere Maurer bestreitet dagegen jede Tötungsabsicht. Er habe nicht bewusst in Richtung von Menschen geschossen, heißt es in einer Erklärung, die dessen Anwalt Thomas Drehsen verliest. "Er bedauert zutiefst, was am 1. Januar 2016 passiert ist", so sein Verteidiger.
Bei dem Angeklagten waren vier Waffen sichergestellt worden und zahlreiche Patronen. Früher habe er im Krieger- und Soldatenverein geschossen, sagt der Mann vor Gericht. Allerdings könne er aufgrund zitternder Hände schon länger nicht mehr schießen. Außerdem schlucke er täglich einen Mix aus Schmerz- und Schlaftabletten sowie Anti-Depressiva, antwortet er auf Fragen des Vorsitzenden Richters Manfred Schmidt nach dem Gesundheitszustand.
Und die Waffen? Warum hat er die behalten, will der Richter wissen. Antwort: "Besser wär's gewesen, ich hätte den Scheiß verkauft." Was E. in der Neujahrsnacht jedoch dazu brachte zu schießen, wisse er nicht.
Nach den Schüssen die Waffe gereinigt und Hülsen versteckt
Richter Schmidt hakt immer wieder nach und fragt E., was er in der Tatnacht gemacht habe. Warum er den Revolver aus dem Keller geholt habe, den er zuvor geladen hatte. Eine kleinkalibrige Waffe, die extrem leise sei. Warum Roland E. sich am Haus so positionierte, dass er von der Straße aus nicht gesehen werden konnte.Zudem hat er nach den Schüssen den Revolver etwa zehn Minuten gereinigt und die Hülsen nicht etwa nur weggeworfen, sondern in der Asche eines Ofens versteckt. Richter Schmidt: "Das sind alles stimmige Vorgänge, hinter denen ein Wille steckt. An den Grund aber, warum sie das so gemacht haben, daran wollen sie sich nicht mehr erinnern können."
Sogar am Morgen nach der Tat belog Roland E. eine Polizistin, die Informationen und Hinweise sammeln wollte. Oberstaatsanwalt Heyder richtet einen Appell an den Angeklagten: "Sie sind es den Angehörigen von Janina schuldig zu sagen, warum sie geschossen haben. Überlegen sie sich gut ihre Antwort." Die fällt nichtssagend aus: "Ich weiß es nicht mehr." Doch aufgrund der akribischen Ermittlungen der Polizei und auch vielen Hinweisen aus der Bevölkerung kamen die Ermittler Roland E. auf die Spur und nahmen ihn am 13. Januar fest. Ein Urteil soll am 22. Dezember fallen.