Erster Wein aus Untermerzbach

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Die Untermerzbacher halten ihre ersten Flaschen mit dem "Tafelglück" in Händen. Aus den Mitgliedern des Obst- und Gartenbauvereins könnten auf Dauer ambitionierte Hobbywinzer werden. Foto: Helmut Will
Die Untermerzbacher halten ihre ersten Flaschen mit dem "Tafelglück" in Händen. Aus den Mitgliedern des Obst- und Gartenbauvereins könnten auf Dauer ambitionierte Hobbywinzer werden.  Foto: Helmut Will
Je eine Flasche Wein gab es für diejenigen, die Trauben für den diesjährigen Wein zur Verfügung gestellt hatten. Auf dem Foto von links: Wilhelm Greiff, Helga Scheichenost, Boris Bayer, Hedwig Schumann, Norbert Scheichenost. Foto: Helmut Will
Je eine Flasche Wein gab es für diejenigen, die Trauben für den diesjährigen Wein zur Verfügung gestellt hatten. Auf dem Foto von links: Wilhelm Greiff, Helga Scheichenost, Boris Bayer, Hedwig Schumann, Norbert Scheichenost. Foto: Helmut Will
 
Stolz präsentieren Norbert Scheichenost, Vorsitzender des Vereins für Gartenbau und Landespflege, und "Hobbywinzer" Wilhelm Greiff (von links) den ersten Wein aus Untermerzbach. "Merzbacher Tafelglück" wurde er "getauft." Foto: Helmut Will
Stolz präsentieren Norbert Scheichenost, Vorsitzender des Vereins für Gartenbau und Landespflege, und "Hobbywinzer" Wilhelm Greiff (von links) den ersten Wein aus Untermerzbach. "Merzbacher Tafelglück" wurde er "getauft." Foto: Helmut Will
 
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Auf einem kleinen Ziehwagen wurden erste Flaschen des "Merzbacher Tafelglück" präsentiert. Foto: Helmut Will
Auf einem kleinen Ziehwagen wurden erste Flaschen des "Merzbacher Tafelglück" präsentiert. Foto: Helmut Will
 
Mit Spannung warten die Mitglieder des örtlichen OGV auf den ersten Schluck des "Merbacher Weins." Foto: Helmut Will
Mit Spannung warten die Mitglieder des örtlichen OGV auf den ersten Schluck des "Merbacher Weins." Foto: Helmut Will
 
Das Etikett des "Merzbacher Tafelglück", ein Unikat für den "Merzbacher Wein", geschaffen und gestaltet vom Künstler Gerhard Kanz und von Pia Bayer. Foto: Helmut Will
Das Etikett des "Merzbacher Tafelglück", ein Unikat für den "Merzbacher Wein", geschaffen und gestaltet vom Künstler Gerhard Kanz und von Pia Bayer. Foto: Helmut Will
 

Aus alten Weinstöcken, sie sich in der Itzgrundgemeinde finden, wurde erstmals ein eigener Rebensaft produziert. Der Hobbywinzer Wilhelm Greiff hat die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins für die Idee begeistert

Typische Hanglagen für einen Weinanbau gibt es in Untermerzbach nicht und auch kein Weingut - einen Winzer dagegen schon und auch Wein. Die Mengen allerdings sind überschaubar. "Merzbacher Tafelglück" wurde der gute Tropfen getauft und bei der Ortsversammlung des Vereins für Gartenbau und Landespflege (OGV) in der Gaststätte "Hunneneiche" als "Schmankerl" kredenzt.

Die Produktion von Wein gehört nicht unbedingt zu den Aufgaben eines Obst- und Gartenbauvereins, die Ortsverschönerung dagegen schon. Im Fall Untermerzbachs kommt beides zusammen. Ein gepflegter Weinstock an einem Gebäude trägt zur Verschönerung des Ortsbildes bei, und der Weinstock am ehemaligen Rathaus in der Bachgasse brachte den "Weinanbau" in der Gemeinde im Itzgrund "ins Rollen." Einer, dem ungepflegte Weinstöcke ein "Greuel" sind, ist Wilhelm Greiff. Er war es auch, der in Untermerzbach einige alte Weinstöcke entdeckt hat.
Der erste war der am alten Rathaus.

Die Leute vom OGV sind begeistert weil sie das "Merzbacher Tafelglück" mit ihren eigenen Weintrauben unterstützen konnten. Deshalb sollen in einem Garten Bäume entfernt werden, damit die Reben genug Sonne bekommen.
Greiff, von Beruf Elektroingenieur und selbst Mitglied beim OGV Untermerzbach, konnte Vorsitzenden Norbert Scheichenost überzeugen, den Versuch zu wagen, "Untermerzbacher Wein" herzustellen. Angefangen hatte alles mit einem "Federweißen" im Jahr 2014 aus Trauben alter Rebstöcke.


Eine Art Reflex

"Alte Rebstöcke sind in Untermerzbach einfach da. Und ich habe das Glück, dass mir Kenntnisse, mit ihnen umzugehen, vermittelt wurden", sagt Wilhelm Greiff. Immer, wenn er einen alten Weinstock entdecke, löse das bei ihm einen Reflex aus. "Gedanken, wie könnte ich den schneiden, erziehen, wie würde die Hauswand danach aussehen, wie viele Trauben könnte er liefern, gehen mir immer wieder durch den Kopf", sagt der "Freund der Weinstöcke."

Greiff überlegt, was die "Merzbacher" bewogen haben könnte, in der sogenannten "schlechten Zeit" nach dem Krieg ihre Häuser ausgerechnet mit Weinreben zu bepflanzen. "Haben tatsächlich Flüchtlinge, wie meine Mutter sich zu erinnern glaubt, Reben mitgebracht?" Und : "Warum zweifelte offenbar niemand daran, dass die Reben noch im Itzgrund hinter dem Hambach wachsen?" Das sind Gedanken die Wilhelm Greiff umtreiben.
Er denkt auch darüber nach ob es Zufall ist, dass Oberheimbach am Mittelrhein, wo er zehn Jahre mit seinem Lehrmeister einen Weinberg mit Riesling bewirtschaftete, auf dem gleichen Breitengrad wie Untermerzbach liegt. Spannende Fragen, die den Weinliebhaber bewegen und sein Engagement für Weinbau in Untermerzbach beflügeln. Er begibt sich deshalb gerne mit den "Merzbachern", und hier vor allem mit Vertretern vom OGV mit ihrem Vorsitzenden Norbert Scheichenost, auf Spurensuche. "Vielleicht gibt es ja in unserem Ort auch mal einen Riesling wie am Mittelrhein?", sinniert Wilhelm Greiff.


Im heimischen Keller gereift

Am Mittwochabend erwartete die Mitglieder in der Gaststätte "Hunneneiche" ein kleiner Holzziehwagen, auf dem mehrere Weinflaschen mit dem "Merzbacher Tafelglück", versehen mit dem hierfür eigens von dem Untermerzbacher Künstler Gerd Kanz und von Pia Bayer entworfenen und gestalteten Etikett, zu sehen waren. Norbert Scheichenost freute sich, den ersten Untermerzbacher Wein präsentieren zu können. "Wein fördert die Geselligkeit und Ihr seht, er hat uns auch heute in großer Zahl zusammengebracht", freute sich der Vorsitzende.
Er lobte den Einsatz von Wilhelm Greiff, der diesen Wein in seinem heimischen Keller mit Trauben, die von verschiedenen Mitgliedern zur Verfügung gestellt wurden, produzierte.

"Der Wein stammt von fünf Weinstöcken, die teilweise noch nicht bestimmt sind, weil es sich um alte Stöcke handelt" erklärte Wilhelm Greiff. Nur der Weinstock "Weißer Gutedel" sei gesichert, der aus der Schweiz oder auch aus Frankreich stammen könne. Greiff beschreibt den guten Tropfen als einen halbtrockenen und lieblichen Weißwein der frisch und fruchtig rieche und im Abgang einen leichten Schokoladengeschmack habe. Auf diese Geschmacksrichtung habe er den Wein gebracht, um ihn für alle etwas "mundiger" zu machen.
Wilhelm Greiff ist begeistert, dass sich im Ort mittlerweile elf Familien der Idee, eigenen Wein in Untermerzbach anzubauen, angeschlossen haben und ihre alten Haus-Rebstöcke pflegen lassen oder auch neue ansetzen.
Mit Blick auf dem kleinen mit Weinflaschen "gespickten" Holzziehwagen schmunzelte Greiff: "Vielleicht brauchen wir im kommenden Jahr schon einen größeren Ziehwagen und in einigen Jahren einen Leiterwagen, um unseren Wein zur ,Hunneneiche' transportieren zu können. Die Weinproduktion scheint demnach in Untermerzbach für ihn und die Mitglieder des OGV eine gewisse Priorität zu haben.


Deutlicher Zuwachs

Der Weinstock am alten Rathaus lieferte im Jahr 2014 fünf Kilogramm Trauben, heuer, nach entsprechender Pflege, bereits 41 Kilogramm, erläuterte Wilhelm Greiff. 120 Kilogramm Weintrauben hat Greiff aus dem Jahr 2015 in Arbeit um diese in seinem heimischen Keller als Wein zu veredeln. "Für mich ist es wie Musik, wenn ich in den Keller komme und das Blubbern höre, wenn der Wein vergärt", erzählt er.
Nachdem alle ihre Weintrauben abgeliefert hatten und aus den Händen von Wilhelm Greiff und Norbert Scheichenost je eine erste Flasche "Merzbacher Tafelglück" erhalten hatten, konnten endlich das edle Getränk gekostet werden. Schon nach dem Öffnen der Flasche war der fruchtig frische Geruch zu bemerken, dessen Duftnote sich beim Schwenken im Weinglas noch weiter entfaltete, im Rachen und im Abgang einen angenehmen und anhaltenden Geschmack hinterließ.


Ein neues Schmankerl"

Die "Merzbacher" waren sich beim Zuprosten einig: "Ein guter Tropfen." Mit dem 66-
jährigen Rentner und Hobbywinzer Wilhelm Greiff scheint der "Merzbacher Tafelglück" auf einen guten Weg zu sein. Jedenfalls hat der OGV dessen Idee umgesetzt und so in der Gemeinde im Itzgrund ein "neues Schmankerl" geschaffen, wie es Vorsitzender Norbert Scheichenost ausdrückte.
Die Bezeichnung "Merzbacher Tafelglück" wurde übrigens gewählt, weil der Wein über die Stock- und Kellerarbeit, über die Vergärung in alten Glasballons bis zum Etikett ein Gemeinschaftswerk vieler ist und es als "Glück" angesehen wird, dass in Untermerzbach Wein produziert werden kann.