Mit der Enthüllung eines Gedenksteins für Martin Baetz ehrt die Stadt Ebern einen Kämpfer für die Eröffnung des Zugverkehrs durch den Baunachgrund zum Ende des 19. Jahrhunderts.
Vor 120 Jahren, am 25.Oktober 1895, wurde die erste Bahn in Ebern jubelnd empfangen. Der Hartnäckigkeit des ehemaligen Abgeordneten der "Vereinigten Liberalen", Martin Baetz war es zu verdanken, dass Ebern einen Bahnanschluss bekommen hat. Am Sonntag wurde Baetz Leistung mit der Enthüllung eines Gedenksteines gewürdigt.
Johann Martin Baetz war ein fränkisch-bayerischer Unternehmer und Landespolitiker, der am 14. November 1830 in Memmelsdorf in Unterfranken geboren wurde und am 22. November 1885 in Ebern gestorben ist. Andreas Jost aus Wertheim am Main, ein Ur-Ur-Ur-Enkel von Martin Baetz, war zu dieser Feierstunde in die Haßberge gekommen.
Rentable Linie
"Die Leistung von Martin Baetz verdient Anerkennung, die mit dem Gedenkstein zum Ausdruck kommen soll", sagte Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD). Die Eisenbahnstrecke Bamberg-Ebern habe sich von der Rentabilität her zur zweitbesten Lokalbahn des damaligen Königreiches Bayern entwickelt. Leider habe die Bahn heute in Ebern ihren Endpunkt, der früher in Maroldsweisach gelegen habe.
"Der Bahnanschluss brachte für Ebern den Anschluss an die Welt, wirtschaftliche Entwicklung und Aufschwung", so der Bürgermeister. In Ebern habe die Bahn für die Entwicklung des FAG Werkes gesorgt, viele Produkte wurden mit der Bahn zu den Automobilherstellern transportiert. "Nach dem Krieg wurde die Bahn für den Güterverkehr für Express- und Frachtgut genutzt, Schotter aus dem Basaltwerk Maroldsweisach wurde transportiert, Warenlieferungen für die Firma Kugelfischer und Düngemittel für die Baywa", zählte der Bürgermeister auf. Auch der Beförderung von Schülern von Ebern nach Bamberg, die dort weiterführende Schulen besuchen konnten, kam lange Zeit eine Bedeutung zu.
1964 modernisiert
"1964 wurde der Bahnhof modernisiert und man glaubte an die Zukunft der Strecke", so Hennemann. Viele würden sich noch an den Flachbau am Bahnhof, die Schalterhalle und die Bahnhofswirtschaft erinnern. Als 1977 die Bahnstrecke wegen eines Defizits von vier Millionen Mark eingestellt werden sollte, wollte man sich im Baunachgrund damit nicht abfinden. "1979 kam es zur Bürgerinitiative ,Bahn statt Bus im Baunachtal', an der sich Gemeinden parteiübergreifend beteiligten", erläuterte der Bürgermeister. 6500 Unterschriften wurden damals an Staatssekretär Georg von Waldenfels (CSU) übergeben, um den Erhalt der Bahn durchzusetzen. "Es wurde was erreicht, tatsächlich wurden die Pläne zurückgezogen. Das zeigt, wenn eine Region zusammensteht, kann man auch als flaches Land was politisch durchsetzen", sagte Hennemann. Die Teilstillegung der Strecke ab Ebern mit der Einstellung des Personenverkehrs nach Maroldsweisach erfolgte 1988 und der Güterverkehr wurde 2001 eingestellt.
Nostalgie zum Abschluss
"Das war das endgültige Aus für diese Bahnstrecke nach 105 Jahren", so Hennemann. Viele Schaulustige waren 1995 gekommen, als noch einmal eine Nostalgie-Dampflok zum 100. Jubiläum an die "gute alte Zeit" erinnerte. Der Bürgermeister ging dann auf die Entwicklung "rund um die ehemalige Bahnstrecke" der folgenden Jahre bis in die Gegenwart ein.
Entscheidendes bewirkt
Die Anregung für den Gedenkstein, es ist der ehemalige Grabstein von Martin Baetz der auf dem Friedhof in Eyrichshof gestanden hat, kam von Kreisheimatpfleger Günter Lipp. "Der Bürgerverein Ebern setzte sich schon im Jahr 2010 für ein kleines Denkmal für Martin Baetz ein", erläuterte Lipp.
Er betonte, dass Martin Baetz, auch wenn nur wenige mit seinem Namen etwas anfangen könnten, Entscheidendes bewirkt habe. "Er hat sich bei der Königlichen Regierung und den Behörden unermüdlich für den Bau einer Eisenbahn im Weisach-Baunach-Grund eingesetzt", sagte Lipp.
"Im ersten Zug, der von Bamberg nach Ebern fuhr, saß die Stadtkapelle Ebern und spielte schmissige Märsche." Genaueres könne man über den Einweihungstag der Bahnstrecke am 25. Oktober 1895 nicht sagen, weil gerade der Band von 1895 des "Baunach- und Itzboden" im Stadtarchiv fehle und seltsamerweise auch in der Staatsbibliothek München, erläuterte Lipp. Er habe sich zu diesem Thema Kopien der "Allgemeinen Zeitung für Franken und Thüringen" besorgt und werde daraus beim nächsten Heimatkundlichen Gesprächskreis am 12. November berichten.
"Zu Unrecht vergessen"
"Mit dem Gedenkstein wird ein zu Unrecht vergessener, aber hochverdienter Memmelsdorfer und Eberner passend geehrt", schloss Lipp.
Bürgermeister Jürgen Hennemann und Heimatpfleger Lipp enthüllten zusammen mit dem Baetz-Ur-Ur-Ur-Enkel, Andreas Jost, den Gedenkstein an der Ecke Am Bahnhof/Georg-Nadler-Straße .
1871 wurde eine Eisenbahnlinie Bamberg - Fulda über Ebern und Königshofen abgeschmettert.
Aus dem Alphabetischen Repertorium über die Verhandlungen der beiden Kammern des Landtags des Königreich Bayerns in den Jahren 1870, 1871:
„Bamberg-Ebern-Königshofen-Neustadt-Fulda. Eisenbahnlinie. Die Petition des Eisenbahn-Comités aus dem Baunach- und Weisachthale zu Ebern, den Bau einer Eisenbahn in vorgenannter Richtung betr., wird durch die Erklärungen der k. Staatsregierung für erledigt erachtet.“
https://books.google.de/books?id=Z3pAAQAAMAAJ&pg=RA2-PA71&dq=eisenbahn+ebern+k%C3%B6nigshofen+bamberg&hl=de&sa=X&ved=0CEQQ6AEwB2oVChMI18zDxvvgyAIVxzoaCh2LjgPA#v=onepage&q=eisenbahn%20ebern%20k%C3%B6nigshofen%20bamberg&f=false
Bevor die Eisenbahn Ebern erreicht hatte, muss es schon Postomnibus-Verbindungen zwischen Breitengüßbach und Ebern gegeben haben. Interessant: 1850 ist sogar von einer "Eilwagensfahrt" von Bamberg über Ebern und Königshofen nach Neustadt die Rede.
Aus dem Verordnungs- und Anzeige-Blatt für die königlich Bayerischen Posten und Eisenbahnen vom 28. März 1850 (Seite 41): Eilwagensfahrten: "Von Bamberg nach Ebern, Königshofen, Neustadt um 8 Uhr Morgens."
https://books.google.de/books?id=WMdEAAAAcAAJ&pg=PA41&dq=eisenbahn+k%C3%B6nigshofen+bamberg&hl=de&sa=X&ved=0CDMQ6AEwAmoVChMI54qw0_bgyAIVB-5yCh3BbgmA#v=onepage&q=eisenbahn%20k%C3%B6nigshofen%20bamberg&f=false
Martin Baetz war ein Politiker, der sich dem Bericht nach mit voller Kraft für Ebern eingesetzt hat. Er sollte in dieser Hinsicht ein Vorbild für heutige Politiker sein.
Wie würde es eigentlich jetzt aussehen, angenommen es gäbe noch keine Eisenbahn im Landkreis Haßberge und die Staatsregierung würde nur eine Bahnlinie bewilligen: Beworben hätten sich aber drei Städte, Ebern, Hofheim und Haßfurt. Nur eine dürfte einen Bahnanschluss bekommen.
Wie würden die heutigen Kreispolitiker entscheiden? Ich fürchte, die Antwort braucht niemand zu geben, siehe Bereitschaftspraxis.
Offenbar hatte schon weit vor 1895 in Ebern der Wunsch nach einem Bahnanschluss bestanden, denn die Bamberger Neuesten Nachrichten vom 7. Februar 1872 berichteten über eine „Bitte des zu Ebern bestehenden Comités zur Herstellung einer Eisenbahn von der Landesgrenze zwischen Coburg und dem bayerischen Itzgrunde über Untermerzbach, Ebern nach Haßfurt und Schweinfurt ...“.
Der Bahnanschluss nach Coburg schien damals sehr begehrt gewesen zu sein, denn die Hofheimer und Königshöfer brachten dem Königlich Bayerischen Landtag ebenfalls ihre Wünsche vor, an eine Bahnlinie Coburg – Schweinfurt angeschlossen zu werden.