Druckartikel: Ein Topf voller kultureller Vielfalt

Ein Topf voller kultureller Vielfalt


Autor: Ronald Heck

Zeil am Main, Samstag, 16. Juli 2016

Am 14. und 15. Juli fand in Zeil das "Fest der Begegnung" statt. Gottesdienst, kulinarische Köstlichkeiten und Musik lockten auf den Zeiler Kapellenberg.
Beim "Fest der Begegnung" kochen Flüchtlinge und Deutsche gemeinsam ein syrisches Gericht aus Hühnchen, Gemüse und Curry. Fotos: Ronald Heck


Mohammad Alaa-Al Din serviert mit einer großen Kelle das syrische Gericht "Beriani" auf die Teller. Es riecht nach Curry und Gewürzen. Der 32-jährige Syrer und seine Frau Lama Husseino haben das Reisgericht mit Hühnerfleisch und Gemüse frisch gekocht - für alle Besucher des "Festes der Begegnung" am Zeiler Käppele. Die Zutaten haben Deutsche und Asylbewerber zusammen klein geschnitten - ganz im Sinne des Mottos "Deutsche und Ausländer feiern gemeinsam". Das alljährliche Sommerfest des Caritasverbandes Haßberge fand in diesem Jahr im Rahmen des Kino-Sommers der Zeiler Pfarrei Sankt Michael mit dem Capitol-Kino Zeil statt.


Kontakt mit Flüchtlingen stärken

"Die Caritas hat noch einen Platz für ihr Sommerfest gesucht und der Freialtar am Zeiler Käppele ist dafür der perfekte Ort", erklärt Gemeindereferent Rudi Reinhart. Rund 150 Menschen - Flüchtlinge und Deutsche, viele Familien und Kinder - sind an diesem Donnerstagabend auf den Zeiler Kapellenberg gekommen. Um den steinernen Freialtar mit dem großen Steinkreuz ist eine Beschallungs- und Lichtanlage aufgebaut. An den Biertischgarnituren davor sitzen die Besucher und essen, trinken und verfolgen das Bühnenprogramm. Unter Pavillons stehen Buffets mit einheimischen und ausländischen Köstlichkeiten. Nebenan spielen deutsche gemeinsam mit Flüchtlingskindern Sackhüpfen, Dosenwerfen und Fußball.

Den Auftakt zum Fest der Begegnung bildet ein katholischer Gottesdienst, musikalisch begleitet von der Band "Vinolentum" und gestaltet von Pfarrer Michael Erhart. Die Themen "Flüchtlinge, Krieg und Asyl" kommen auch in der Predigt, den Fürbitten und Liedern zur Sprache. Der Tenor: "aufstehen, aufeinander zugehen". In einer kurzen Ansprache erwähnt Gemeindereferent Rudi Reinhart, dass er im Vorlauf des Festes auch mit Menschen geredet habe, die Flüchtlingen gegenüber kritisch eingestellt sind. "Wir werden nur Ängste abbauen und die Leute integrieren können, wenn wir auf sie zugehen. Ansonsten werden sie sich zurückziehen", erklärt er. Das zweitägige Fest der Begegnung sollte deshalb eine Möglichkeit sein, den Kontakt zwischen deutschen Bürgern und den Migranten, die in der Region leben, zu verstärken. "Also, ich bin total positiv überrascht. Es ist toll, dass hier so viele Flüchtlinge und auch Deutsche sind, die miteinander ins Gespräch kommen", sagt Rudi Reinhart.

Das syrische Reisgericht ist an diesem Tag sehr beliebt. "Das Essen war sehr gut", ist die Meinung einer Frau aus Zeil. Die Köchin Lama Husseino erklärt, wie es dazu kam: "Herr Reinhart hat mich gefragt, ob wir etwas Syrisches kochen können. Die Idee war es, gemeinsam zu kochen. Ich habe den Curryreis gemacht. Und die Paprika, Karotten und Tomaten für die Soße haben wir vorhin alle zusammen geschnitten." Die 26-jährige Syrerin und ihr Mann leben seit neun Monaten in Haßfurt. Husseino war in ihrer Heimat Englischlehrerin, sie erwartet gerade ein Kind. Ihr Mann Mohammad Alaa-Al Din arbeitet zurzeit in einem Dönerladen in Haßfurt. Das Fest am Zeiler Käppele gefällt beiden sehr gut.

Auf der Bühne spielt mittlerweile die Zeiler Funkrock-Band "Looking down the Barrel". Einige Zuhörer tanzen, es wird viel gelacht, die Stimmung unter den Besuchern ist heiter. Im Publikum sitzt Andrea Fischer aus Eltmann. Sie engagiert sich in der Asylhilfe und ist zusammen mit dem 15 Jahre alten Syrer Dejuar auf das Fest gekommen. Sie findet es wichtig, solche Begegnungen mit Flüchtlingen zu ermöglichen. Dejuar lebt seit zehn Monaten zusammen mit seiner Familie in Eltmann und besucht die siebte Klasse der Mittelschule, erzählt er. "Mir hat alles gefallen", sagt Dejuar, der ein Deutschland-T-Shirt trägt.

Die Stimmung wird immer ausgelassener, als die syrischen Musiker um Sewar Bilal zu Mikrofon und arabischen Zupfinstrumenten greifen. Besonders viel Applaus bekommen sie für ihre Interpretation des Frankenliedes. Am späten Abend füllt sich die Tanzfläche, Hand in Hand tanzen Flüchtlinge und Deutsche zu den arabischen Klängen. Zum Abschluss wurde auf einer großen Leinwand der Film "Madame Mallory & der Duft von Curry" gezeigt.