Ilse Ultsch, die seit 34 Jahren als Pflegefachkraft arbeitet, gibt Einblicke in ihren anspruchsvollen Beruf. Die ihr anvertrauten Senioren in Ebern und Chefin Ute Engel schwören auf die gute Seele.
Der Beruf fordert den ganzen Menschen und führt oft an die Grenzen der psychischen- und physischen Belastbarkeit. Pflegedienstfachkräfte sind ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Gesellschaft, die für alte und gebrechliche Menschen einen unschätzbaren Dienst leisten. Es ist kein Beruf wie jeder andere, denn er fordert Verständnis, Einfühlungsvermögen, Mitgefühl und Durchsetzungsvermögen, ohne die Professionalität aus den Augen zu verlieren.
Die 51-ährige Ilse Ultsch ist seit 34 Jahren in der Pflege tätig, davon 23 Jahre im Seniorenheim "St. Elisabeth" in Ebern. Als sie durch den von ihr geführten Wohnbereich geht, winken ihr einige der Seniorinnen freudig zu. Besonders angetan von ihr ist die 91-jährige Erna Dill. "Sie ist eine ganz Liebe", sagt die Senioren und nickt Ilse Ultsch freundlich zu. Erna Dill wohnt seit sieben Jahren im Seniorenzentrum St. Elisabeth in Ebern.
Die Einstellung muss passen
"Abwechslungsreich ist mein Beruf schon, aber natürlich auch psychisch und physisch belastend", sagt Ilse Ultsch, die für ihren Wohnbereich und als stellvertretende Pflegedienstleiterin auch für die anderen Wohnbereiche als Vorgesetzte Mitverantwortung trägt.
Seit ihrem 17. Lebensjahr widmet sich die Pflegefachkraft während und nach ihrer dreijährigen Ausbildung alten und kranken Menschen. Sie grübelt: "Ja, für diesen Beruf braucht man schon viel Kraft und eine absolut positive Einstellung älteren Menschen gegenüber, dann macht es auch Freude, für die meist sehr lieben Menschen da zu sein."
Ute Engel, seit April 2013 Leiterin des Seniorenheims St. Elisabeth bestätigt die hohe Belastung ihrer Mitarbeiterinnen. 68 Pflegeplätze für die Pflegestufen eins bis drei sind in St.
Elisabeth, einer Einrichtung des Diakonischen Werks Bamberg-Forchheim, vorhanden, etwa 50 Mitarbeiterinnen kümmern sich in diesem Haus in der Kapellenstraße 14 in Ebern nach den Worten der Leiterin um ihre Bewohner. "Demenz und schwerste Pflegebedürftigkeit ist Thema in unserem Seniorenheim", sagt Ute Engel.
Während Ilse Ultsch durch ihren Wohnbereich geht, geht ihr Blick nach rechts und links, immer dorthin, wo ein Bewohner oder eine Bewohnerin im lichtdurchfluteten Gang sitzt. Dabei bemerkt sie im Vorbeigehe,n wo es fehlt. Sie geht mal da, mal dorthin, rückt ein Glas oder eine Tasse auf dem Tisch, wo die Senioren sitzen zurecht, unterstützt Bedürftige beim Trinken, schiebt jemanden im Rollstuhl, der direktem Sonnenlicht ausgesetzt ist, in einen schattigen Bereich, hat immer ein freundliches Wort für die Senioren, die sie stets mit Namen anspricht.
Von vielen erntet sie dankbare Blicke.
"Diese Blicke sind für mich Lohn und Freude, geben mir Kraft für meine Arbeit", sagt Ilse Ultsch.
Fachkräfte sind rar
Ute Engel bedauert, dass es im Pflegebereich nicht einfach sei, Fachkräfte zu bekommen, obwohl dieser Beruf sehr facettenreich und zweifelsfrei ein Beruf mit Zukunft wäre. "Wir haben bei den Pflegefachkräften auch mitunter einen Wechsel, weil manchen die Arbeit zu schwer ist und sie diese aus gesundheitlichen Gründen nicht weiter ausüben können", erklärt Leiterin Ute Engel. Aber manche würden das auch über Jahrzehnte machen.
"Ein Paradebeispiel hierfür ist unsere Frau Ultsch", freut sich die Chefin. Ilse Ultsch ist in ihrer Funktion als stellvertretende Pflegedienstleiterin und Praxisanleiterin auch für die Ausbildung der Nachwuchskräfte zuständig.
"Sieben weibliche Azubis haben wir gegenwärtig in St.
Elisabeth und ich sage ihnen immer wieder, dass sie zu ihrem Beruf eine positive Einstellung entwickeln müssen." Man müsse sie auffangen und stärken, damit sie sich zu eigenständigen und verantwortungsbewussten Pflegefachkräften entwickeln.
Ute Engel merkt an, dass die Diakonie über mehrere Häuser verfüge und deshalb für Auszubildende im Pflegebereich die Übernahmevoraussetzungen recht gut sind. Dankbar ist die Leiterin auch dafür, dass sie, wie demnächst in der Mittelschule in Ebern, die Möglichkeit hat, junge Schulabgänger über den Pflegeberuf und seine Anforderungen informieren zu dürfen. "Ich bin immer wieder erstaunt, welche Vorstellungen mitunter über diesen Beruf herumgeistern", sagt Ute Engel und ist deshalb über Projekte, wie mit der Mittelschule in Ebern, erfreut.
In drei Schichten
Gearbeitet wird im Seniorenheim in Dreischichtensystem, erklärt Ilse Ultsch und sagt, dass vor allem positive Erlebnisse im Gedächtnis bleiben. "Wenn ich nach einem freien Tag wieder zu Dienst komme und höre von den Bewohnern, dass sie sich freuen, mich wieder zu sehen, tut das gut. Worte, wie ,schön dass sie wieder da sind' oder ,sie tun mir gut', gehen schon runter wie Öl und bringen Kraft für den Tag."
Umgang mit dem Tod
"Auch der Tod gehört in unserem Beruf zum Leben", sagt Ilse Ultsch. Manche der Bewohner möchten, dass sie auch auf diesem Weg von ihrer Pflegekraft begleitet werden. Als christlich geprägter Mensch könne sie recht gut damit umgehen und werde auch von ihrer Familie in ihrer Arbeit gestärkt.
"Wichtig ist es, die alten und gebrechlichen Menschen zu respektieren und sie zu achten, was anderes geht gar nicht", sagt die Pflegefachkraft überzeugend. Als "ganz wichtig" und als "enorme Entlastung" bewerten Ute Engel und Ilse Ultsch die Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen des Hospizdienstes und des Sozialen Arbeitskreises in Ebern. "Denen sprechen wir gerne ein großes Lob aus", bestätigen die beiden Frauen unisono.
"Ich kann nicht klagen, es ist alles in Ordnung hier", sagt Seniorin Erna Dill, die mit ihren 91 Jahren eine gute Gesprächspartnerin ist. Ihr Blick sucht Ilse Ultsch: "Die ist lieb und nett und auch die anderen, die sich um mich kümmern." Gerne spielt die Seniorin noch Karten, meist mit einem männlichen Mitbewohner.
Ihr Blick hellt sich auf, als sie sagt: "Uns fehlen halt noch zwei zum Schafkopfen, aber die meisten können den ja nicht."
Was erhofft sich die 91-Jährige? "Naja, vielleicht noch zwei oder drei Jahre kann es so weiter gehen wie bisher" sagt sie mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck, was wiederum Ilse Ultsch ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Wieder ein schönes Erlebnis für die Pflegefachkraft, ein positiver Schub für ihr verantwortungsvolles und anstrengendes Tagesgeschäft.