Dieser Bus kommt für Breitbrunner Senioren auf Bestellung

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Einsteigen, bitte - diesmal nur fürs Foto: Gunda Bendner am Breitbrunner Bürgerbus. Auch Emerentia Janson (vorne links) nutzt den Bus regelmäßig. Hinten, von links: Busfahrer Hans-Peter Bendner, Bürgerdienst-Koordinatorin Magda Künnell und Arno Geuß, ebenfalls Busfahrer. Foto: Andreas Lösch
Einsteigen, bitte - diesmal nur fürs Foto: Gunda Bendner am Breitbrunner Bürgerbus. Auch Emerentia Janson (vorne links) nutzt den Bus regelmäßig. Hinten, von links: Busfahrer Hans-Peter Bendner, Bürgerdienst-Koordinatorin Magda Künnell und Arno Geuß, ebenfalls Busfahrer.  Foto: Andreas Lösch

Alt werden im ländlichen Raum ist gar nicht mal so übel, wenn das Drumherum passt. Die Gemeinde Breitbrunn macht ihren Bürgern ein besonderes Angebot.

Was wünschen sich Senioren? "Ich möchte noch ein wenig selbstständig sein. Ich möchte nicht bemuttert werden", sagt Emerentia Janson.

Die 81-jährige Breitbrunnerin hat sechs Kinder, und sie alle, so erzählt sie, würden für sie da sein, wenn sie Hilfe bräuchte. So viel Hilfe braucht sie aber gar nicht: Es soll nicht ständig jemand um sie herum alles organisieren und irgendwelche Abläufe regeln oder wegen ihr gar die eigene Selbstständigkeit verlieren, findet die Seniorin. Das meiste kann sie nämlich noch allein, sie ist für ihr Alter relativ gut zu Fuß. Jedoch bei größeren Strecken, etwa für den Arztbesuch ins rund fünf Kilometer entfernte Ebelsbach, da muss sie passen.

Ihre Heimatgemeinde bietet Hilfe an: Für solche Anliegen gibt es in Breitbrunn einen Bürgerbus. Die Grundversorgung ist mit einem Supermarkt und einer Bäckerei im Ort noch gegeben. Für alles weitere fährt der Bus jeden Freitag in benachbarte Versorgungszentren und holt Senioren bei Bedarf zuhause vor der Haustür ab. Wenn nötig, auch an anderen Wochentagen, wie Magda Künnell (69) erklärt. Sie ist die ehrenamtliche Koordinatorin des Bürgerdienstes der 1050-Einwohner-Gemeinde Breitbrunn.


"Das hat man nicht bei einer normalen Linie"

Dahinter steckt weit mehr als nur der Bus, aber der ist ein Symbol dafür, wie alt werden auf dem Land ein bisschen komfortabler wird: Viele ältere Menschen sind in ihrer Mobilität eingeschränkt, haben kein Auto oder sind körperlich nicht in der Lage, längere Strecken zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen. Da ist ein einfacher Fahrdienst Gold wert.

Das kann Gunda Bendner nur bestätigen. Auch sie nutzt den Bürgerbus regelmäßig, sei es für Arztbesuche, Amts- oder Bankgeschäfte. Die 80-Jährige lacht, als sie von einer Fahrt erzählt: Ihr und weiteren Patienten musste beim Arzt Blut abgenommen werden, was auf nüchternen Magen zu erfolgen hat, also habe man sich nach der Untersuchung gefragt: "Wo trinken wir denn jetzt noch einen Kaffee?" Schnell war ein Plätzchen in Ebelsbach gefunden und man saß beieinander. Und was ist mit dem Busfahrer? "Der geht dann mit und trinkt auch einen Kaffee. Für uns ist das einmalig", sagt Bendner und lacht. "Das hat man nicht bei einer normalen Linie", sagt Künnell.

Dass der Busfahrer mit Kaffee trinken geht, so etwas macht die ganze Sache rund, findet Gertrud Bühl. "Denn es soll ja auch Teilhabe am Leben sein", erklärt die Bürgermeisterin von Breitbrunn. Auf ihr Betreiben hin wurde bereits im März 2012 der Bürgerdienst geschaffen. Eine Vorreiterrolle nahm ihre Gemeinde dabei ein. Neben Oberaurach, das ein ähnliches Angebot eingerichtet hat, ist Breitbrunn frühzeitig tätig geworden. Es funktioniert nur, weil sämtliche Bürgerbus-Fahrten und andere Bürgerdienst-Angebote von ehrenamtlichen Helfern übernommen werden, sagt Bühl. Zehn Fahrer stehen für den Kleinbus zur Verfügung, sie wechseln sich täglich ab.
Der Bürgerbus, den die Gemeinde gekauft hat, ist übrigens nicht nur für ältere Bürger da: Täglich werden die Kindergartenkinder zum örtlichen Kindergarten gefahren.

Der Bürgerdienst ist laut Bühl nämlich auf die gesamte Bevölkerung ausgerichtet. Es gibt ein Generationencafé mit Programm, den Helferkreis, die Besuchs- und Begleitdienste, die Haushaltsunterstützung, die Garten- und Grabpflege. Vieles davon kostenlos oder sehr günstig, für die Busfahrten etwa zahlen Senioren einen Euro, bei längeren, organisierten Ausflügen, zum Beispiel nach Bamberg, etwas mehr. Aber nicht nur für rüstige Seniorinnen wie Emerentia Janson und Gunda Bendner ist der Bürgerdienst ein Gewinn. Die Gemeinde bietet etwa durch speziell geschulte Ehrenamtliche Unterstützung für pflegende Angehörige an. Oder hilft älteren Bürgern beim Einkaufen. Oder organisiert den Winterdienst für die, die ihn nicht mehr selbst erledigen können.


Etwas zurückgeben

Die Liste ist lang, Bühl erklärt, man wolle so gut es geht auf die jeweiligen Bedarfe eingehen. "Es gehört sich auch, dass man das Alter ein bisschen würdigt", sagt Bühl. Schließlich sei es doch so gewesen, dass die Alten das hier und jetzt mit aufgebaut haben, da müsse man auch etwas zurückgeben. Der Breitbrunner Bürgerdienst hat sich das zum Ziel gemacht: Die älteren Bürger nicht abschreiben, sondern ihnen so lange wie möglich ein selbstständiges Leben ermöglichen. Das Motto der Gemeinde: "Alt wern, aber daham!"