Als Polizist hat Berthold Schineller viele Generationen von Kindern rund um Ebern auf ihrem (Schul-)Weg begleitet. Er berichtet von seinen Erlebnissen in über 40 Dienstjahren.
"Hallo, Herr Schineller!" Wenn er durch Eberns Straßen schlendert, grüßen ihn die Jugendlichen an allen Ecken freundlich. Das war schon so, als er noch eine Uniform trug. Die hat er schon abgelegt, gilt aber weiterhin als Respektsperson. Denn Generationen von Kindern hat er die Gefahren und Tücken entlang des Schulweg s gezeigt, Verkehrshelfer ausgebildet, gelbe Mützen verteilt, in allen Kindergärten und Schulen im Dienstbereich Vorträge gehalten. Nach über 40 Dienstjahren geht der Verkehrserzieher und Fahrradausbilder der Eberner Polizei jetzt in Ruhestand.
Im Gespräch mit unserer Redaktion schaut der Polizeihauptkommissar, der aus Bischwind stammt und seit vielen Jahren mit seiner Familie in
Ebern lebt, zurück und zieht seine persönliche Bilanz.
Was hat Sie bewogen, zur Polizei zu gehen, und würden Sie diesen Beruf noch einmal auswählen?Berthold Schineller: Ich bin durch einen Freund aus Ebern, der gerade die Aufnahmeprüfung bei der Polizei gemacht hatte, auf die Idee gekommen. Und nach der mittleren Reife reizte mich der vergleichsweise gute Anfangsverdienst.
Welche Stationen haben sie in ihren über 40 Dienstjahren durchlaufen?Begonnen hat's bei der Bereitschaftspolizei in Würzburg im Februar 1975. Es folgten Stationen bei der Bepo in Nürnberg und danach als Beamter im Schichtdienst in München, ehe ich im März 1983 zur PI Ebern kam, zunächst als Schichtbeamter, ab Januar 2004 als Verkehrserzieher, wobei ich aushilfsweise auch im Schichtdienst am Abend und Wochenende einsprang. Ich habe dabei rund 2500 Kinder, 200 Erwachsene als Schulweghelfer und rund 500 Schülerlosten ausgebildet. Stolz bin darauf, dass sich während meiner Dienstzeit an den Verkehrshelferübergängen nie ein Unfall ereignet hat. Daneben war ich noch bei der Gewerkschaft der Polizei sowie der Kreisverkehrswacht engagiert.
Was waren die schönen Momente in Ihrem Berufsleben? Neben dem Dank der vielen Kinder ist mir eine Anekdote in Erinnerung geblieben, als mir eine ältere Frau aus Kirchlauter aus Dankbarkeit einmal 50 Euro schenkte. Sie hatte am Heubacher Kreuz einen Unfall gebaut und musste deswegen auch eine Strafe berappen. Aber bei der Vernehmung im Nachgang erklärte sie, dass sich von uns so gut behandelt fühlte, dass sie sich erkenntlich zeigen wolle. Die 50 Euro habe ich an die Kreisverkehrswacht gegeben.
Mit welchen Vorkommnissen verbinden Sie schlimme Erinnerungen?Das waren die Unfälle mit Todesfolge oder Selbstmorde. So musste ich einmal helfen, einen Erhängten abzunehmen, damit er vom Arzt nochmals angeschaut werden kann. Auf so etwas kann man gerne verzichten.
Mussten Sie in ihren Dienstjahren von der Schusswaffe Gebrauch machen?Einmal musste ich die Dienstwaffe zücken. Das war, als wir Einbrecher, die in Bad Königshofen in ein Haus eingestiegen waren, auf der B 279 in Ermershausen stoppten und festnahmen. Auf Menschen schießen musste ich zum Glück nie. Die Handschellen reichten beim heftigsten Widerstand, den ich je erlebte. Damals wehrte sich eine Frau, die total betrunken einen Unfall verursacht hatte. Die fuchtelte wie wild um sich, so dass sie gefesselt werden musste. Doch das reichte nicht. Sie biss einen Sanitäter in die Hand und trat im Streifenwagen einer Kollegin gegen die Schulter und auf das Fahrzeugdach ein, weswegen sie auch noch an den Füßen gefesselt werden musste.
Und wie sehen die Pläne für den Ruhestand aus?Jetzt kommen die Hobbys dran. Urlaubsreisen stehen da ganz oben, außerdem möchte ich beim Golfen mein Handicap verbessern. Langeweile kommt da mit Sicherheit nicht auf. Ich komm ' schon jetzt kaum rum, da viele Sachen, die bisher liegen geblieben waren, erledigt werden müssen.
Und mit Sicherheit wird er nun aus sicherer Distanz und auch genüsslich die weiteren Diskussionen über die Verkehrsregelungen in Ebern verfolgen ... Das Gespräch führte Ralf Kestel