In Haßfurter Stadtteilen ist man enttäuscht darüber, nur über eine einzige Firma schnelles Internet beziehen zu können. Gegen den Richtfunk hat man ebenfalls so seine Vorurteile. Das wurde deutlich bei der Informationsveranstaltung der Schweinfurter Firma, die das schnelle Internet einrichten und anbieten will.
Der Breitbandausbau der Schweinfurter Firma schnell-im-netz.de GmbH & und Co. KG hatte in Prappach, Klein-Augsfeld und Wülflingen für Ärger unter der Bürgerschaft gesorgt. So entschloss sich Firmen-Mitinhaber Alexander Hager zu einer Informationsveranstaltung. In der FC-Gaststätte in Haßfurt an der Flutbrücke versammelten sich am Dienstagabend gut 60 Bürger. Und auch hier wurde wieder Unmut laut.
Entzündet hatte sich die Kritik am Ausbau durch die Firma daran, dass im Vorfeld zum einen weder der Stadtrat noch Bürgermeister Günther Werner und vor allem nicht die Bürger der drei Stadtteile informiert worden waren, dass die Firma den Zuschlag von der Bundesnetzagentur erhalten hatte.
Keine Wahlmöglichkeiten mehr
Zum anderen stieß den Bürgern sauer auf, dass sie nach dem Ausbau keine Wahlmöglichkeit mehr haben, welchen Internetanbieter
sie nehmen möchten. Und zum dritten füchten manche eine gesundheitliche Belastung durch den geplanten Richtfunk in Prappach und Klein-Augsfeld.
Der Haßfurter Bürgermeister Günther Werner versuchte zu Beginn darzulegen, wie der Auftrag zustande kam: "Die Bundesregierung hat vorgeschrieben, dass bis 2018 alle Haushalte im Vectoring-Verfahren mit schnellem Internet versorgt sein müssen. Das bedeutet, dass bis zu den Kabelverzweigern in den Orten das schnelle Internet zur Verfügung stehen und dann über die bestehenden Kupferkabel in die Haushalte gelangen muss. Die Telekom hatte erklärt, Haßfurt und alle Stadtteile bis auf Sailershausen, Uchenhofen und Unterhoheried eigenverantwortlich, also ohne staatliche Förderung, ausbauen zu wollen. Letztendlich hat aber die Bundesagentur den Auftrag für Prappach, Klein-Augsfeld und Wülflingen an die schnell-im-netz.de GmbH & und Co. KG vergeben.
Dies wurde uns als Stadt Haßfurt aber nicht mitgeteilt. Wir haben die Unterschriftenliste der Prappacher Bürger gegen diesen Ausbau an die Bundesnetzagentur geschickt und sie mit der Bemerkung zurückerhalten, dass der störungsfreie Ausbau durch die Firma gewährleistet sei."
Firmenvertreter Alexander Hager beschrieb, in Wülflingen werde man den Ausbau über Glasfasernetz anbieten (online Ende 2015/Anfang 2016). Prappach und Klein-Augsfeld würden bis Ende des Jahres über Richtfunk mit schnellem Internet versorgt. Denn in Prappach liege das Glasfaserkabel zu weit entfernt, und in Klein-Augsfeld gestatte die Telekom die Nutzung der Glasfaserkabel nicht.
Vom Zabelstein aus per Richtfunk
Praktisch wird das schnelle Internet per Richtfunk von Haßfurt zum Zabelstein und von dort nach Prappach sowie von Haßfurt über Richtfunk nach Augsfeld transportiert.
Die Richtfunkstrecke sei mit einem Gigabit pro Sekunde groß genug dimensioniert, um den Kunden Anschlüsse mit 25, 50 oder 100 Megabit pro Sekunde anbieten zu können.
Auf Nachfrage gab Alexander Hager an, dass die Telekom auch jetzt noch die Ortschaften ausbauen könne. Er führte aus, dass es möglich sein könne, dass man selbst in Prappach Glasfaserkabel verlegen werde. Aber erst in ein paar Jahren und nur, wenn genügend Kunden den Hausanschluss mit Glasfaserkabel bezahlen. "Wir wollen zunächst einmal geringere Investitionen vornehmen, einen guten Service bieten und Einnahmen generieren", teilte er mit. Schließlich sei die Firma stolz darauf, schuldenfrei zu sein.
Nachdem er Preistarife vorgestellt hatte, begann eine rege Diskussion.
Auf die Frage, ob der Richtfunk gesundheitlich problematisch sei, antwortete der Softwareentwickler Michael Klopf aus Prappach, dass er aus wissenschaftlicher Sicht unbedenklich sei. Hager gab an, dass es in Deutschland mehr als 100 000 Richtfunkstrecken gebe und die Richtfunkantenne nur eine Sendeleistung von 65 Milliwatt habe. Michael Klopf wollten weniger die Firma kritisieren, als mehr die Telekom. Er fand, der Staat müsse dafür sorgen, dass jeder Haushalt Glasfaser bekomme.
"Ich möchte wählen können ..."
Gabi Gschwender aus Prappach schimpfte: "Die Haßfurter Politiker sind nicht für ihre Bürger da." Nach dem Ausbau könne sie ihren Anbieter nicht auswählen.
"Ich möchte aber wählen können, wie die Haßfurter Bürger auch."
Gerhard Reinhardt aus Prappach führte an, dass 95 Prozent der Prappacher sich gegen Richtfunk ausgesprochen hätten, aber nichts bewirken könnten. "Der Dorothee Bär ist es wichtiger, mit dem Fahrrad durch die Gegend zu fahren, als sich um uns zu kümmern", schimpfte er. "So werden wir auf Jahre von der Standardtechnik abgekoppelt."
Dietmar Hetterich konkretisierte: "Der Protest richtet sich nicht gegen Sie, Herr Hager. Aber uns Prappacher stört, dass wir Bürger uns entmündigt fühlen. Wir nehmen eigentlich die Politik in die Pflicht." Bürgermeister Günther Werner erläuterte, dass Alexander Hager nicht vom Vertrag zurücktreten könne. Denn sonst riskiere er neben einer Strafe auch die Sperrung seines Unternehmens.
Alexander Hager gab auf unsere Nachfrage an, einen solchen Protest noch nie erlebt zu haben. "Andernorts kann unser Breitbandausbau gar nicht schnell genug gehen", sagte er. Dennoch habe er viele Anfragen aus Prappach nach dem schnellen Internetzugang erhalten. "Wir wollen Sie mit unserem Ausbau nicht ärgern. Wir wollen Sie vielmehr durch unsere Leistung und ein gutes Produkt überzeugen", sagte er abschließend.