In der Eberner Meisterschule für das Schreinerhandwerk wurde der Bundesleistungswettbewerb im Tischler- und Schreinerhandwerk ausgetragen. Ein Bayer darf schließlich zur Weltmeisterschaft nach Abu Dhabi fahren.
Zwei junge Schreiner-Gesellinnen und zwölf junge Schreiner-Gesellen aus ganz Deutschland waren an der Eberner Meisterschule zu Gast. Dort wurde der Bundesleistungswettbewerb im Tischler- und Schreinerhandwerk bestritten, der einmal im Jahr vom "Bundesverband Tischler Schreiner Deutschland" ausgerichtet wird. Aus fast allen Bundesländern war ein Vertreter beim Wettkampf dabei.
Zwei Tage lang schufteten die 13 Teilnehmer an ihren Werkstücken - einem "Stummen Diener", einer Kleiderablage. Als Sieger der Leistungswettbewerbe auf Innungs- und Landesebene hatten sie sich für das Bundesfinale qualifiziert. Alle haben erst vor kurzem ihren Gesellenbrief gemacht. "Der Wettbewerb zeigt, dass auch junge Gesellen nach drei Jahren Ausbildung schon Großes erreichen können", so Fridtjof Ludwig, Pressesprecher des Bundesinnungsverbandes Tischler Schreiner Deutschland.
WM in Abu Dhabi
"Der Beste im Bundesfinale wird Deutschland dann in der Kategorie "Bauschreiner" bei den Berufsweltmeisterschaften (WorldSkills) 2017 in Abu Dhabi vertreten - vorausgesetzt er ist zum Zeitpunkt der WM 22 Jahre alt oder jünger. Wenn nicht, rückt der Nächstplatzierte nach", erklärt Fridtjof Ludwig.
An zwei Tagen, jeweils von 8.30 Uhr bis 17.30 Uhr, hatten die 13 besten Nachwuchsschreiner Deutschlands Zeit, an ihren "Stummen Dienern"- einem sehr traditionellen Werkstück, das doch moderne Elemente enthalten wird - zu sägen, kleben und schleifen. Die Aufgabenstellung war exakt mit Plänen vorgegeben. Alle Teilnehmer mussten dasselbe Stück fertigen. "Es gibt einen gewissen Freiraum, beispielsweise ob die Wettkämpfer Verbindungen von Hand oder maschinell fertigen. Der konkrete Rahmen ist jedoch vorgegeben", erklärt Pressesprecher Ludwig.
Schwierige Aufgabe
Wie er sagt, sei es schon schwierig, dieses Möbelstück in dieser kurzen Zeit zu fertigen. "Man muss in kurzer Zeit exakt arbeiten. Zudem hat das Objekt viele Winkel. Ist einer falsch, passt es nicht mehr recht zusammen", weiß der Pressesprecher. Auch die Verbindungen müsse man genau ausarbeiten.
Die Zeit sei hier ein wichtiger Faktor und ziemlich knapp für solch einen Auftrag.
Am Abend vor Wettbewerbsgebinn sind die Teilnehmer in der Meisterschule Ebern zusammengekommen, haben die Zeichnungen bekommen und erfahren, mit welchem Holz sie arbeiten werden - Buche.
Ausschließlich Praxis
Der Bundesleistungswettbewerb ist rein praktisch ausgerichtet. Einen gesonderten Theorie-Teil gibt es nicht. Dennoch müssen die Teilnehmer auf ihr theoretisches Wissen zurückgreifen und es in der Praxis umsetzen.
"Die Stimmung unter den Teilnehmern ist entspannt. Es herrscht eine kameradschaftliche Atmosphäre, keiner ist in irgendeiner Weise überehrgeizig und würde es dem anderen nicht gönnen. Trotzdem sind sie selbstverständlich fokussiert und jeder möchte in irgendeiner Weise am Ende der Gewinner sein", freut sich Fridtjof Ludwig.
Einmaliges Erlebnis
"Die Aufgabenstellung ist schon ziemlich anspruchsvoll aber machbar. Man muss halt voll dabei sein", sagt Markus Figl, der für Bayern beim Bundesleistungswettbewerb antritt. Er hatte bei seinem Objekt schon kleine Probleme, da Fugen nicht ganz geschlossen waren. "Naja, mal schauen, wie es wird. Ich freue mich auf jeden Fall riesig, dass ich hier dabei sein darf. Das ist ein einmaliges Erlebnis, nicht jeder hat die Chance dazu. Außerdem ist die Atmosphäre hier sehr entspannt", freut sich der 20-jährige Oberbayer aus Fürstenfeldbruck.
Auch zwei junge Frauen sind beim Bundesleistungswettbewerb dabei. "Ich bin eher weniger euphorisch. Dass ich eine Frau bin, ist kein Nachteil; aber die Aufgabe hat es wirklich in sich. Wenn man da mal vergisst, über eine Kleinigkeit nachzudenken, ist es schon vorbei", erklärt Angelina Zapf aus Baden-Württemberg. Sie hatte am Dienstagmittag noch Bedenken, ob sie überhaupt fertig wird. "Ich denke, zusammen bekomme ich es, aber es wird noch sehr stressig und nicht mehr ganz so genau", bedauert die Teilnehmerin. Für sie ist die Teilnahme am Wettbewerb etwas Besonderes. Sie hätte nie gedacht, dass sie es so weit schaffen werde. Es ist eine Ehre für sie, dabei sein zu dürfen.
Verletzt ausgeschieden
Für die zweite weibliche Teilnehmerin endete der Wettbewerb leider gleich am ersten Tag. "Ich habe mir den Anschlag der Kreissäge auf die Hand gehauen und konnte dann nicht mehr weitermachen", erzählt Tamara Gesing mit einem dicken Verband an der linken Hand. "Am Anfang fand ich das auch wirklich blöd, war traurig und enttäuscht. Aber Dabeisein ist schließlich alles", lächelt die junge Gesellin.
Sehr gute Bedingungen
"Der Austragungsort für das Bundesfinale wechselt in jedem Jahr. Wir waren 2008 schon hier in Ebern, im letzten Jahr dann zum Beispiel in Hamburg und heuer mal wieder in Ebern. Die Meisterschule Ebern ist eine renommierte Schule mit super Standortbedingungen. Für das Bundesfinale braucht es eine gute, moderne Werkstatt, was wir hier in Ebern haben. Es sind einfach optimale Bedingungen", schildert Fridtjof Ludwig.
"Es ist eine tolle Geschichte, dass wir in Ebern das Bundesfinale ausrichten dürfen. Wir haben uns dafür beworben und wurden dann ausgewählt. Wir haben das toll organisiert, sodass es zu keinen Einschränkungen im normalen Schulbetrieb kommt", freut sich Oliver Dünisch, Leiter der Meisterschule Ebern.
Am Tag nach der Abgabe wurde es für die Teilnehmer schließlich noch einmal spannend: Wer ist der Sieger? Wer darf nach Abu Dhabi zur WM 2017?
"Glücklicherweise sind alle Teilnehmer trotz der knappen Zeit fertig geworden. Oft kommt es vor, dass manche nicht fertig werden, wenn sie beispielsweise einen größeren Fehler ausbügeln müssen. Die Stücke aller Teilnehmer sind gebrauchsfähig", schildert Oliver Dünisch.
Sieger aus Brandenburg
Schließlich versammeln sich alle Teilnehmer in der Aula der Meisterschule. Ihre fertigen "Stummen Diener" stehen zur Besichtigung bereit. Auch Vertreter des Bundesverbandes Tischler Schreiner Deutschland und etliche Sponsoren sind gekommen, um bei der Siegerehrung dabei zu sein.
Nach dem Grußwort des Präsidenten des Bundesverbandes Tischler Schreiner Deutschland, Konrad Steiniger und des Vorsitzenden der Jury, Gunter Kiem, werden schließlich die Sieger geehrt und erhalten ihre Preise. Gewonnen hat mit 82,5 Punkten Richard Jäger aus Brandenburg. "Es fühlt sich unglaublich an, das ist total unerwartet gekommen, bei der harten Konkurrenz. Ich bin wirklich baff. Ich hätte mit einem Platz unter den besten Zehn gerechnet, aber mit dem Ersten nun wirklich nicht", freut sich Richard Jäger, der via Smartphone zunächst einmal seine Verlobte und seine Familie benachrichtigt. Dass er für die Weltmeisterschaft in Abu Dhabi schon zu alt sein wird, sieht er gelassen. Das sei ohnehin nur mit einem riesen Stress verbunden.
Bayer fliegt zur WM
Auf dem zweiten Platz folgt mit 79,6 Punkten Hermann Probst-Sinnel aus Berlin und den dritten Platz belegt mit 79,5 Punkten Markus Figl aus Bayern. Da sowohl Richard Jäger, als auch Hermann Probst-Sinnel zum Zeitpunkt der Weltmeisterschaft 2017 älter als 22 Jahre sein werden, darf Markus Figl aus Fürstenfeldbruck nach Abu Dhabi fahren.
"Es ist echt Wahnsinn, dass ich für Deutschland zur WM fahre. Es ist krass, ich habe überhaupt nicht damit gerechnet und es ging in der oberen Hälfte mit den Punkten wirklich knapp zu. Zum Teil hat sich alles nur um halbe Punkte gedreht. Es dauert sicher noch etwas, bis ich das fassen kann", freut sich der 20-jährige Markus Figl.