Der gelbe Schatten der Haßfurter Polizei: Warum Fabian Korte einen ungewöhnlichen Berufsweg wählt
Autor: Katja Müller
Haßfurt, Donnerstag, 18. Juni 2020
Sechs Wochen Praktikum bei der Polizeiinspektion Haßfurt haben die Welt von Fabian Korte auf den Kopf gestellt: Der 26-jährige Wirtschaftsingenieur will künftig nicht in der Großindustrie, sondern bei der Polizei arbeiten.
Fabian Korte ist ein Mann mit klaren Prinzipien. Die bringt er im Gespräch auch schnell auf den Punkt: "Ich bin heimatverbunden und ein Familienmensch. Für mich kam es nicht in Frage, von zuhause weg zu gehen."
Darum entschied sich der 26-Jährige aus Euerbach (Landkreis Schweinfurt) für ein Studium zum Wirtschaftsingenieur an der nahe gelegenen Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt. Danach wollte er, wie die meisten seiner Freunde, in der Großindustrie arbeiten. Aber dann geschah etwas, was Korte nicht erwartet hatte: "Ich war während meiner Praktika kreuzunglücklich. Ich kann nicht den ganzen Tag im Büro sitzen. Dazu habe ich viel zu viel Energie." Das Studium schloss er zwar ab, aber tatsächlich in dem Beruf zu arbeiten, das konnte er sich nicht vorstellen.
Schwierige Entscheidung
"Meine Mutter war darüber nicht begeistert. Kann man auch verstehen", erzählt er. Doch mittlerweile kann er über diese schwierige, berufliche Findungsphase lachen. Schließlich sitzt er nicht mehr grübelnd zuhause, sondern im Aufenthaltsraum der Polizeidienststelle in Haßfurt. Anfang Mai hat Korte dort sein Praktikum begonnen und darf die Kollegen bis zu seinem Ausbildungsbeginn im September bei ihrer täglichen Arbeit begleiten. Egal ob Verkehrskontrolle, Leichenfund, Fahndung nach Vermissten oder Unfallaufnahme: Korte folgt den uniformierten Kräften in einer neongelben Polizeiweste wie ein Schatten, muss sich aber im Hintergrund halten.
Ungewöhnlicher Berufseinstieg
Der Hobbyfußballer hat schon vor Praktikumsbeginn beschlossen, dass er bei seiner Ausbildung einen ungewöhnlichen Weg einschlagen möchte. Er will den Beruf von Grund auf erlernen und beginnt die zweieinhalbjährige Ausbildung deshalb auf der zweiten Qualifikationsebene, die früher als "mittlerer Dienst" bekannt war.
Dabei wäre es ihm dank seiner allgemeinen Hochschulreife (Korte hat Abitur) auch möglich gewesen, an einem Einstellungstest für die dritte Qualifikationsebene (dem früheren "gehobenen Dienst") teilzunehmen. Bei Bestehen kann man direkt in das Führungsmanagement der Bayerischen Polizei einsteigen. "Der Beruf ist unglaublich vielseitig und die Kollegen sind sehr freundlich und offen. Ich bin hier sehr, sehr, sehr zufrieden", schwärmt Korte.
Warum er sich für den Polizeiberuf entschieden hat? "Ich bin ein Mensch, der viel und gerne hilft und habe eine große Familie zuhause. Ich möchte täglich mit Menschen zusammen arbeiten. Und mit Mitte 20 muss es auch finanziell passen. Die Polizei bietet das alles", sagt Korte.