Luftbeobachter sind gerade über ganz Franken unterwegs und halten vorsorglich nach Waldbränden Ausschau. Wegen der anhaltenden Hitzewelle heben sie im Moment sogar täglich ab. Wir sind einmal mitgeflogen.
Plötzlich wird es hektisch. Ein paar Kilometer voraus steigt etwas auf, das aus der Ferne wie Rauch aussieht. Roland Eckert weist seinen Piloten Dirk Lins an, zu der Stelle zu fliegen. Sogleich manövriert der die Maschine darüber. Luftbeobachter Eckert begutachtet die Szene knapp 500 Meter unter ihm, gibt aber rasch Entwarnung. Statt eine Rauchsäule erblickt er nur einen auf dem ausgetrockneten Feld staubaufwirbelnden Mähdrescher. Er notiert sich den Vorfall, dann entspannt sich seine Miene. Jedoch nur kurz. Eckert kneift die Augen zusammen und schaut wieder konzentriert nach unten. Weiter geht's.
Wegen der monatelang herrschenden Hitzewelle sind über ganz Franken seit Wochen schon sogenannte Luftbeobachter unterwegs. Sie halten aus der Vogelperspektive Ausschau nach Rauchsäulen und anderen Gefahrenquellen. Roland Eckert ist einer von etwa 250 aktiven Luftbeobachtern in Bayern. An diesem trocken-heißen Julisonntag ist der 59-jährige Kreisbrandrat aus Prichsenstadt (Landkreis Kitzingen) wieder einmal über Unterfranken unterwegs.
Ostroute über Unterfranken: Drei Stunden Flugzeit
Auf dem Verkehrslandeplatz Haßfurt-Schweinfurt startet Eckert gemeinsam mit dem ehrenamtlichen Piloten Dirk Lins. Mehr als drei Stunden dauert die "Ostroute" zur vorbeugenden Waldbrandbekämpfung. Diese führt die beiden Profis von
Haßfurt aus nach Bad Kissingen und Iphofen, an die hessische Grenze bei Bad Brückenau sowie über Ostheim und Ebern zurück. Bei mehr als 30 Grad im Cockpit der vom Motorflugclub Haßfurt gestellten Cessna 172 kommen selbst die Profis ins Schwitzen.
"Gott sei Dank haben wir keinen Brand melden müssen", sagt Luftbeobachter Eckert nach der Landung. Ein rein positives Fazit möchte er dennoch nicht ziehen. "Ich habe schon gemerkt, dass der Wald sehr mit der Trockenheit zu kämpfen hat und die Gefahr eines Waldbrandes weiterhin hoch ist", sagt er. Vor allem im Spessart und der Rhön zehrt die anhaltende Trockenheit an den Reserven der Bäume. "Wir brauchen dringend flächendeckenden Regen", meint der erfahrene Brandbekämpfer.
Verdorrte Felder, umgekippte Seen und merklich ausgetrocknete Waldflächen - vom Flugzeug aus kann sich der von der Regierung von Unterfranken entsandte Luftbeobachter ein gutes Bild der Lage machen. Über ein Digitalfunkgerät tritt er in Kontakt mit den Behörden am Boden und kann im Notfall schnell die Einsatzkräfte informieren, Koordinaten durchgeben und gegebenenfalls von der Luft aus zur Brandstelle leiten. Doch solche Extremfälle sind zum Glück selten.
Luftbeobachter überwachen auch Verkehr
Daher nutzt Eckert die Flugzeit auch, um beispielsweise den Verkehr zu beobachten. Fündig wird er auf der A 7 bei Bad Brückenau. Dort versperrt ein umgekippter Wohnwagen die rechte Fahrbahn. Zwar ist die Polizei bereits vor Ort. Aber dennoch setzt Eckert eine Meldung ab - denn nur Minuten später ist der Stau bereits auf einige Kilometer angewachsen.
Magen sollte nicht allzu empfindlich sein
Findet Eckert etwas, setzt Pilot Lins zum Überflug an. Die waagerechte Komfortzone eines ruhigen Fluges verlassend drehen die beiden dann mehrere Runden über der Stelle, damit sich der Luftbeobachter Notizen machen und die Szene mit dem Fotoapparat festhalten kann. Dem beobachtenden Passagier auf der Rückbank bleibt es ein Rätsel, wie der Luftbeobachter das bei dieser Neigung noch entspannt tun kann. Fakt ist: Bei diesen Manövern macht es sich bezahlt, wenn der Magen nicht allzu empfindlich reagiert.
Aber den "alten Hasen", wie Eckert und Lins selbst über sich sagen, macht das nichts mehr aus. Hunderte Flugstunden haben sie bereits absolviert, viele davon waren sie zusammen für die Luftbeobachtung der Regierung von Unterfranken unterwegs. Und es geht weiter. Wie die Bezirksregierungen mitteilen, wird es auch in den kommenden Tagen wieder Flugeinsätze geben. Ob von Schweinfurt und Haßfurt, ob Bamberg und Schwabach aus - die fränkischen Luftbeobachter eint das Ziel, Waldbrände schon frühzeitig zu erkennen und mögliche Katastrophen zu verhindern.