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Bogenschießen beim SV Bischwind: Neue Wege gegen das Vereinssterben


Autor: Helmut Will

Ebern, Donnerstag, 18. Oktober 2018

Um den SV Bischwind vor dem Vereinssterben zu retten, kam dem Vorsitzenden 2017 die Idee: Bogenschießen. Wie geht es den "Schlossbergschützen" heute?
Schon die Körperhaltung zeigt: Da ist ein Profi am Werk. Gerald Leidner, der das Schießtraining bei den Schlossbergschützen Bischwind a.R. leidet, trifft immer. Helmut Will


Es ist Mittwoch, 17 Uhr. Am Sportplatz des SV Bischwind ist Yvonne Leidner, die Vorsitzende des Vereins mit ihrem Mann Gerald eingetroffen. Nach und nach kommen weitere Personen mit Pfeil und Bogen. Die "Schlossbergschützen" des SV Bischwind haben Training, welches von Gerald Leidner geleitet wird.

Hintergrund der Vereinsgründung

Vor einigen Jahren musste der Fußballverein SV Bischwind seinen Spielbetrieb einstellen. Zu wenige Fußballer waren da, um eine Mannschaft in den Spielbetrieb schicken zu können. Was sollte aus dem SV Bischwind werden? Albert Schmitt, langjähriger Vorsitzender und nun Ehrenvorsitzender, hatte eine Idee: Bogenschießen.

Er sagte, dass er sich, nachdem der Einbruch beim Fußball kam Gedanken machte, wie es im Verein weitergehen könne. Seine Idee mit dem Bogenschießen fand Zuspruch. Wie er meint, sei Bogenschießen ein Familiensport, an dem sich Kinder und Eltern beteiligen können. "Das ist doch etwas für die Zukunft", dachte er sich Anfang des Jahres 2017. Die Idee war geboren, jetzt ging es daran diese umzusetzen.

Bogenschießen im Zeller Forst: Wir haben es getestet

Trainingsleiter ist Gerald Leidner: "Im Mai 2017 haben wir vom SV Bischwind an einem Schnupperkurs Bogenschießen in Zusammenarbeit mit Jason McKinnley aus Eichelsdorf bei Hofheim teil genommen, es waren viele dabei und haben Gefallen an diesem Sport gefunden." Hier wurde eine Einführung in die Theorie des Bogenschießens gegeben, es konnten Schießübungen in der Praxis durchgeführt werden, man erfuhr schon was über die eigene Körperhaltung. "Da konnten wir uns schon mal vorstellen was auf einen zu kommt", so Gerald Leidner. Das Interesse war geweckt. "Wir haben uns weiter informiert, alles sollte von Anfang an auf solide Füße gestellt werden", ergänzt Yvonne Leidner.

Im September 2017 wurden die Schlossbergschützen Bischwind beim Schützengau Schweinfurt aus versicherungstechnischen Gründen als Verein angemeldet. Es war wichtig, dass jedes Mitglied über die Mitgliedschaft im Schützengau versichert wurde. Am 4. September 2017 kam es zur Gründung des "Bogenverein Schlossbergschützen SV Bischwind a.R", als Unterverein vom SV Bischwind.

Wege gegen das Vereinssterben

Probleme haben auch viele andere Vereine im Fußballsport. So fusionierten zum Beispiel der HSV Altenstein mit dem SC Maroldsweisach. Als der HSV Altenstein in diesem Jahr sein 70-jähiges Jubiläum feierte, betonten der Sportvorstand des SC Maroldsweisach Thomas Sauer und der Vorsitzende des HSV Altenstein, Michael Schmitz, das gute Miteinander. Gemeinsame Projekte in der Jugendarbeit hatten die beiden Vereine seit ihrem Zusammenschluss in einer Spielgemeinschaft miteinander angegangen und es wurde eigens ein Förderverein gegründet, der die Aufbauarbeit der Vereine unterstützt.

Der SV Bischwind ging mit der Gründung der Schlossbergschützen einen anderen Weg. Aber erst einmal musste für das Bogenschießen einiges an Inventar angeschafft werden. Das waren Schießscheiben sowie Ständer und zwei verschiedene Stärken von Bogen, die vom Verein zum "Schnupperschießen" zur Verfügung gestellt wurden.

"Bogen und die persönliche Ausrüstung haben sich die Mitglieder dann selber angeschafft, da hat jeder selber für sich entschieden welches Modell ihm gut in der Hand liegt", sagt Yvonne Leidner, die die Schlossbergschützen managt. "Unsere Schützen haben Ausrüstungen so zwischen 100 und 800 Euro Anschaffungswert", sagte Gerald Leidner. Die Vorsitzende erzählt weiter, dass mit 21 aktiven Bogenschützen gestartet wurde - eine beachtliche Zahl. "Wir haben uns gefreut, dass im Jahr 2018 weitere 16 Mitglieder hinzugekommen sind und altersmäßig ist alles bunt gemischt. Wir haben Schützen von neun bis 62 Jahren", freut sich Yvonne Leidner. Zum Wettbewerb seien 17 weibliche und 20 männliche Schützen gemeldet.

Fusion aus der Not heraus

Der Sportplatz, wo einst der Ball rollte, wurde zum Trainingsplatz für das Bogenschießen umfunktioniert, die sehr hohe Böschung an der Nordseite des Fußballplatzes ist ideal für die Ziele, sie fängt Pfeile auf, die ihr Ziel verfehlen. Im Winter geht es in eine Halle. Auch die beiden Fußballvereine, der TSV Pfaffendorf und der SV Gemeinfeld mussten Fusionieren, um ihren Fußballspielbetrieb aufrecht erhalten zu können, wie der Vorsitzende des SV Gemeinfeld, Reinhold Klein, mitteilte. "Das wurde aus der Not heraus geboren, da beide Vereine nicht mehr in der Lage waren zwei wettkampftaugliche Mannschaften zu stellen. Durch den Zusammenschluss im Juni 2010 konnten beide Vereine nur gewinnen", sagte Reinhold Klein. Er freut sich, dass die Verantwortlichen beider Vereine von Anfang an an einem Strang zogen. Sportlich herrsche derzeit vollste Zufriedenheit und in beiden Vereinen läuft es gut", sind sich Reinhold Klein und der Vorsitzende des TSV Pfaffendorf, Michael Popp, einig.

Sechs Bogenschützen sind neben Vorsitzenden Yvonne Leidner am Trainingsabend gekommen. Darunter ein Neuling aus Heilgersdorf. "Ich will mal schnuppern und vielleicht finde ich ja auch Gefallen an diesem Schießsport" sagt dieser. Ihm erläutert Gerald Leidner vor dem ersten Schuss die Sicherheitsbestimmungen, die Körperhaltung beim Schießen, zeigt wie der Pfeil auf dem Bogen eingelegt wird, bevor der Jungschütze erstmals die Pfeilsehne spannt. "Wichtig ist, dass du ganz weit durchziehst", sagt der Übungsleiter. Das macht der Neuling, der Pfeil schnellt nach vorne und bohrt sich neben dem Ziel in die Böschung. "Macht nix, das ist ganz normal", sagt Leidner.

Er selber und seine Frau Yvonne spannen ihre Bögen. Yvonne richtet das Visier auf eine Zielscheibe, Gerald schießt nach und nach einige Figuren ab, die als Zielscheiben aufgestellt sind. Jeder Schuss ein Treffer und auch Yvonne erzielt auf der Scheibe beachtlich gute Treffer. Man merkt, die Schützen haben Spaß am Training. Immer wieder sind lockere Sprüche zu hören die für Erheiterung sorgen. "Ach ja, bei unserem Training gibt es auch immer Kaffee", sagt Yvonne Leidner noch zum Schluss.

Unterschiedliche Aktivitäten zur Vereinsrettung

So haben sich in Vereinen, wo es mit dem selbstständigen Fußball nicht mehr klappte unterschiedliche Aktivitäten aufgetan, auf der einen Seite Fusionen von Vereinen, auf der anderen Seite die Gründung der Bogenschützen beim SV Bischwind. "Bei uns hat sich das bisher bewährt und wir können optimistisch in die Zukunft blicken", sagte Yvonne. Die Schlossbergschützen beim SV Bischwind a.R. trainieren aktuell mittwochs um 17 Uhr und sonntags um 16 Uhr auf dem Sportplatz des SV Bischwind. Das Sagen hat beim Training Gerald Leidner. Wie er und seine Frau Yvonne sagen, können Interessenten gerne einmal vorbei schauen um sich zu informieren und gegebenenfalls in den Bogenschützensport mit einsteigen. Yvonne und ihr Mann Gerald wissen: "Intuitives Bogenschießen bringt Körper und Geist in Balance. Es fördert Kraft, Konzentration und Technik und trainiert die Körperbeherrschung."