Mehrere Landwirte aus dem Raum Ebern interessieren sich für die Umsetzung einer Biogas-Anlage nahe der Hetschingsmühle. Die bei der Stromer- zeugung anfallende Wärme könnte Hallenbad und Krankenhaus beheizen.
Die Biogas GmbH Ebern nimmt Gestalt an und hat sich für einen Standort entschieden: Im Rahmen einer Versammlung des Bayerischen Bauernverbandes in den "Frankenstuben" votierte nur einer der rund 30 Landwirte aus einem Bereich von Memmelsdorf/Ufr. bis Treinfeld gegen den Platz neben der Kläranlage nahe der Hetschingsmühle. Diesem Stimmungsbild zufolge sind alle anderen Alternativen aus dem Rennen. Auch der frühere Favorit der Landwirte: ein Acker nördlich des einstigen Bundeswehrsportplatzes, den Matthias Klöffel, der Geschäftsführer der Bioenergie Bad Königshofen, für "kaum genehmigungsfähig" hält.
Ausbau auf Stadtkosten Klöffel berichtete von Gesprächen mit Bürgermeister Robert Herrmann (CSU), wonach auch der Stadtrat die Kläranlagen-Variante favorisiere und bereits eine Kostenschätzung über den Ausbau der Ortsverbindungsstraße in Auftrag gegeben worden sei. Die Verbreiterung auf sechs Meter koste demnach 500 000 Euro und werde von der Stadt ausgeführt, wenn sich die Biogas-Gesellschaft mit 200 000 Euro beteilige. "Das passt noch in unsere Kalkulation", hatten Klöffel und sein Wirtschaftsberater Sebastian Kuhn ausgerechnet.
Sie präsentierten auch andere Zahlen, die so manchen Landwirt hellhörig werden ließen, auch wenn es die Körpersprache nicht bei jedem verriet. Klöffel sprach von einer Einlage von 2300 Euro je Hektar bei einer Verzinsung von 10 bis 15 Prozent. "Das sind keine Bäume, die in den Himmel wachsen, aber Ihr stellt Euren Betrieb breiter auf. Das ist die Chance, einen großen Teil Eurer Flächen zu stabilisieren", warb Klöffel, nebenher noch BBV-Obmann im Kreis Rhön-Grabfeld, um Unterstützer.
Sein Rechenexempel bezog sich auf eine 800-kW-Flexanlage, in der neben Mais, Weizen und Gülle auch Grasschnitt verwendet werden kann.
Der Flächenbedarf für den Substrat-Anbau liegt bei 266 Hektar. Benötigt werden auch 3500 Tonnen Gülle. Die Investition mache 2,7 Millionen Euro aus, wofür ein Eigenkapitalanteil von 25 Prozent (675 000 Euro) notwendig sei. Klöffel wörtlich: "Mit Biogas lässt sich Geld verdienen und dabei haben wir den Klärmist noch gar nicht eingerechnet."
Drei bis vier Millionen kWh an Wärme könnten mit der projektierten Anlage - neben der Stromerzeugung - verkauft werden. Die Abnehmer hat der Agrokraft-Geschäftsführer aus Großbardorf auch schon ausgespäht: Zehn bis zwölf öffentliche Gebäude bis hin zum Krankenhaus, wozu ein Rohrleitungsnetz auf einer Länge von 2,5 Kilometern verlegt werden müsste. In der Tat hatte Landrat Rudolf Handwerker (CSU) bei einer Schulverbandssitzung in der vergangenen Woche einen Nahwärmeanschluss des Hallenbad-Neubaues als sehr vorteilhaft beurteilt.
"Die Struktur in Ebern ist top", urteilte Klöffel, womit er auch das Freibad meinte, das im Sommer überschüssige Wärmemengen abnehmen könnte. "Das rechnet sich, auch wenn die Gasuf mit drin ist." Die Einnahmen aus dem Wärmeverkauf taxierte Klöffel auf 700 000 Euro im Jahr.
Alle Berechnungen seien zunächst auf eine Lebensdauer von 20 Jahre abgestellt worden.
Zur Verkehrsbelastung führte der BBV-Kreisobmann aus, dass im Bereich der Hetschingsmühle zugegebenermaßen eine Engstelle auch im Fall eines Straßenausbaues bleibe. "Aber im Jahr gibt es doch höchstens zehn Tage, an denen es mal etwas zugeht." Gemeint: die Tage der Maisernte.
Zum Zeitplan sagte Matthias Klöffel, dass vor dem Herbst mit einer Baugenehmigung nicht zu rechnen sei. Vorher müsse die Gesellschaft gegründet werden, damit "man mal richtig Geld in die Hand nehmen kann". Ab Ende 2013 könne dann die Nahwärme geliefert werden. "Es muss heuer also noch kein Mais angebaut werden."
Auf die Frage Klöffels, "seid Ihr bereit, den Standort mitzutragen?", gab es kein Murren und bei einer Probeabstimmung blieben - bei einer Ausnahme - alle Beteiligten bei den Zusagen über Substrat-Lieferungen, die schon bei einer früheren Zusammenkunft genannt worden waren. Die Landwirte mit längeren Anfahrten plädierten für den Einbau einer Kilometer-Komponente in die Abnehmerpreise.