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Bargeldloses Bezahlen auch nach Corona? Das müssen Sie über kontaktloses Bezahlen wissen


Autor: Redaktion

LKR Haßberge, Mittwoch, 01. Juli 2020

In der Corona-Krise hat es höchste Priorität, das Ansteckungsrisiko gering zu halten. So wird zunehmend auch auf Bargeld verzichtet. Doch hat das kontaktlose Bezahlen auch nach der Krise Bestand? Zwei FT-Redakteure und eine Umfrage unter 70 Bürgern zeigen ein Meinungsbild.
"Bitte auf Barzahlung verzichten": Kontaktloses Bezahlen wird aufgrund der Corona-Krise im Alltag immer mehr gefordert, so auch auf unserem Foto aus einem Supermarkt in Ebelsbach. Foto: Lucie Homann


Es ist praktisch, verkürzt das Warten an der Kasse und wird in Corona-Zeiten in vielen Geschäften gefordert: das kontaktlose Bezahlen mit Bankkarte, Smartphone oder Smartwatch. Die modernen Bezahlmethoden werden in der Corona-Krise immer beliebter - und sind ausdrücklich erwünscht.

Dabei ist das Thema "kontaktloses Bezahlen" in der Gesellschaft strittig. Gründe dafür sind unter anderem ein fehlendes Verständnis der Technologie, aber auch ein fehlendes Vertrauen darin: Datenklau, unkontrollierbare Ausgaben oder Hacker-Angriffe bereiten vielen Kunden Bauchschmerzen, wenn sie nun aufgefordert werden, das Bargeld im Portemonnaie zu lassen. Auch gerade ältere Menschen wollen und können nicht auf die analoge Bezahlmethode verzichten.

Auswertung einer Umfrage

Der FT hat seine Abonnenten auf seiner Facebook-Seite "Fränkischer Tag Haßberge" gefragt: "Könnt ihr euch vorstellen, auch nach der Krise weiterhin mit Karte zu zahlen?".

70 Nutzer nahmen an der Umfrage teil. Das Ergebnis ist eindeutig: Der Aussage "Nur Bares ist Wahres" stimmten 49 Teilnehmer (und damit 70 Prozent) zu und sprachen sich so gegen das bargeldlose Bezahlen aus. Nur 30 Prozent (21 Abonnenten) gaben an, gerne mit Karte zu zahlen. red

Die Technik hinter dem kontaktlosen Bezahlen

Wie das bargeldlose Bezahlen funktioniert und was zu beachten ist, zeigt folgender Überblick. Woher weiß ich, ob ich mit meiner Karte kontaktlos bezahlen kann? Kontaktloses Bezahlen ist mit allen Giro- und Kreditkarten möglich, die einen NFC-Chip haben. NFC heißt Near Field Communication, zu deutsch Nahfeldkommunikation. Diese Technik funktioniert auf Distanzen unter vier Zentimetern. Der NFC-Chip sieht aus wie ein Wellensymbol, ähnlich wie ein WLAN-Zeichen, und ist auf der Karte aufgedruckt. "Aus Sicherheitsgründen wird die Kontaktlos-Funktion erst aktiviert, wenn man seine neue Girocard zum ersten Mal in ein Bezahlterminal oder einen Geldautomaten steckt und die Pin-Eingabe nutzt", erklärt Margit Schneider vom Internetportal Kartensicherheit.de. Was bringt das kontaktlose Bezahlen? Man hat sein digitales Bargeld genauso nah bei sich wie den Geldbeutel. Der Bezahlvorgang verläuft gerade bei kleineren Beträgen ohne Pin-Eingabe schnell, bequem und hygienisch. Das verkürzt die Wartezeit und schützt die Mitarbeiter an der Kasse. Die Kartendaten können nicht im Vorbeigehen von Betrügern ausgelesen werden. Wie funktioniert das kontaktlose Bezahlen? Die Karte wird mit dem Nahfeld-Chip an das Terminal gehalten und schon wird der Betrag abgebucht. Bei den meisten Geräten befindet sich die Kontaktlos-Leseeinheit im Display, manchmal ist es seitlich oder oberhalb angebracht. Erscheint der Betrag auf dem Display, kann die Karte gesteckt oder direkt an den Leser gehalten werden. Ein grünes Licht und ein Piep am Bezahlterminal zeigen die erfolgreiche Zahlung an.

Welche Beträge kann man kontaktlos bezahlen? Seit dem 15. April kann man mit einem erhöhten Limit von 50 Euro pro Einkauf in vielen Geschäften ohne Pin-Eingabe mit der Girocard bezahlen. Da die Umstellung noch nicht flächendeckend erfolgt ist, besteht bei einigen Händlern die Begrenzung auf 25 Euro. Grundsätzlich soll verhindert werden, dass Diebe mit einer Karte unbegrenzt einkaufen können. Warum muss manchmal trotzdem eine Pin eingegeben werden? Individuelle Vorgaben des Kartenherausgebers begrenzen entweder die Summe auf 150 Euro oder die Anzahl der Bezahlvorgänge auf maximal fünf. Das Hintergrundsystem der Bank fordert dann den Bezahlvorgang mit Stecken der Karte und Pin-Eingabe. Mit dieser kontaktbehafteten Verarbeitung werden die Sicherheitsparameter freigeschaltet und die Summe oder der Transaktionszähler zurückgesetzt. Danach sollte wieder kontaktloses Bezahlen möglich sein. Ist kontaktloses Bezahlen mit der Girocard sicher?

Die für eine Zahlungstransaktion nötigen Daten werden zwischen Terminal und Karte übertragen. Beim Bezahlen ist nur eine Transaktion zur selben Zeit an einem Kassengerät möglich. Das verhindert unbeabsichtigte oder Mehrfachzahlungen. Die Verbraucherzentrale Bayern betont: Wird die Karte gestohlen, können Diebe einfach auf das Geld zugreifen. Deshalb muss die Karte bei Verlust sofort gesperrt werden.

Wie funktioniert das kontaktlose Bezahlen mit Smartphone oder Smartwatch? Dazu braucht man ein NFC-fähiges Gerät, entscheidet sich für eine App und richtet ein Bezahlverfahren ein. Die Abrechnung läuft über Kreditkartenkonten oder die Girocard wird als digitale Version in der Bezahl-App hinterlegt. Welche Bezahlverfahren gibt es für Smart-Geräte? Die Bezahl-App bestimmt, wie der Bezahlvorgang abläuft. Die Stiftung Warentest listet folgende Optionen auf: Mit NFC-Schnittstelle (Apple Pay, Google Pay) wird das Gerät nahe an das Terminal gehalten und der Betrag abgebucht. Zweite Version: Mit NFC und Karten-PIN (Apps von beispielsweise Sparkassen und Deutsche Bank), wird die App oder das Gerät entsichert und vor das Terminal gehalten. Die dritte Möglichkeit sind Einmal-Pin. Fürs Bezahlen wird in den jeweiligen Apps eine Nummer erzeugt, die an der Kasse genannt oder übertragen wird. Eine vierte Option sind QR- oder Strichcodes, die Unternehmen wie Payback oder Bluecode in ihren Apps erstellen. Wie sicher ist das Bezahlen mit Smart-Geräten? Finanztest hat im Dezember 2019 zwölf Bezahl-Apps geprüft. Ergebnis: Die Apps bieten hohe Sicherheit. Auf die Daten der Kunden zuzugreifen sei für Betrüger kaum möglich, weil bei der Bezahlung Stellvertreternummern der Kartendaten verwendet werden. Im Test lag beim Datensendeverhalten, den Datenschutzbestimmungen und den AGB noch einiges im Argen. Die Apps von Handelsanbietern wie Edeka, Payback und Netto greifen zudem Kundendaten ab.Nichts zu beanstanden gab es lediglich beim Postbank-Finanzassistenten und bei der App der VR-Banken. Wer haftet bei Schäden?

Bei missbräuchlichen kontaktlosen Zahlungen haftet das kartenausgebende Kreditinstitut.

Kommentar von Sven Dörr: Nur Bares ist Wahres!

Bezahlen per Kreditkarte, Smartphone oder Smartwatch ist hipp, unkompliziert, zeitsparend – und bedenklich, ja für altmodische Menschen gar unmöglich. Besonders ältere Personen verfügen oftmals nicht über die Instrumente für den virtuellen Zahlungsverkehr oder tun sich schwer bei der Abwicklung. Hinzu kommt eine grundlegende Skepsis gegenüber diesem neuartigen Phänomen – die ist auch berechtigt: Ein anonymer Einkauf ist mit Karte nicht mehr möglich und was mit den personenbezogenen Daten geschieht, ist naheliegend. Sie sind beim Anlegen von Konsumentenprofilen wohl eine gute Hilfe. Das wiederum begünstigt den blinden Konsumwahn in unserem Land. Unabhängig davon entgleitet dem Zahler ohne Bargeld die visuelle Kontrolle über seine Finanzen. Wenn Geld nur noch virtuell und nicht mehr greifbar ist, merkt der Verbraucher vielleicht zu spät, wann oder dass es ausgeht. Ob es bei der Eindämmung von Covid-19 hilft, steht zudem auf einem anderen Blatt. Zumal eine Schmierinfektion an der Kasse auch durch das wechselseitige Berühren der Produkte stattfinden kann.

Kommentar von Jutta Rudel: Hallo, digitales Zeitalter!

Will man der Corona-Krise etwas Positives abgewinnen, dann ist es die Technologie, die im Eiltempo in Supermärkten, Restaurants und sogar beim Bäcker nebenan Einzug gehalten hat. QR-Codes zeigen die Speisekarte auf dem Handy an, bezahlt wird dann mit Karte. Das kleine Plastikstück wird immer häufiger genutzt. Noch vor einigen Monaten schnaufte der Kellner tief aus, wenn man unsicher nach einem Kartenlesegerät fragte - und im Supermarkt spürte man die bösen Blicke im Nacken, wenn bei Fünf-Euro-Beträgen peinlich berührt die Karte gezückt wurde. Und jetzt? Tja, das Blatt hat sich gewendet! Schließlich ist das kontaktlose Bezahlen einfach, schnell, hygienisch. Im Gegensatz zum Bargeld wird die Karte nicht von Hand zu Hand gereicht und sie kann so keine Keime übertragen. Noch dazu bleibt der Gang zur Bank erspart. Praktisch! Und: Wer Angst hat, bei der Kartenzahlung den Blick über seine Ausgaben zu verlieren, der kann noch einen Schritt weiter ins digitale Zeitalter gehen und den Kontostand online auf dem Smartphone überprüfen. Wozu sonst bietet jede Bank eine App an?