Auch ein Biber hat"s nicht leicht

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Auch am Kiefer hat das tote Biberweibchen eine große Wunde, die auf einen Kampf mit Artgenossen hindeutet.
Auch am Kiefer hat das tote Biberweibchen eine große Wunde, die auf einen Kampf mit Artgenossen hindeutet.
In dieser Biberburg im Gemünder Weiher wohnt seit drei Jahren eine Biberfamilie.
In dieser Biberburg im Gemünder Weiher wohnt seit drei Jahren eine Biberfamilie.
 
Am Rücken des toten Biberweibchens sieht man schwere Bisswunden von Artgenossen.
Am Rücken des toten Biberweibchens sieht man schwere Bisswunden von Artgenossen.
 
Mit ihren Zähnen können die Biber ihren Rivalen bei Revierkämpfen schwere Verletzungen zuführen.
Mit ihren Zähnen können die Biber ihren Rivalen bei Revierkämpfen schwere Verletzungen zuführen.
 
Dieser ausgestopfte Biber wurde mit zirka einem dreiviertel Jahr von einem Auto überfahren - eigentlich können die Nager zwölf bis vierzehn Jahre alt werden. Fotos: Janina Reuter
Dieser ausgestopfte Biber wurde mit zirka einem dreiviertel Jahr von einem Auto überfahren - eigentlich können die Nager zwölf bis vierzehn Jahre alt werden. Fotos: Janina Reuter
 
Wolfgang Lappe, Biberberater
Wolfgang Lappe, Biberberater
 

Im Gemünder Weiher bei Jesserndorf wurde letzte Woche ein toter Biber entdeckt. Allem Anschein nach ist das Tier durch einen Revierkampf getötet worden - keine Seltenheit, wie Biberberater Wolfgang Lappe weiß.

Man möchte manchmal meinen, der ärgste Feind des Bibers sei doch noch der Mensch, so laut wird ab und an die Kritik an dem unter Schutz gestellten Wasserbewohner. Und so könnte man auch denken, Biber haben es in der Natur nicht allzu schwer: Sie bauen ihre "Burgen" und Dämme, fällen Bäume, vermehren sich und haben kaum natürliche Feinde. Doch so "Friede-Freude-Eierkuchen" ist das Leben als Biber ganz und gar nicht. Das hat kürzlich ein Biberweibchen im Gemünder Weiher bei Jesserndorf erfahren müssen. Es ist an den Folgen eines Kampfes mit Artgenossen, die ihr Revier verteidigten, gestorben.

Am Gemünder Fischweihern

Vor drei Jahren hat sich ein Biberpärchen in den Gemünder Fischweihern niedergelassen. Mit der Zeit haben sich die Tiere dort vermehrt. Am unteren Weiher ist ihre Biberburg gut zu erkennen.
Außerdem haben sie den angrenzenden Jesserndorfer Bach an zwei Stellen aufgestaut und arbeiten an zwei weiteren Dämmen. Die Biber haben am Steilhang des Baches Bäume gefällt, und vorsorglich hat das Bayernwerk einige Bäume entfernt, damit diese nicht auf die Stromleitung fallen.

Zurzeit hat die Biberfamilie im Gemünder Weiher wieder Nachwuchs. Drei bis fünf Junge kann ein Wurf umfassen. Das Problem: Irgendwann hat in der "Burg" nicht mehr die ganze Familie Platz, sodass die zweijährigen Biber das elterliche Revier verlassen müssen, um sich ein freies, eigenes Domizil zu suchen. Auf dieser Wanderschaft müssen sie durch viele besetzte Reviere, wobei sie von den dort lebenden Bibern oft einiges einstecken müssen - klar diese verteidigen ihr Revier, dessen Grenzen sie durch ein Drüsensekret markieren.

Lange Wanderungen

Bisswunden sind meistens die Folge solcher Revierkämpfe. Oft müssen die Tiere drei bis vier fremde Reviere durchqueren und zehn bis 15 Kilometer weit wandern, bis sie einen geeigneten Platz für ihr eigenes Revier gefunden haben. Dieser natürliche Vorgang ist einem Biberweibchen am Gemünder Weiher nun offenbar zum Verhängnis geworden.

Ein Angler entdeckte am Donnerstagvormittag den im unteren Weiher treibenden Biberkadaver. Daraufhin wurde Wolfgang Lappe, Biberberater des Landratsamtes Haßberge, informiert und hinzugezogen. Nachdem er das Tier geborgen hatte, wurde auch sichtbar, woran es verendet ist: Der Rücken des Tieres ist übersät mit Bisswunden und auch im Bereich des Unterkiefers hat es erhebliche Verletzungen. Alles deutet darauf hin, dass das etwa zwei Jahre alte und 15,6 Kilogramm schwere Biberweibchen bei einem Revierkampf mit Artgenossen schwer verletzt wurde. "Oft infizieren sich diese Wunden. Das ist dann die eigentliche Todesursache", erklärt Wolfgang Lappe.

Da sich Biber vorwiegend im Wasser aufhalten und nicht an Land, werden auch die Kämpfe im Wasser ausgetragen. "Durch die langen Zähne können sie erhebliche Bisswunden beim Rivalen anrichten", weiß Lappe. Das Biberweibchen wollte wohl, vermutet er, auf seiner Suche nach einem eigenen Revier das Gebiet der Gemünder Biber durchqueren. Leider musste es dabei sein Leben lassen.

Bis zu 14 Jahre alt

Eigentlich können Biber zwölf bis 14 Jahre alt werden. Doch durch das Verlassen des elterlichen Reviers und das Suchen eines eigenen Reviers im Alter von zwei Jahren ist es keine Seltenheit, dass die so genannte natürliche Auslese erfolgt: Revierkämpfe enden tödlich und einige Biber sterben schon vor Erreichen des dritten Lebensjahrs. Durch diese natürliche Auslese regulieren sich die Biberbestände von selbst. Die ersten beiden Lebensjahre sind sehr hart für die Tiere: 50 bis 70 Prozent erreichen das dritte Lebensjahr nicht.

Der erste Biber in der Gegend wurde im Jahr 2002 an der Itz bei Gleusdorf entdeckt. Wenige Jahre später, im Jahr 2007, haben sich die großen Nagetiere auch an der Baunach angesiedelt. Seit 2009 gibt es an der Baunach im Bereich der Stadt Ebern Biberreviere.

Ab und an kann es zu Konflikten zwischen Bibern und Menschen kommen - vor allem in der Land- und Forstwirtschaft. Das ist der Fall, wenn Biber Feldfrüchte von den Äckern fressen, Bäume fällen, Nutzflächen untergraben (dann brechen die Traktoren beim Überfahren solcher Stellen ein) und vernässen oder Teichwirtschaften beeinträchtigen. Um diese Konflikte zu reduzieren und ihnen vorzubeugen, gibt es das bayerische Bibermanagement.

Das Ziel des Bibermanagements ist es, einen Ausgleich zwischen den Ansprüchen von Menschen und Bibern zu schaffen. Fachkundige Beratung durch so genannte Biberberater und Öffentlichkeitsarbeit sollen Konflikte verhindern. Auch durch Präventionsmaßnahmen können Schäden vermieden oder reduziert werden.
Biber sind heute streng geschützt: Es ist verboten, sie zu verfolgen oder zu töten und ihre Baue und Dämme zu zerstören. Es ist sogar untersagt, sie zu stören, beispielsweise durch Fotografieren, sie zu verwerten und zu vermarkten.