Ältere Bürger klagen über (Hemm-)Schwellen

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Elfriede Steppert, Heike Grosser (vorne links und rechts) diskutierten mit weiteren Leitern der Seniorengruppen, wie Frieda Seemann oder Bruno Deublein weitere gemeinsame Aktivitäten.
Elfriede Steppert, Heike Grosser (vorne links und rechts) diskutierten mit  weiteren Leitern der Seniorengruppen, wie Frieda Seemann oder Bruno Deublein weitere gemeinsame Aktivitäten.
Tatjana Gossen (rechts) ist Altenpflegerin im Seniorenzentrum St. Elisabeth. Für ein paar nette Worte am "Frauenstammtisch" sollte im Alltag Zeit sein. Aber diese Zeit reicht eben nicht, beklagte die neue Heimleiterin Karina Scholz. Deswegen stellt die Arbeit der Mitglieder des sozialen Arbeitskreises, welche die Senioren regelmäßig besuchen, eine große Hilfe dar. Archivfoto: Johanna Krause
Tatjana Gossen (rechts)  ist Altenpflegerin im Seniorenzentrum St. Elisabeth. Für ein paar nette Worte am "Frauenstammtisch"  sollte im Alltag Zeit sein. Aber diese Zeit reicht eben nicht, beklagte die neue Heimleiterin Karina Scholz. Deswegen  stellt die Arbeit der Mitglieder des sozialen Arbeitskreises, welche die Senioren regelmäßig besuchen,  eine große Hilfe dar. Archivfoto: Johanna Krause
 
Isabell Kuhn
Isabell  Kuhn
 

Die Verantwortlichen von Gruppen für ältere Mitmenschen im Eberner Stadtgebiet tauschten ihre Erfahrungen aus. Die Beauftragte für soziale Fragen im Stadtrat, Isabell Kuhn, will sich um alternative Wohnformen bemühen.

Auch wenn die Alterspyramide weiter anwächst, den Senioren fehlt es an "Nachwuchs". Diese Klage erhoben mehrere Gruppenleiterinnen beim Treffen des Seniorenbeirates im Café St. Elisabeth. "Die 70- bis 75-Jährigen fühlen sich noch zu jung und bleiben weg", schilderte Frieda Seemann aus Hofstetten als eine der Leiterinnen der Jesserndorfer Senioren ihre Erfahrung.

Dabei seien die Treffen "bei unserer Klara" oder am Rentner-Eck stets eine willkommene Abwechslung erzählte die Hof-stetterin dem Bürgermeister. "Alle wollen nur ein bisschen plaudern, mit Rätselraten brauchst gar net zu kumma", hat Friede Seemann erlebt.

Doch selbst die Plauschrunden hielten Bürgermeister Robert Herrmann (CSU) und die Senioren-Beauftragte Isabell Kuhn (Junge Liste) für wichtige Angebote, von denen es in der Stadt viele gebe, wie sich im Vorfeld zur Erstellung des nächsten "Grautürmla" zeige. In dem Heft präsentiert sich die Vielfalt der Gruppen.


Mehr Besucher im Seniorenheim

Mehr Personal wünschten sich auch Karina Scholz, die neue Leiterin des Seniorenzentrum St. Elisabeth, und Ingrid Steiner vom sozialen Arbeitskreis. 15 Frauen und ein Mann besuchen regelmäßig - zwei Mal im Monat - die Heimbewohner, um "einfach nur die Hand zu streicheln", wie Karina Scholz deren Einsatz würdigt, oder die das Gespräch suchen und ein Buch vorlesen.

"Wir gehen ab und zu auch ins sozialpsychiatrische Zentrum, aber uns fehlen halt auch die Leute", klagt Ingrid Steiner, die seit 23 Jahre dabei ist. "Manche Leute trauen sich einfach nicht."
"Unsere Bewohner haben jeden Tag ihre Bedürfnisse", schildert die neue Heimleiterin die Situation, weswegen sie das Pflegekonzept ändern und noch mehr Besucher von außen ins Seniorenzentrum holen möchte. "Dem Personal bleibt für solche anderen Dinge kaum noch Luft." In einem Punkt sind sich Scholz und Steiner einig: "Uns fehlen die Zivis." Ein Problem, das der Bürgermeister "heute so zum ersten Mal" hörte.

Die Schilderungen der einzelnen Gruppenleiter wertete Isabell Kuhn als "Engagement in der Seniorenarbeit, ohne das Ebern längst nicht so gut aufgestellt wäre, wie es nun ist". Dennoch gibt es noch einiges zu tun und neue Ideen aufzugreifen, legte die Seniorenbeauftragte im Stadtrat ihr eigenes Arbeitsprogramm fest.


Mehrere Treffen im jahr

So möchte sie künftig mehr als das eine Treffen im Jahr abhalten, schon allein deshalb, weil "es mir Spaß bereitet, zu sehen, wie die Sozialen zusammenarbeiten". Dies habe sich besonders wieder beim Pflegetag gezeigt.
"Altern ist für viele ein Tabuthema, aber man kann nie früh genug damit beginnen, sich damit auseinander zu setzen." Kuhns Fazit: "Ich bin zufrieden, wie's läuft, auch wenn es immer ein paar Helfer mehr sein könnten."
Als einen Erfolg verbuchte sie den behindertengerechten Zugang zur Stadtpfarrkirche, um sich sogleich Widerspruch von Pater Richard Pfletschinger einzufangen. "In der Praxis funktioniert das nicht, die Tür ist zu lange offen." Zwar sei der behindertengerechte Zugang vom Grundsatz her ein gute Sache, aber wenn hunderte Gottesdienstbesucher wegen drei Rollstuhlfahrern frieren müssen, gebe es schon Beschwerden, da "den Leuten über 20 Jahre erzählt wurde, dass sie im Winter das Seitenportal benützen sollen". Dieser Unmut war Isabell Kuhn bekannt, dennoch blieb sie bei ihrer positiven Bewertung -und "wenn es nur einem Rollstuhlfahrer nützt".


Der Hintern als Türöffner

Ein Augenmerk wirft die Referentin für soziale Angelegenheiten auf die bauliche Gestaltung in der Stadt ("In manchen Geschäften müssen Rollatorfahrer die Tür mit ihrem Hintern aufstoßen") und alternative Wohnmöglichkeiten, wie Senioren-WGs oder -appartements.

Edith Fuchs berichtete von angenehmen Erfahrungen im Mehrgenerationenhaus in Haßfurt, wo ein loser und kostenloser Computerkurs stattfinde. So einen Treff stellte sich Bürgermeister Herrmann auch unter dem Dach der VHS oder in der Sadtbücherei vor.

Maria Häfner freute sich über die Aufnahme im evangelischen Gemeindehaus, beklagte für den Seniorenkreis St.Laurentius aber auch, dass für Veranstaltungen im größeren Rahmen die Räumlichkeiten fehlen. So habe das jüngste Treffen mit den Kreisen aus Jesserndorf und Unterpreppach im Awo-Gebäude stattgefunden, wo man bestens aufgenommen worden sei. Dennoch stelle sich die Frage, wer das Risiko bei Fahrten abdecke.
Dazu sicherte der Bürgermeister eine interne Abklärung über versicherungstechnische Fragen zu, zumal er auch das künftige Bürgerhaus als Versammlungsstätte in die Diskussion brachte.