"Mit ihrer Freude aus der Musik zur Ehre Gottes und mit ihrem Einsatz für unseren Posaunenchor bereiten sie uns und vielen anderen Freude. Ohne sie wären unsere Kirchengemeinde, unsere politische Gemeinde und wir alle ärmer." Dies betonte Pfarrer Volkmar Gregori bei seiner Festpredigt zum 90-jährigen Bestehen des Posaunenchors Gleisenau.
Er motivierte auch dazu, im Posaunenchor mitzumachen.
Mit einem musikalischen Gottesdienst feierte die evangelische Kirchengemeinde Gleisenau dieses Jubiläum. Der Posaunenchor intonierte eingangs unter Leitung von Bezirkschorleiter Jürgen Koch "Lobe den Herren" und "Hab Dank, mein Gott, du ziehst mich ins Vertrauen", bevor man eine Lesung aus dem Buch Josua hörte: Da überwinden Posaunen Grenzen.
Pfarrer Volkmar Gregori sagte in seiner Festpredigt, heute blase sicherlich niemand auf der Posaune, damit eine Mauer einfalle. "Eher möchten sie mit ihrer Posaunenmusik die Herzen von Menschen für die Sache mit Gott erobern. Keiner von ihnen bleibt mit seinem Instrument allein. Das, was sie auf der Trompete, am Horn oder mit der Posaune können, haben sie sich für andere angeeignet.
Die Freude und die Festlichkeit, auch der Trost, den sie mit ihrem Spiel schenken, möge immer auch in ihr eigenes Herz zurückkehren und ihrer eigenen Seele gut tun, wünschte Gregori.
Neun Gründe, im Posaunenchor mitzuspielen Der Geistliche dankte dabei auch allen Partnern. Gregori warb für das Posaunenspiel und nannte neun gute Gründe, um hier vorne mitten unter den Bläsern zu sitzen. Trompete- oder Posaunenblasen sei ein körperlicher Vorgang, verändere Atmung und Haltung und versetze den Körper in einen vitalen Zustand. Blasen im Posaunenchor fördere und festige auch soziale Beziehungen. Man könne nicht zusammen spielen, ohne aufeinander zu hören. Menschen gingen also besser miteinander um. "Das Glück, das Menschen beim gemeinsamen Blasen empfinden, ist kein schneller Kick wie bei einem Lottogewinn.
Es ist nachhaltiges Glück mit der Erfahrung von Gelöstheit und freigesetzter Energie."
Pfarrer Gregori bedauerte, dass viele Menschen heute keine Erfahrungen mit Musik machten. Sie erlebten Musik nur noch als Komponente. "Wer Musikalität nicht einsetzen kann, sondern durch technische Prothesen ersetzen muss, ist entmündigt und abhängig." Außerdem erhalte die Mitgliedschaft in einem Posaunenchor jung. Lebender Beweis sei Herbert Hofmann, dem wohl als Säugling schon eine Posaune mit in die Wiege gelegt worden sei.
Pfarrer Gregori verwies auch auf den Psalm 103 in einer Nachdichtung mit den Worten "lobt ihr Lippen, den Herrn und vergesst nichts von seinen Geschenken." Eines dieser Geschenke sei der Posaunenchor. Entsprechend dem Motto des Posaunenchores "Gott loben - das ist unser Amt" dürfe man bei all dem den Blick in die Welt nicht vergessen mit den vielen Krisen und zig Millionen Menschen auf der Flucht.
Loben sei kein nettes Dankeschönsagen derer, denen es gut gehe und die dann die Hände in die Hosentaschen stecken und abwinken. Es gebe so viele Menschen, die darauf warteten, dass man ihnen helfe, Klage in Dank zu verwandeln oder Verstummen in Lob.
B
ürgermeister Walter Ziegler stellte heraus, dass das Wirken des Posaunenchors aus der Gemeinde nicht wegzudenken sei. Bei seinen Auftritten bereite er sowohl bei kirchlichen als auch bei weltlichen Festen viel Freude. Als Beispiel nannte er die Verabschiedung des alten und die Begrüßung des neuen Jahres im Schlosspark von Gleisenau, was einer Tradition gleichkomme. Er bat alle Bläser bei der Stange zu bleiben. Aber auch junge Bläser sollten für den Chor begeistert werden, damit man das 100. Jubiläum mit einem tollen Klangkörper feiern könne.
Musik sei nämlich Geschenk und Gabe Gottes, mit der man Leute fröhlich machen könne.
Einen Blick in die 90-jährige Geschichte des Posaunenchores Gleisenau gab dann Sigrid Rippstein, die meinte, dass der Posaunenchor nur eine kleine Macht im Spiel der Mächte sei, "aber Gott loben - das ist unser Amt." D
abei erinnerte sie an die Gründung. Den Anlass dazu habe das gemeinsame Blasen der Posaunenchöre Haßfurt, Bamberg und Zeilitzheim anlässlich der Einweihung der Himmelfahrtskirche in Zeil 1925 gegeben. Sie erwähnte aber auch die Chorleiter, die seit dieser Zeit den Chor führten. Seit 1960 sei es Herbert Hofmann.
"Wer singt oder Musik macht, der betet doppelt", betonte Martin Wasser für die katholische Kirche Ebelsbach. Dies treffe auch auf den Posaunenchor zu.
Außerdem bringe die Musik zusammen, und alles geschehe zur Ehre Gottes.
Als ein "tolles und wohlklingendes Aushängeschild" bezeichnete Gisela Hümmer den Posaunenchor. Sie überbrachte die Glückwünsche des evangelischen Kirchenvorstandes und hob hervor, dass es einen doppelten Einsatz bedeute, im Posaunenchor zu spielen. Das gelinge nur, wenn eine gute Atmosphäre im Chor herrsche und das sei hier der Fall. Der Blick in den Chor lasse sogar die Vermutung aufkommen, dass in Gleisenau eine genetische Veranlagung für die Musik nachzuweisen ist. Der Klang der Musik rühre sogar manchmal zu Tränen. Die Musiker könnten ohne Zweifel auch in einem Musikverein spielen, aber mit ihrem Spielen im Posaunenchor gäben sie ein Glaubenszeugnis ab.
Als die Besucher, das Geburtstagslied "Happy Birthday" für den Posaunenchor sangen, nahm dieser den Schwung ins "Preludio VI" von Traugott Fünfgeld mit, das die Verwandtschaft zum Swing zum Ausdruck brachte. Der Klang der Trompeten, Posaunen und der Tuba erfüllte das Gotteshaus dann auch mit der "Intrade". Der Posaunenchor bekam stehenden Applaus, und er kam deswegen auch um eine Zugabe nicht herum.
Klaus Eisenacher bedankte sich bei allen Mitwirkenden, insbesondere Pfarrer Volkmar Gregori und Bezirkschorleiter Jürgen Koch und den Mitwirkenden für diesen schönen musikalischen Festgottesdienst. Für 40-jährige Mitgliedschaft und aktives Spiel wurden Gabi Schramm und Bernd Schramm ausgezeichnet. Schließlich traf man sich im Pfarrgarten zum Sektempfang.