Der Landkreis Haßberge baut weiter auf die CSU als stärkste Kraft für Europa. Die Grünen überholen die SPD.
Ein Kreuzchen nur, eine Sache von Sekunden, aber mit gewichtigen Folgen: Die Europawahl brachte an einem sonnenstrahlenden Wahlsonntag viele Menschen im Landkreis auf die Beine - sofern sie nicht im Vorfeld schon zu Hause gewählt hatten. Die Briefwahl, der Trend früherer Urnengänge bestätigte sich einmal mehr, erfreut sich wachsender Beliebtheit. Sie erspart den Weg ins Wahllokal, nicht jedoch den Weg mit dem Stift über den rund 94 Zentimeter langen Stimmzettel auf der Suche nach der Partei der eigenen Wahl.
Nach all dem Getöse um einen drohenden Rechtsruck Europas und um die Zerstörung des europäischen Gedankens überraschte der Wahlzettel bei näherem Hinsehen dann nebenher mit ganz anderen Schwerpunkten: Vier Mal taucht der "Mensch" auf den Zetteln auf, ebenso oft wie das Wort "Sozial". Dem Tierschutz jedoch haben sich gleich fünf der angetretenen politischen Gruppierungen verschrieben.
Daheim schon entschieden
Das alles las sich an diesem Sonntag in den Wahllokalen kaum einer durch. Ruckzuck waren die meisten Wähler fertig, denn ihre Entscheidung hatten sie, wie eine kleine, keinesfalls repräsentative Spontanstraßenumfrage dieser Redaktion ergab, in aller Regel schon zuvor getroffen.
In Ebern gehen viele Menschen nach alter Tradition nach dem Kirchgang zur Wahl - ein nobler Brauch. Diesmal aber herrschte dort ähnliche Geruhsamkeit wie den ganzen Tag über in so gut wie allen Wahllokalen der 26 Kommunen im Landkreis. Hintergrund war die Wallfahrt nach Vierzehnheiligen, weshalb vielen Katholiken "an diesem Tag ein anderes Kreuz noch wichtiger war", wie es ein alter Eberner formulierte.
Während Italien als letztes europäisches Land noch bis 23 Uhr wählte, schlossen hierzulande die Wahllokale um 18 Uhr. Die Schnellmeldungen aus den 170 Wahllokalen des Landkreises (Briefwahlbezirke eingerechnet) wurden sogleich bei der Kreiswahlleitung in Haßfurt geprüft, wo Regierungsrätin Kristina Wolff als Kreiswahlleiterin die Strippen zog. Im Internet konnten interessierte Bürger auf der Homepage des Landratsamtes bereits vor 19 Uhr die Ergebnisse der Auszählung mitverfolgen. Das vorläufige amtliche Endergebnis für den Landkreis wird erst heute, Montag, am frühen Nachmittag erwartet.
Sechs von zehn bestimmen mit
Eigentliche Sensation war die Wahlbeteiligung, denn die lag im Landkreis bei 60,86 Prozent, für eine Europawahl ein erstaunlicher Wert! Zum Vergleich: Als Europa vor fünf Jahren letztmals wählte, hatten nur 42,74 Prozent ihre Stimme abgegeben (bei der Landtagswahl im Oktober waren es fast 75 Prozent). 68 076 Menschen im Landkreis waren wahlberechtigt.
Die CSU bleibt im Landkreis Haßberge die mit Abstand stärkste Kraft (45,98 Prozent), auch wenn sie gegenüber der letzten Europawahl leichte Verluste hinnehmen muss. Inetwa halbiert hat sich der Stimmenanteil der SPD (10,25 Prozent), die hinter den deutlich erstarkten Grünen (12,82 Prozent) nur noch auf dem dritten Platz liegt. Platz vier geht an die AfD (9,38 Prozent). Sie hat ihren Stimmenanteil damit mehr als verdoppelt. Leicht verbessert haben sich die Freien Wähler (5,95 Prozent) und die "Bienenretter" von der ÖDP (2,97 Prozent), während FDP (2,76 Prozent) und Linke (2,37 Prozent) auf der Stelle treten. Die Sonstigen (darunter Die PARTEI, Tierschutzpartei und die Piraten) erreichen 21,63 Prozent der Stimmen.