Wo ist das Geld geblieben?

1 Min

Irgendwo in dem thailändischen Touristik-Städtchen Phuket gibt es eine ganz besondere Garage. Auf einem ihrer Querbalken steht eine Schachtel, in der sich 100 000 Euro in bar befin...

Irgendwo in dem thailändischen Touristik-Städtchen Phuket gibt es eine ganz besondere Garage. Auf einem ihrer Querbalken steht eine Schachtel, in der sich 100 000 Euro in bar befinden. Das zumindest sagt nach einem Bericht der Neuen Presse Coburg der frühere Unternehmer, der sich bis Juli des vorigen Jahres aus der Schachtel bedienen konnte. Dann aber wurde er festgenommen und nach Deutschland abgeschoben. Acht Monate zuvor war er aus dem Kreis Haßberge vor seinen zahlreichen Gläubigern nach Thailand geflohen.
Vor Gericht steht der Mann, weil die Hofer Schwerpunkt-staatsanwaltschaft davon ausgeht, dass der Angeklagte das Geld für seine Vergnügungen über einen längeren Zeitraum aus seiner Spedition im Landkreis Haßberge abgezogen hat, damit er nicht die Forderungen seiner Gläubiger befriedigen muss. Auf rund 600 000 Euro schätzt die Staatsanwaltschaft die Höhe seiner Barschaft zum Zeitpunkt seines Verschwindens. Geld, von dem Staatsanwalt Michael Hoffmann gern wüsste, wo es geblieben ist.
Der Angeklagte hat sich daher in seiner Zelle in der Hofer Justizvollzugsanstalt einmal hingesetzt und eine kleine Aufstellung verfasst. Die 100 000 Euro in der Garage seien der größte Posten, außerdem gebe es im Haus noch eine Schachtel mit 15 000 Euro, ließ er wissen. Der Angeklagte bezweifelt aber, dass das Geld noch an seinem Platz ist. Die Aufstellung hat aber noch einen zweiten Mangel: Alle Ausgaben zusammengenommen erreichen gerade eine Summe von rund 350 000 Euro. Es fehlen also immer noch gut 250 000 zur Rechnung, die die Staatsanwaltschaft aufstellt. In einem aber ist sich der Beschuldigte sicher: "In Deutschland habe ich kein Geld mehr."
Für den gescheiterten Unternehmer ist es ziemlich wichtig, dem Landgericht als wahrheitsliebend zu erscheinen, denn nur so kann er mit einer Freiheitsstrafe von höchstens drei Jahren und drei Monaten rechnen. Dies hat ihm das Gericht nach einer Verfahrensabsprache in Aussicht gestellt. Grundvoraussetzung ist aber ein wahrheitsgemäßes und umfassendes Geständnis. Schon öfter hat Vorsitzender Richter Mathias Burghardt den Angeklagten gewarnt, dass sein Aussageverhalten den Vereinbarungen nicht entspreche.
Als Zeuge wurde in der Fortsetzungsverhandlung auch ein angestellter Rechtsanwalt der früheren Hausbank des Angeklagten gehört. Die Bank hatte alle Kredite des Unternehmens fällig gestellt, weil ihr aufgefallen war, dass auf den Geschäftskonten überhaupt keine Eingänge mehr zu verzeichnen waren. Die Bank stellte Insolvenzantrag und erreichte dann die Zwangsverwaltung der Betriebsstätte.
Als der Bankenanwalt bei der Spedition nach dem Rechten sehen wollte, habe sich ihm ein "surreales Bild" geboten, schilderte er. "Die Speditionshalle war mit Sand eingestreut. Es standen einige Palmen herum und in der Mitte ein Porsche Cayenne sowie ein Grill. Da hat Herr... gesagt, dass er hier Abschied gefeiert hat." red