Wertstoffhof oder gelber Sack?

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Ein neues Verpackungsgesetz kommt. Und damit stellt sich erneut die Frage, wie der Landkreis seine wiederverwertbaren Abfälle einsammelt. Sicher ist, dass der Kreis die meisten Forderungen bereits erfüllt. Im Umweltausschuss ging es teilweise hin und her.

klaus schmitt

Der Kreis Haßberge ist stolz auf sein Wertstoffhofsystem. Lässt sich das Konzept halten? Oder soll der gelbe Sack (Wertstofftonne) kommen? Im Umwelt- und Werkausschuss des Kreistages, der am Montagnachmittag im Landratsamt in Haßfurt bis in den Abend hinein tagte, prallten die Argumente aufeinander.


Gegensätze

Für den gelben Sack machte sich Kreisrat Holger Baunacher (Junge Liste), der Bürgermeister aus Wonfurt, stark und für die Wertstoffhöfe legte sich vor allem Kreisrat Christoph Winkler (Freie Wähler), der frühere Bürgermeister in Zeil, ins Zeug.
Der Hintergrund aller Diskussionen ist ein neues Gesetz, das der Bund derzeit plant. Es heißt Verpackungsgesetz und löst das bisherige Wertstoffgesetz ab. Ist damit auch etwas Neues drin? Vorerst wohl nicht, wie Wilfried Neubauer, der Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebes des Landkreises, dem Ausschuss erläuterte. Nach aktuellem Stand (das Gesetz soll noch im Dezember im Bundeskabinett verabschiedet werden und dann in das Anhörungsverfahren gehen) soll es den Kommunen überlassen bleiben, wie sie ihre wiederverwertbaren Abfälle (Kunststoffe, Altglas, Altpapier) einsammeln wollen. Sie können es mit dem gelben Sack tun, der in vielen Kreisen in Bayern verwendet wird. Oder mit einer Wertstofftonne nach dem gleichen System. Oder über Wertstoffhöfe, wie es der Landkreis Haßberge als einer von ganz wenigen Kreisen im Freistaat praktiziert. "Die Kommunen können entscheiden, wie sie die Wertstoffe sammeln", erklärte der Werkleiter.
Laut Neubauer verlangt das neue Gesetz höhere Recyclingquoten. Damit hat der Landkreis nach seinen Worten kein Problem, denn er erfüllt bereits jetzt die hohen Standards. Neubauer: "Wir sind über Jahre hinweg schon zwei Schritte weiter. Die Sortiertiefe, wie wir sie haben", hätten andere Kommunen mit dem gelben Sack nicht, sagte er. Neubauer hätte, wenn man seine Worte interpretiert, sicher nichts dagegen, wenn das Wertstoffhofsystem bliebe. Dafür setzte sich vor allem der Zeiler Kreisrat Christoph Winkler ein. Er warnte davor, ein funktionierendes System aufzugeben. "Ich hoffe, dass es bleibt", sagte er. Den gelben Sack hält er vor allem aus zwei Gründen für nicht geeignet: Winkler befürchtet, dass bei diesem Holsystem immer mehr Wertstoffe im Restmüll verschwinden, und er geht davon aus, dass der gelbe Sacke die Orte verschandelt; er sprach sogar von Müllbergen in Städten und Dörfern.
Das Hauptargument der Gelbe-Sack-Befürworter ist die einfachere Handhabung. Niemand müsse mehr zum Wertstoffhof fahren, weil die wiederverwertbaren Abfälle zu Hause abgeholt werden, erklärte Holger Baunacher. Das sei vor allem für ältere Menschen, die nicht mobil sind, eine Erleichterung. Nach seiner Ansicht eröffnet der gelbe Sack auch "neue Möglichkeiten". Außerdem geht Baunacher davon aus, dass auch bei Einführung des gelben Sacks Wertstoffhöfe erhalten bleiben werden. Die Frage wäre indes: wie viele und wo?
Wie geht es jetzt weiter? Der Landkreis will, wie im Umweltausschuss verlautete, eine Umfrage starten. Rund 1000 Haushalte im Landkreis sollen ihre Meinung abgeben, welches System sie bevorzugen. Allerdings soll diese Umfrage erst gestartet werden, wenn klar ist, was das neue Verpackungsgesetz besagt.
Ein Problem bleibt vorerst: In einigen Wertstoffhöfen ist es eng, sehr eng. Sie müssten dringend erweitert werden. Das betrifft vor allem die Einrichtungen in Eltmann, Oberaurach, Hofheim und Königsberg. Der Umweltausschuss des Kreistages hält es allerdings für wenig sinnvoll, wenn der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises jetzt Geld für Erweiterungen in die Hand nehmen würde, und dann würden die Wertstoffhöfe aufgegeben. Landrat Wilhelm Schneider (CSU), der die Sitzung leitete, betonte, der Landkreis Haßberge tätige "keine Riesen-Investitionen, bevor wir das Ergebnis der Befragung wissen".
Weitere Berichte zur Sitzung des Kreis-Umweltausschusses stehen heute auf der Seite 18.