Wenn ein fränkischer Barde auf einen Berliner Songpoeten trifft
Autor: Uschi Prawitz
Trebgast, Montag, 12. Juni 2017
Mit einem stimmungsvollen Liederabend hat die Naturbühne am Sonntag die Konzertsaison eröffnet. Sandy Wolfrum, der fränkische Barde aus Bayreuth, teilte sic...
Mit einem stimmungsvollen Liederabend hat die Naturbühne am Sonntag die Konzertsaison eröffnet. Sandy Wolfrum, der fränkische Barde aus Bayreuth, teilte sich die Bühne mit Mario Hené, dem Songpoeten aus Berlin. Ein kontrastreiches Programm in lauschiger Atmosphäre, das eingefleischte Fans anlockte.
"Sandy ist geradlinig und witzig, er ist wie ein Fels in der Brandung", sagte Mario Hené über seinen Liedermacherkollegen. Sandy Wolfrum, der standhafte Rebell, der laut ausspricht oder vielmehr singt, was viele denken? In der Tat, und so begeisterte er auch bei diesem Konzert unter dem Motto "Lieder einer Sommernacht" sein Publikum mit Liedern wie dem "Unterboden-Boogie" oder "Eigenlob stinkt".
"Ich möchte darauf hinweisen, dass ich dieses Lied bereits geschrieben habe, bevor die Amerikaner ihren neuen Präsidenten gewählt haben", witzelte er, um gleich darauf der Gesellschaft kritisch in die Seele zu blicken. "In Wirklichkeit bist du jemand, der die Lieder anderer singt", heißt es etwa in seinem Song, "aber ich bin wenigstens einer, der seine eigenen Lieder singt". Die Musik von Wolfrum hat großen Unterhaltunsgwert, sie ist eine Hommage an seine fränkische Heimat, zugleich aber auch ein Aufschrei gegen Fremdbestimmung, Ungerechtigkeit und Willkür auf der Welt.
Wunderbare Texte
Ganz anders Mario Hené. Der Songpoet und Gitarrenvirtuose kommt ruhiger daher, schreibt Texte über die Liebe, zwischenmenschliche Beziehungen und Trennung. "Bleib so frei" gab er einst seiner ältesten Tochter in einem Lied als Rat mit auf den Weg, "trag deine Träume in die Wirklichkeit, mach jeden Augenblick zur Ewigkeit, und alles ist gut". In den 70er Jahren brach Hené seine Orgelbauerlehre in Landshut ab, packte seine Gitarre und machte sich auf den Weg zurück nach Berlin. 1977 erschien seine erste Platte, "und seitdem lausche ich ihm", sagte Sandy Wolfrum, selbst ein großen Fan von Mario Hené. "Er ist ein echter Gitarrenkünstler und hat wunderbare Texte, er hat all das, was ein Liedermacher gut können muss." Die beiden lernten sich über Facebook kennen und hielten es für eine gute Idee, gemeinsam das ein oder andere Konzert zu bestreiten. "Was mir gefällt an dir, das ist das Feuer, das tief in deinem Herzen brennt", heißt es in einem von Mario Henés Liedern, eine Zeile, die man eins zu eins auf die beiden Musiker übertragen kann.
Das Publikum jedenfalls genoss die teils kritischen, teils verträumten Melodien an einem wunderbaren lauen Abend.