Gräfenberger Realschüler gehen der "Genussregion Oberfranken" auf den Grund. Ihre Präsentation verbindet Kulinarisches mit Mundart und Brauchtum.
Was haben die Bierkeller mit König Ludwig I. von Bayern zu tun? Was kommt außer Hefe, Hopfen und Wasser ins Bier hinein? Was ist der Unterschied zwischen evangelischen und katholischen Küchle und wo ist das größte Bratwurstrestaurant der Welt? Viele Fragen, viele Antworten und noch viel mehr Wissenswertes erarbeiteten die Schüler der Klasse 9e der Gräfenberger Realschule in ihrer Projektarbeit.
"Genussregion Oberfranken" lautete das Thema, das die Schüler vor einem Publikum präsentierten. Schon am Eingang der Schule machte ein großer Oldtimer mit der Aufschrift "Die älteste Bratwurstküche der Welt" auf die folgenden, eher ungewöhnlichen Schulstunden aufmerksam.
Durch das Schlüsselloch
Die Nürnberger Rostbratwurst ist 700 Jahre alt, wie Laura, Vanessa und Sophia beim Thema "Fleisch und Wurstwaren" erzählten. Sie wussten aber außerdem auch, wie die Nürnberger Rostbratwurst entstand. Die Wirtshäuser hatten demnach früher schon um 23 Uhr geschlossen.
Nur gab es auch damals schon viele Menschen, die länger arbeiten mussten und nach der Arbeit Hunger hatten. Ins Gasthaus konnten sie aber nicht. Eine Lösung musste her. Also wurde eine derart kleine Bratwurst gemacht, dass sie durchs Schlüsselloch der Gasthäuser passte. Damit waren alle Interessen befriedigt.
Ein anderes fränkisches Kulturgut ist das Bier. Zu Beginn der Produktion des obergärigen Bieres gab es viele Probleme damit, das Bier kühl zu halten.Vor allem im Sommer wurde das Bier regelmäßig sauer. König Ludwig verbot daraufhin das Brauen und die Ausgabe des obergärigen Bieres. Das untergärige Bier und damit verbunden entstanden die Bierkeller. Ein Bierfass stand zur besseren Demonstration im Klassenzimmer, wo die Gräfenberger Schüler kulinarische fränkische Spezialitäten anboten. Zu diesen zählten auch Küchla beispielsweise. Die rechteckigen, die am häufigsten in den Läden anzufinden sind, sind die evangelischen Küchla. Die katholischen hingegen sind rund.
Daneben lagen im Gräfenberger Klassenzimmer Brotscheiben mit Ziebalaskäs bestrichen: auch das eine weitere fränkische Spezialität. Rezepte dieser kulinarischen Genüsse haben Emilia, Julia, Anna, Laura und Lily vorgestellt. Sie taten dies unter den kritischen Blicken von sieben Lehrern, die jeden einzelnen Schüler bei seinem Vortrag bewerteten. Denn die Projektnoten fließen in verschiedene Unterrichtsfächer ein. Hauswirtschaft, Deutsch oder Geschichte beispielsweise, denn schließlich ist mit dem Unterthema "Brauchtum" auch geschichtliches Hintergrundwissen gefragt. Konrektor Jürgen Kemeth informierte darüber, dass sämtliche bayerischen neunte Klassen eine Projektarbeit leisten müssen. Jede Klasse suche sich in diesem Zusammenhang ein anderes Oberthema.
Für Oberfrankens Spezialitäten, das Brauchtum und die Mundart hat sich eben die Klasse 9e entschieden. Begleitet wurden sie von ihrem Klassenleiter Martin Knauer, der auch gerne eins der selbst gebackenen Küchle probierte. "Was schmeckt am Schäuferla am besten?", wollten die Schülerinnen dann wissen. "Die Soße", meinte eine Frau im Publikum. "Die Kruste", fand ein anderer Zuhörer. Trotzdem belegt das Schäuferla nur den zweiten Platz unter den Lieblingsgerichten. Den ersten Platz konnte der Karpfen für sich verbuchen. Und wie die Schülerinnen herausgefunden haben, isst der echte Genießer und Kenner den Fisch nur an den Monaten, die auch mit einem "R" enden.
Die glasklare Flüssigkeit, die in ein Glas eingeschenkt wurde, entpuppte sich als etwas Hochprozentiges. Denn auch das Brennereiwesen ist typisch fränkisch. Ein Höhepunkt des Abends war sicher der Auftritt von Sarah, Johanna und Anna, der "Klaan" aus Hetzles, die in ihrer Tracht einen Volkstanz zeigten. Auch dieser gehört zur Genussregion Oberfranken.
Und wer das alles in Ruhe noch einmal nachlesen oder eines der leckeren Rezepte nachkochen wollte, konnte sich das von den Schülern erarbeitete Heftchen mit nach Hause nehmen. Dort ist alles rund um die Genussregion Oberfranken schwarz auf weiß festgehalten.