Von Parkkünstlern in der Hauptstraße und Helden im Stadtrat

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Weil ich als Rentner bekanntlich keine Zeit habe , habe ich eigentlich auch keine Zeit, Leserbriefe zu schreiben. Weil ich aber nichts anderes zu tun habe, als mich den ganzen Tag in der Altstadt von ...

Weil ich als Rentner bekanntlich keine Zeit habe , habe ich eigentlich auch keine Zeit, Leserbriefe zu schreiben. Weil ich aber nichts anderes zu tun habe, als mich den ganzen Tag in der Altstadt von Höchstadt herumzutreiben, Zeitung zu lesen und mit anderen Zeitgenossen über Gott und die Welt zu diskutieren, drückt mich so manches Thema in unserer Stadt:
Wenn ich so durch die Hauptstraße fahre oder laufe, sehe ich Fahr- und Parkkünstler vom Feinsten. Da parken sie mit ihren Fahrzeugen direkt vor der Tür ihres ersehnten Geschäftes und behindern den Verkehr und die Fußgänger, obwohl sie selbst nicht gehbehindert sind. Die meist jungen Damen und Herren gehen hoffentlich dann am Abend ins Fitness-Studio, um ihren Arsch wenigstens einmal am Tag zu bewegen.
Wenn ich dann so weiter gemütlich, aber vorsichtig durch die Altstadt schlendere, werde ich öfter von Gästen oder Durchreisenden angesprochen, wo man hier landläufig, also fränkisch, essen kann. Da bin ich aber zur Zeit ratlos und weiß nicht, was ich sagen soll. Man schämt sich schon für unsere Höchstadter Gastronomie. Da bekommst du unter der Woche am Tag nicht einmal ein Paar Bratwürst und ein Bierchen.
Es wirken auch noch die Ängste einiger Geschäftsleute auf dich ein, die vor den neuen Geschäftszentren im aufgehenden Osten unserer Stadt großen Bammel haben. Na ja, vielleicht gibt's dort wenigstens einen Bratwurstgrill. Fränkische wohlgemerkt.
Wenn dann so an kirchlichen Feiertagen eine, in dem Fall eine katholische Prozession, sagen wir einmal eine Marienprozession am 1. Mai am Abend mit Kerzen, und das wahrscheinlich schon seit Jahrhunderten, durch die Altstadt zieht und dann am Marktplatz einige hundert Gläubige kurz verharren, haben einige Kneipen ihr Publikum im Griff. Kneipen mit Wirten aus anderen Kulturen lassen ihre Gäste aber lauthals herumplärren und unternehmen dagegen nichts. Wenn man sie aber daraufhin freundlich anspricht, erntet man nur dumme Sprüche. Da wundert mich es nicht, wenn die AfD immer mehr Zulauf hat.
Weiter regt sich doch einer über die "Spitaleria" am Höchstadter Krankenhaus St. Anna auf. Da ich viele Krankenhäuser aus beruflichen Gründen kenne, meine ich, das war dringend nötig. So mancher Patient, der das Bett verlassen kann, kann mit seinen Besuchern in Ruhe dort einen Kaffee trinken. Das Personal braucht nicht mehr in irgendwelchen Hinterzimmern sein Essen einzunehmen und ein größerer Raum für Personalversammlungen ist in Anbetracht der "Löcher" in denen man sich bisher traf, für dieses Haus allemal wichtig. Das derzeitig Defizit in diesem Krankenhaus hat ganz andere Gründe, über die man sich gesondert unterhalten müsste.
Mein alter Freund , Pensionär und Flugkünstler Strienz will den Heldenfriedhof umbenennen, weil der Ausdruck "Held" nicht mehr zeitgemäß ist. Da mag er vielleicht recht haben. Waren doch viele Soldaten in den Weltkriegen sicher keine Helden. Viele hatten berechtigte Angst vor den Standgerichten und machten deshalb mit und viele waren auch Verbrecher.
Aber ich denke auch an die Mutigen, zum Beispiel an die Sanitätssoldaten, die aus Pflichtbewusstsein und vor allem aus Kameradschaft ihre verwundeten Kameraden unter lebensgefährlichen Bedingungen aus zerbombten Löchern geholt haben. Das waren Helden. Der Heldenfriedhof ist ein Teil unserer nicht immer glücklichen Geschichte. Also lasst seinen Namen.
Ganz andere Helden sind unsere Stadträte, die unseren Kellerberg jetzt zu einem Wohnhügel umfunktionieren lassen. Ich kann mich noch genau erinnern, wie der Heimatverein mit den damaligen Räten, einige sind noch dabei, den Kellerberg links und rechts Straße zu Landschaftsschutzgebiet erklärt haben. Da werden nun alte Volkskultur-Traditionen gekippt , leider auch durch die Interesselosigkeit vieler Kellerhausbesitzer.
Georg Römer, Höchstadt