Von Kohle, Moos und Mäusen

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Der Lotterie-Inspektor (Jörg Handke, rechts) entdeckt Kurioses, als er dem Polizisten (Christian Schüpferling) beim Anziehen hilft: eine Schlagstock-Tasche. Foto: Denise Burkhardt
Der Lotterie-Inspektor (Jörg Handke, rechts) entdeckt Kurioses, als er dem Polizisten (Christian Schüpferling) beim Anziehen hilft: eine Schlagstock-Tasche. Foto: Denise Burkhardt

Mit einer Bauernkomödie über Geld, Mord und Beziehungen wurden die Trieber Theatertage eröffnet.

Vergangen Freitag feierte die Theatergruppe Trieb mit der Premiere von "Kohle, Moos und Mäuse" die Eröffnung der Trieber Theatertage. An fünf Abenden, bis einschließlich Dienstag, unterhält die Theatergruppe jeweils um 20 Uhr das Publikum im Landgasthof "Karolinenhöhe" - und das auf hohem Niveau mit einem spielfreudigen Ensemble, einer adretten Bühne und einer aufmerksamen Souffleuse (Lisa Templin).
Schon mehrmals habe sich die Gruppe für ein Stück von Bernd Gombold entschieden, verriet Regisseurin Martina Lutter, die seit der Gründung 1987 dabei ist. "Er ist unser Lieblingsautor", sagt sie. In Gombolds Schwank geht es aber keinesfalls nur um Geld, sondern auch um Familie, Anerkennung, Glück und Humor, der alles zusammenhält. Obwohl der Autor mehrfach in die Trickkiste bewährter Gags greift, zünden diese zuverlässig, zu beobachten etwa in der Szene mit dem betrunkenen Lotterie-Inspektor Richard (Jörg Handke).
Die Trieber machen das Stück zu ihrem eigenen, indem sie wärmendes Lokalkolorit im ganzen Stück verteilen und ihre eigenen Späße hinzufügen, so wie in der Szene, als der Lotterie-Inspektor im betrunkenen Zustand versucht, dem Polizisten Heinz (Christian Schüpferling) die Hose anzuziehen. Das Publikum lachte bei dieser Szene laut auf. Selbstverständlich darf der fränkische Dialekt nicht fehlen. Das Stück wäre nur halb so schön ohne Begriffe wie "Gschmarr", "Schelln" und wiederkehrende "Ach Goddla".
Bei Anspielungen auf den Nassanger und verscheuchte Blaukehlchen weiß das Publikum sofort, was gemeint ist. Das alles rückt die Figuren näher an ihr Publikum, macht sie zu einer Gemeinschaft.
Da kommt es nicht von ungefähr, dass die dubioseste Figur im Stück kein Fränkisch spricht: Jens Müller spielt mit seinem Berliner Dialekt den Viehhändler Erich. "Veränderungen des Textes entstehen bei den Proben", erzählt Lutter: "Da hat jeder seine Ideen und jeder bastelt an seiner Rolle."
Für den (im doppelten Sinne) jüngsten Neuzugang Johannes Zenk wurde eine eigene Rolle kreiert, nämlich die des lethargischen Postboten, der die Bühne nie ohne Pointe verlässt. Das ist dramaturgisch gut gelungen.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Magd Leni (Anika Lutter), die von Rosa (Carmen Reuß) und Bauer Otto (Thomas Schüpferling) als Waisenkind aufgenommen wurde. Außerdem gibt es noch die Nachbarsfamilie mit Michel (Josef Schratz), seinem Vater Albert (Norbert Eidenschink), seiner Mutter Magda (Brigitte Templin) und seiner Oma Maria (Martina Lutter).


Wirbel um Liebe und Lotterie

Durch ein Missverständnis glauben Leni und Maria, dass Michel erschossen wurde. Tatsächlich schickt ihn sein Vater in die Stadt, wo Lolita (Katharina Krauß) aus ihm "einen Mann machen" soll. Doch Leni und Maria lassen sich in ihren Missdeutungen nicht beirren und sorgen für immer mehr Wirbel.
Außerdem sucht der Lotterie-Inspektor Michel, um ihm einen Scheck über eine Million Euro zu überreichen. Rosa und Otto wittern ihre Chance auf das Vermögen. Denn: "Geld haben wir keines", wie Rosa immer wieder betont. Deswegen verkleiden sie Leni als Michel. Um das Urteilsvermögen des Inspektors zu trüben, machen sie ihn betrunken. Der Scheck wird übergeben und verschwindet im Hühnerstall. Am Ende wird alles gut: Michel kommt zurück, bekommt den Scheck und die Aussicht auf Lenis Zuneigung. Für Oma Maria war von Anfang alles klar: "Ich hab's ja schon immer gewusst, dass er ein Glückskind ist!"