"Weiß nicht, was da besser sein soll"
Mit der neuen Regelung brauche der Pflegedienst jetzt aber zweimal so viel Personal. Der Betreute müsse sich außerdem an zwei Leute gewöhnen, die um ihn herumschwirren. "Ich weiß nicht, was da besser sein soll."
"Jetzt habe ich nur noch Mildred, Norberts Witwe", berichtet Puspacher von seinem augenblicklichen Job. "Sie hatte wohl einige glückliche Jahre, bis er den Schlaganfall hatte." Jetzt sei sie zunehmend dement, man müsse sie zu allem animieren. "Das wird ganz schlimm, wenn sie sich weigert."
Tomas Puspacher ist Slowake aus Poprad an der Hohen Tatra. Zunächst hat er dem Vater folgend Koch gelernt und arbeitete nach seinem Einserabschluss mit Zeitvertrag in der Küche eines Restaurants auf der Fraueninsel. Seither sei er zahlendes Mitglied im deutschen Sozialsystem, betont er ausdrücklich. Anschließend ging er in die Systemgastronomie in Prag, in ein Hotel in Südirland und zurück in die Slowakei. Über Internetbekanntschaften kam er nach Deutschland zurück. "Deutsch fällt mir leicht, vielleicht ist das auch genetisch", grübelt er mit Blick auf seinen Familiennamen.
Die Station in Deutschland im Raum Essen und Nürnberg waren eher ernüchternd. Schlechte Bezahlung, Sechs-Tage-Woche, "und sogar das eigene Kochmesser musste man mitbringen", erinnert er sich nur noch ungern. Das war vor zehn Jahren.
Offene Arme Fehlanzeige
So zog er damals mit seinen Nürnberger Freunden nach Presseck um. "Zu dieser Zeit gab es schon breite Diskussionen über den Personalmangel in der Pflege. Das aktivierte mein Gen mütterlicherseits", erzählt er von seinem Berufswechsel. Seine Mutter sei gelernte Krankenschwester und habe in Österreich ein Frau gepflegt - zwei Wochen rund um die Uhr, danach zwei Wochen frei. "Genau das konnte ich mir auch vorstellen. Ich dachte, dass ich für eine Umschulung mit offenen Armen empfangen werde. War aber nicht so," grollt er heute noch. Das Jobcenter in Hof habe ihm jegliche Unterstützung verweigert. Ein volles Jahr habe es gedauert, bis das Sozialgericht in Bayreuth per Urteil "dem Jobcenter beigebracht hat, dass es mit seiner Ansicht total falsch lag".
"Nach einem vergeudeten Jahr habe ich dann die viermonatige Intensivschulung zum Pflegediensthelfer gemacht. Das war besser, als noch einmal ein Jahr für eine Komplettausbildung zu verschwenden." An die anschließende Arbeitssuche im Raum Hof erinnert er sich ebenfalls ungern. "Mir wurden 450-Euro- oder nur Teilzeit-Jobs angeboten, von denen man tatsächlich nicht existieren kann. Über eine Vermittlungsagentur bin ich mit meinem jetzigen Arbeitgeber in Frankfurt in Kontakt gekommen. Für ihn arbeite ich jetzt seit sieben Jahren," ist Tomas Puspacher mit seiner Situation durchaus zufrieden. Zurzeit überlegt er, die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen. Auch ein Umzug nach Österreich sei nicht ausgeschlossen - "da fällt die Rente um einiges höher aus als in Deutschland".