Viele Unternehmen in der Region haben ein "Wahrnehmungsproblem"

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Veronika Schadeck Kronach —  An vier oberfränkischen Hochschulstandorten, nämlich in Bamberg, Bayreuth, Coburg und Hof hat Pablo Neder von der Universität Bayreuth, Lehrstuhl Marketing und Konsumenten...

Veronika Schadeck Kronach —  An vier oberfränkischen Hochschulstandorten, nämlich in Bamberg, Bayreuth, Coburg und Hof hat Pablo Neder von der Universität Bayreuth, Lehrstuhl Marketing und Konsumentenverhalten, sogenannte "Top-Talente" befragt. Am Montagabend wurden die Ergebnisse den Mitgliedern des IHK-Gremiums Kronach im Kreiskulturraum vorgestellt.

Inhaltlich ging es in der Studie darum, wie man Top-Mitarbeiter binden und begeistern kann, damit sie in der Region bleiben. Dabei wurde deutlich, dass die Kronacher Unternehmen mehr Wahrnehmung benötigen und dass oberfrankenweit regionale Unterschiede vorhanden sind.

Befragt wurden die Studenten neben den Ansprüchen an einen künftigen Arbeitgeber auch nach den Vor- und Nachteilen ihrer Wohnorte und welche oberfränkischen Unternehmen ihnen bekannt sind. 53 der 54 Befragten kennen mindestens einen Betrieb in Oberfranken. "Diese Zahl ist deutlich ausbaufähig", meint Neder. Am meisten genannt wurden größere Unternehmen wie Brose, die HUK-Versicherung oder Medi. Recht unbekannt waren dagegen die vielen Betriebe aus dem Landkreis Kronach. Lediglich Dr. Schneider, Weber Maschinenbau ist einigen Befragten ein Begriff. Auch bei den Wunscharbeitgebern sind die "üblichen Verdächtigen" wieder die häufigsten Nennungen. Kleinere und regionale Unternehmen schneiden schlecht ab. "Das ist ein Wahrnehmungsproblem, daran müssen alle Verantwortlichen der Region gemeinschaftlich arbeiten", so Neder.

Aus den Antworten zu den Wohnorten ergibt sich ein klares Bild. Unter den Befragten hat Bamberg die meisten Fans unter den Talenten. Hinter der Domstadt stehen Bayreuth und Coburg. Mit Abstand an letzter Stelle liegt Hof. Damit Oberfranken seine Top-Talente behalten kann, müsse viel getan werden, meinte Neder. Zum einen müsse die wahrgenommene Distanz zwischen Oberfranken und der Metropolregion Nürnberg kleiner werden. Für notwendig erachtet Neder eine bessere Anbindung an den Fernverkehr.

Markenpräsenz verbessern

Die Unternehmen müssten eine bessere Markenpräsenz zeigen. Dies könnte etwa durch Sponsoring eines Sportvereins oder durch bessere Auftritte mit Führungskräften auf Karrieremessen sein. Kleineren Unternehmen riet er zu mehr Kooperationen, auch die Bildung von sogenannten Clustern hält Neder für sinnvoll.

In seinen Ausführungen gab Neder auch speziell Handlungsempfehlungen für die Kronacher Unternehmen. So sollten diese bei Festivitäten wie beim Schützenfest usw. präsent sein und die Eltern miteinbinden, wenn es um die Gewinnung von Rückkehrern geht. Es sollten sogenannte Cluster gebildet werden, beispielsweise in den Bereichen Maschinenbau und Glas. Dadurch könnte den "Top-Talenten" vermittelt werden, dass sie ihre Aufstiegschancen innerhalb der Cluster anstreben können. Zudem sollte die Region mehr in Social Media präsent sein und es müsste mehr in kulturelle Veranstaltungen für junge Menschen investiert werden. Geschichten über junge Menschen, die in der Region erfolgreich seien, sollten strategisch in den Medien eingesetzt werden. Letztendlich forderte er die Unternehmer auf, mehr Mut zu zeigen, wenn es um die Gewinnung von "Top-Talenten" gehe.

Am Anfang der Veranstaltung meinte der Vorsitzende des Kronacher Kunstvereins, Karol J. Hurec, dass Unternehmen die Kunst durchaus für die Öffentlichkeitsarbeit eines Unternehmens verwenden können. "Die Top-Talente sind in der Regel kunstinteressiert."

Der Vorsitzende des IHK Gremiums, Hans Rebhan, sprach von aktuell 17 000 Fachkräften, die in Oberfranken fehlen. Bis Mitte des nächsten Jahrzehnts sollen es 64 000 sein. Er erwähnte Prognosen, wonach im Jahre 2025 mehr Akademiker vorhanden sein werden, als die Arbeitswelt benötige. Handwerker, Fachkräfte im Pflegebereich würden dagegen fehlen.

Hoffnung für Loewe-Mitarbeiter

Auch wurde das Thema "Loewe" angesprochen. Rebhan äußerte sich optimistisch, dass der große Teil der Loewe-Mitarbeiter innerhalb vier bis sechs Monaten einen neuen Arbeitsplatz findet. Der Geschäftsführer von Gerresheimer Tettau, Bernd Hörauf, sagte, dass sein Unternehmen aktuell 20 Arbeitsplätze im Industriebereich zu besetzen habe. Bisher habe sich leider noch kein Mitarbeiter von Loewe gemeldet.