VHS-Förderer diskutierten, wie Integration gelingen kann

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Grub am Forst — Rainer Maier, Geschäftsführer der Volkshochschule Coburg Stadt und Land, hat auf der Mitgliederversammlung des VHS-Fördervereins in Grub am Forst Sprachkompetenz al...

Grub am Forst — Rainer Maier, Geschäftsführer der Volkshochschule Coburg Stadt und Land, hat auf der Mitgliederversammlung des VHS-Fördervereins in Grub am Forst Sprachkompetenz als zentrales Mittel zur Integration von Flüchtlingen und Asylberechtigten hervorgehoben. Zurzeit unterrichte die VHS Coburg insgesamt über 120 minderjährige, unbegleitete Jugendliche in Deutschkursen. Solche Sprachkurse gebe es nicht nur in Coburg selber, sondern zum Beispiel auch in Rödental oder in Neustadt.
"Sprache lernen ist für Jugendliche eine Möglichkeit zur Emanzipation", sagte Maier. Denn eigentlich fehle in der ganzen politischen und gesellschaftlichen Debatte zu Flüchtlingshilfe und Integration die Stimme der eigentlich Betroffenen, mangels Kommunikationsmöglichkeit.
Dabei seien schon besondere Fähigkeiten und Fertigkeiten bei den Sprachlehrkräften notwendig. Zum einen kommen die Jugendlichen aus verschiedenen Herkunftsländern mit verschiedenen Sprachen. Und die Startvoraussetzungen seien auch in anderer Weise sehr unterschiedlich. "Wir haben nicht nur den syrischen Abiturienten", sagte Maier. Schwierig sei es auch, wenn jemand in seinem Heimatland eine völlig andere Schrift erlernt hat. Dann beginne der Sprachunterricht eben beim Erlernen der lateinischen Schrift, das sei der erste Schritt überhaupt, um Straßen- und Hinweisschilder deuten zu können. Maier bedauerte, dass es zu wenige Lehrer gebe, die "Deutsch für Ausländer" unterrichten.
Demnächst soll es zwei neue Sprachkurse für ausländische Jugendliche an der Rückertschule und im Coburger Stadtteil Wüstenahorn geben, mit zusammen 32 Teilnehmern. Ergänzend wies Maier noch darauf hin, dass die VHS derzeit drei Integrationskurse in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) gebe.
Wie umfangreich müsse oder darf Integration sein? Könne man das Entstehen potenzieller Parallelgesellschaften tolerieren? Rainer Maier gab zu bedenken, dass Integration nicht mit Assimilation gleichzusetzen sei.
"Integration ist keine Einbahnstraße", meinte denn auch Dekan Andreas Kleefeld, "Integration ist ein Geben und Nehmen." Das Gespräch unter den Mitgliedern führte zu dem Gedanken, dass Integration ein interaktiver Prozess sein könne. Die deutsche Wiedervereinigung als wechselseitiger Inte grationsprozess habe zu einem veränderten Gesellschaftsbewusstsein geführt. Ebenso seien die früher als Gastarbeiter willkommen geheißenen Ausländer Motoren neuer Interaktionsprozesse gewesen. Ein anderer gedanklicher Exkurs galt auch der Integration der aus Frankreich nach Franken gekommenen Hugenotten im 17. Jahrhundert.


Amend erinnert an Nida-Rümelin

Gerhard Amend, der Vorsitzende des Fördervereins, erinnerte an die Höhepunkte des Jahres. Eine Veranstaltung mit dem Philosophen und ehemaligen Kulturminister Julian Nida-Rümelin zum Kirchweihjubiläum der Johanneskirche auf der Hut nannte er als Höhepunkt.
Der VHS-Förderverein war bei seiner Mitgliederversammlung im Reichenbachhaus in Grub am Forst zu Gast. Deshalb stellte Dieter Pillmann vom "Förderverein Heimatpflege Grub am Forst" den VHS-Förderern das Heimatmuseum im Reichenbachhaus vor, während diese auf der Ofenbank der guten Stube Platz genommen hatten.
Das Gebäude präsentiere vor allem das Leben und Arbeiten der einfachen Leute. Es handele sich um ein Tropfhaus. Die Grundstücksgröße von 61 Quadratmetern sei durch das vom Dach abtropfende Wasser markiert worden. Es sei im Jahr 1801 vom Schneidermeister Johann Reichenbach erbaut worden. Bis 1994 habe es sich im Familienbesitz befunden. Letzter Einwohner sei Ernst Thein gewesen, der in die Familie Reichenbach eingeheiratet habe. Der Kaufpreis für das damals vom Abriss bedrohte Haus habe 20 000 DM betragen. 205 000 DM habe die Sanierung und Wiederherstellung des Reichenbachhauses gekostet. Dabei sei aber der Verein großzügig unterstützt worden. So habe es auch 75 000 DM aus Mitteln der Städtebauförderung gegeben.


Das war vor 200 Jahren auch so

Förderung habe es aber auch schon 1801 beim Bau des Hauses gegeben. Es sei wohl ein Beispiel einer sozial motivierten Wohnraumförderung gewesen. Dies habe der Förderverein beim Aktenstudium im Bayerischen Staatsarchiv Coburg herausgefunden. Unter anderem sei das Haus nach der Fertigstellung 1801 fünf Jahre von der Steuer befreit gewesen. Dafür habe der Bauherr bestimmte Richtlinien einhalten müssen. "Aber so ist es ja heute auch noch bei der Förderung des sozialen Wohnungsbaues, egal ob 1801 oder 2015", sagte Pillmann. Das Haus sei Örtlichkeit für Lesungen, Vorträge oder traditionelle Lichtstubenabende. Auch Veranstaltungen der Volkshochschule Coburg fänden dort statt. mako