Veganes kommt nicht in die Teller

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Bernd Pressel (links) und der Gast Erwin Brettschneider lassen sich ihr Kesselfleisch schmecken. Fotos: jr
Bernd Pressel (links) und der Gast Erwin Brettschneider lassen sich ihr Kesselfleisch schmecken.  Fotos: jr
Kesselfleisch servierte der SV Hafenpreppach - wie seit vielen Jahren.
Kesselfleisch servierte der SV Hafenpreppach - wie seit vielen Jahren.
 

Der SV Hafenpreppach ließ sich vom Angebot der Tierschutzorganisation PETA nicht verunsichern und hielt sein Kesselfleischessen ab. Die Tierschützer boten ein "Veggie-Fest" an.

Der Gastraum des Hafenpreppacher Sportheims ist prall gefüllt und das hat seinen Grund: Das traditionelle Kesselfleischessen mit anschließendem Schafkopfturnier steht an. Einige Teilnehmer müssen mit ihren Tellern gar ins Nebenzimmer ausweichen. Um die 50 Leute sind zum Kesselfleischessen in das Vereinsheim gekommen - so viele wie jedes Jahr. Schon der Duft am Eingang lässt erahnen, was es zu Essen gibt. Die Stimmung ist gut und die Hafenpreppacher genießen das Kesselfleisch.
Vom Angebot, das ihnen die Tierschutzorganisation PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) gemacht hat, zeigen sich die Sportfreunde wenig beeindruckt: "Ich finde die Aktion von PETA lachhaft. Wir machen das hier seit zirka 25 Jahren. Wir sind ein kleiner Verein und solche Veranstaltungen fördern auch die Gemeinschaft. Unser Verein braucht ja auch die Einnahmen, die sich aus dem Kesselfleischessen ergeben. Es muss alles unterhalten werden. Zudem wird bei uns direkt gar nicht geschlachtet. Wir beziehen das Fleisch von einem Metzger. Die sollten lieber mal bei den Großen anfangen", meint Bernd Pressel, früherer Vorsitzender.
Vor einer Woche erhielt der SV Hafenpreppach ein Schreiben von der Tierschutzorganisation PETA. "Darin stand, dass sie uns 500 vegane Würstchen spendieren und uns tierfreundliche, vegane Rezeptvorschläge geben wollen, wenn wir unser Schlachtfest abblasen und stattdessen ein ,Veggie-Fest' veranstalten", erzählt Ralf Schoof, Beisitzer im Fußballverein und ein Mitorganisator des Kesselfleischessens. "Ein veganes Fest. Sowas isst doch bei uns keiner."
Das "Veggie-Fest" hätte das Motto "Tiere achten - statt schlachten" tragen sollen. Wie die Tierschutzorganisation in einer Pressemitteilung kundtut, könne das Töten von Tieren nie ein Fest sein. Hier nimmt PETA Bezug zum Schlachtfest des Hafenpreppacher Fußballvereins.
"Ich glaube, die haben da eh etwas missverstanden. Die gehen davon aus, dass wir an dem Tag wirklich ein Schwein schlachten, weil überall immer der Name Schlachtfest geläufig ist. Wir machen jedoch nur ein Kesselfleischessen und schlachten nicht selber", erklärt Ralf Schoof.
"Tradition rechtfertigt niemals Tierquälerei - sogenannte Schlachtfeste sind völlig veraltet und nicht mit der heutigen aufgeklärten Gesellschaft zu vereinbaren", heißt es in der Mitteilung von PETA.


Keine Sekunde überlegt

Der SV Hafenpreppach hat keine Sekunde darüber nachgedacht, das Angebot von PETA anzunehmen. "Wir haben einfach geraderaus gelacht und uns gefragt, was jetzt los ist. Wir machen unser jährliches Kesselfleischessen schon seit über 20 Jahren. Daraus ergeben sich mit die Haupteinnahmen des Vereins. So gesehen, ist dieses Fest für uns als Verein wichtig", so Ralf Schoof. Und zudem kämen die Leute auch gerne zum Kesselfleischessen nach Hafenpreppach, weil es so etwas heutzutage nicht mehr oft gibt, meint er. Kaum einer mache noch Hausschlachtungen und so sei es auch etwas Besonderes, wenn man ein traditionelles Kesselfleisch zu essen bekommt.


Keine Antwort

Es stellt sich die Frage, wie PETA eigentlich von dem kleinen Schlachtfest in Hafenpreppach mitbekommen hat. Ralf Schoof vermutet, dass man im Internet darauf gestoßen oder durch einen Vorbericht in einer örtlichen Tageszeitung darauf aufmerksam geworden ist.
Die Hafenpreppacher haben das Schreiben von PETA einfach so stehen lassen und nicht darauf geantwortet. "Wir hätten nie daran gedacht, dass sich jemand an unserem Kesselfleischessen stören könnte", schmunzelt Ralf Schoof. Eines steht fest: Die Fußballer haben sich durch dieses Schreiben nicht verunsichern lassen. Sie stehen zu ihrem Kesselfleischessen mit Schafkopfturnier und Mett-Essen. Diese Tradition wollen sie auch weiterführen und nicht durch "Veggie-Würstchen" ersetzen.
PETA ist in der Vergangenheit vor allem durch Strafanzeigen aufgefallen. Die Organisation stellte zum Beispiel nach zwei Bränden in Bischofsheim (Stadt Zeil) und Buttenheim im Kreis Bamberg Anzeige wegen der nach ihrer Meinung unsachgemäßen Tierhaltung. Beim Feuer in Buttenheim und beim Feuer in Zeil waren Tiere verendet.