Behinderten-radsport Der Paracycler Maximilian Jäger fährt nicht zu den Olympischen spielen in Tokio. Warum es für ihn nicht gereicht hat und welches neue Ziel der Bad Brückenauer sich jetzt gesetzt hat.
Zehn Minuten - sie entschieden darüber, ob Maximilian Jäger zu den Paralympischen Spielen in Tokio fährt oder nicht. So lange berieten Experten darüber, in welche Wettkampfklasse der Bad Brückenauer Paracycler bei der WM in Portugal eingestuft wird. Sie entschieden für ihn ungünstig. Und brachten damit seinen Olympia-Traum zum Platzen. Oder besser: verschoben ihn. Denn Jäger setzt sich nun neue Ziele.
Bisher war der 21-Jährige in der Klasse T1 gefahren. Und hatte sich dort vor zwei Jahren zweifach den Titel des VizeWeltmeisters geholt. Auch danach war er sportlich gut drauf, gewann Rennen. Der Olympia-Teilnahme schien kaum etwas im Wege zu stehen - zumal auch der Bundestrainer auf ihn setzte.
Doch dann folgten die schicksalhaften Minuten bei der Weltmeisterschaft in Portugal vom 9. bis 13. Juni. Die Bewerter schauten genau hin und entschieden: Wettkampfklasse T2. Was das für Maxi Jäger hieß, schildert er selbst: "In dieser Startklasse fahren die Dreiradfahrer, die weniger betroffen sind, geringere Einschränkungen haben und auf dem Rad mehr Beweglichkeit zeigen.
Für sich selbst bedeutete das: erschwerte Bedingungen in den Rennen, weil er gewisse Bewegungen nicht oder nur mit viel Anstrengung vollziehen kann. So kann er sich auf seinem Dreirad kaum wie andere in die Kurven legen. Er muss abbremsen und verliert Zeit.
Unerwartete Einstufung
"Die Einstufung in T2 kam sehr unerwartet", sagt der Bad Brückenauer. "Wir hatten alle gehofft, dass die Klassifizierung so bleibt." Das vorgelegte Gutachten über seine Behinderung sei das selbe gewesen wie 2019. Maxi Jäger blieb nicht viel Zeit, den Schock zu verarbeiten. In der neuen Klasse musste er zum Wettkampf antreten. Und er fuhr die Rennen seines Lebens. "Ich konnte meine Leistung auf den Punkt abrufen und bin das Zeitfahren noch nie in einer so schnellen Zeit gefahren." Trotzdem kam er nur auf Platz 6 ein. Beim Straßenrennen zwei Tage später musste Jäger auf einer früheren Formel-1-Strecke vier Runden zu je 8,4 Kilometern, also 33,6 Kilometer, bewältigen. "Das Straßenrennen war sehr taktisch. Am Start war ich eingekeilt, fuhr leider teilweise alleine, kam jedoch in der letzten Runde wieder ans Führungsteam mit dann sechs Fahrern ran." Am Ende reichte es nach Zielsprint wieder zu Platz 6.
Das nicht im "Windschatten" fahren können, habe viel Kraft gekostet, berichtet der 21-Jährige vier Wochen später. "Ich habe gekämpft, bin ein super Rennen gefahren und konnte meine Werte weiter verbessern." Dennoch: Für einen Platz im Paralympics-Nationalkader reichten die Ergebnisse nicht. Dafür hätte Jäger bei der WM aufs Podium fahren müssen. "Zu den Paralympics kommen nur Athleten, die Medaillenchancen besitzen."
In alter Klasse Doppelweltmeister
Bitter war die Erfahrung WM für den Bad Brückenauer auch, weil er mit seiner Leistung in der Startklasse T1 Doppelweltmeister geworden wäre - und seinen Startplatz für Tokio sicher gehabt hätte. T2 - seine neue Klasse - will der Bad Brückenauer nun annehmen. "Der Bundestrainer sagt, dass ich auch in T2 gut aufgehoben bin." Nun will Maxi Jäger dort noch besser werden und Platzierungen einfahren. Dafür intensiviert er das Training. "Ich bin hochmotiviert, blicke nach vorne und habe nun ein neues Ziel: Paris 2024." Bis dahin sind es "nur" noch drei Jahre.
Dafür passt der 21-Jährige auch seinen Lebensplan an: noch zwei, drei Jahre Schule an der Lausitzer Sportschule in Cottbus bis zum Fachabi, dann ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) und danach ein Studium auf Lehramt. Ob er für FSJ und Studium in seine Rhöner Heimat zurückkehrt, weiß Maxi Jäger noch nicht.
Maximilian Jägers Traum von Olympia: Er ist nur verschoben, nicht erloschen.