Die Jugendhilfe-Einrichtung in der Gemünder Mühle öffnete ihre Türen zum zehnjährigen Bestehen.
Zehn Jahre besteht die Jugendhilfe unter dem Dach der Diakonie in der Gemünder Mühle in der Nähe von Ebern. Dort werden Jungen mit Verhaltensauffälligkeiten oder psychischen Erkrankungen betreut. Sie können für einige Zeit ihren Lebensalltag hier verbringen. Seit einiger Zeit ist ein "Gnadenhof" integriert mit dem Ziel, die tiergestützte Therapie in die Förderung einzubeziehen.
Jetzt hatte die Diakonie der evangelischen Jugendhilfe in Würzburg anlässlich des zehnjährigen Bestehens zu einem Kinderfest eingeladen. Sie bot damit interessante Einblicke in ihre Einrichtung und Therapiemöglichkeiten. Auf dem Anwesen des ehemaligen Sägewerks gibt es die drei therapeutischen Wohngruppen "Adler", "Albatros" und "Kondor" mit insgesamt 16 Plätzen.
Im Mittelpunkt steht die emotionale und soziale Förderung der jungen Leute. Ferner sollen die kognitiven und motorischen Fähigkeiten weiterentwickelt werden. Dazu besuchen die jungen Leute nach Möglichkeit die Regelschulen - von der Grundschule bis hin zum Gymnasium. Die Kinder sind rund um die Uhr in der Einrichtung versorgt, leben wie in einem Bauernhofland in der Gemünder Mühle und haben Kontakt mit ihren Familien oder können am Wochenende Besuche empfangen. Der Elternkontakt sei gewünscht und das Ziel der Rückführung in ihre Familie, betont die Psychologin Frauke Adams.
Neben der Jugendhilfe führt die Mühle seit einigen Jahren einen "Gnadenhof" mit Hühnern und einem Hahn, Kaninchen, Meerschweinchen sowie Katzen, Schweinen, Schafen und zwei Schildkröten. "Sie alle haben wir aus unguten Lebensverhältnissen oder vor dem Tod gerettet. Unsere Kinder kümmern sich rührend um sie", schildert Frauke Adams. Sie ist stolz darauf und betont: "Jugendhilfe und ,Gnadenhof' sind bei uns nun zwei gleichberechtigte Säulen, und wir schauen, wo beide voneinander profitieren. Man nennt das tiergestützte Pädagogik." Die jungen Leute kümmern sich um die Tiere.
Der zwölfjährige Georg hatte schon immer gerne Kontakt mit Tieren wie Schafen. Seine besondere Leidenschaft gilt jetzt dem neuen Mühlengehege mit den Schildkröten. "Ich bin gerne hier. Die Schildkröten beruhigen mich", sagt er. Der Bub erzählt weiter: Jedes Kind dürfe sich ein Patentier auswählen. Er hat sofort die Schildkröte genommen und weiß alles über sie.
Auf der "roten Liste"
Manche Tier kommen auf den "Gnadenhof", weil sich ihre Halter nicht mehr um sie kümmern konnten. Manchmal steht auch der Erhalt der Artenvielfalt im Vordergrund wie bei den "Coburger Fuchsschafen". Bei ihnen hat die Mutter ihre Lämmer verworfen und deswegen haben Menschen die Tiere mit der Flasche aufgezogen . Da die "Coburger Fuchsschafe" auf der "roten Liste" stehen, haben sie die Gemünder gerne aufgenommen - und sie passen auch sehr gut hierher. Sie kommen sehr gut mit den Kindern aus. Außerdem sind sie auf dem Gelände so etwas wie die "Rasenmäher".
Einen Tag nach dem Kinderfest fand in der Gemünder Mühle ein Fachtag "Tiergestützte Pädagogik" statt, an dem nahezu 100 Gäste teilnahmen.