Supermat statt Supermarkt

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Einen Muffin frisch aus dem Regiomat hat Thomas "Onkel Tom" Kittel (rechts) für Bürgermeister Marco Steiner.
Einen Muffin frisch aus dem Regiomat hat Thomas "Onkel Tom" Kittel (rechts) für Bürgermeister Marco Steiner.
Rainer Lutz

Angebot  Mit Automaten voller regionaler Produkte möchte Thomas Kittel Versorgungslücken schließen und bringt einen Hauch von "Tante Emma" zunächst in fünf Dörfer im Landkreis zurück.

Tante Emma hat die Dörfer verlassen. Kleine Läden gibt es praktisch nicht mehr. Bedarf wäre vorhanden, das zeigen die Bemühungen hier und da doch wieder einen Dorfladen zu schaffen - oft als Gemeinschaftsprojekt der Bürger selbst. Trotz allem besteht auf dem Land oft eine Lücke in Sachen Nahversorgung. Diese möchte Thomas Kittel mit einer Geschäftsidee schließen und stellte jetzt die ersten "Regiomaten" auf.

Unter der Marke "Onkel Toms Regional" stehen an zunächst fünf Standorten Automaten, an denen für den täglichen Bedarf eingekauft werden kann. Das Sortiment deckt von Frühstück bis Abendbrot zumindest eine Grundsicherung ab. Milch, Eier, Brot, Wurst, Suppen, Bräten mit Soße, Nudeln und Kloßteig kommen aus der Region und stehen sieben Tage die Woche rund um die Uhr zur Verfügung. "Der Automat wird nicht krank und er hat keinen Urlaub", sagt Thomas Kittel.

Den Einkauf im Supermarkt ersetzt der Regiomat am Ende nicht. Es gibt eben nicht alles, was im Haushalt gebraucht wird. Aber es gibt das Nötigste für spontane Fälle. Überraschender Besuch, eine ausgefallene Einladung zum Essen oder neuerdings vermehrte Arbeit im Homeoffice: Hier möchte Thomas Kittel in die Bresche springen.

Die Idee mit Automaten ein Angebot zu schaffen, das von Ladenschlusszeiten unabhängig ist und weitgehend ohne Personal auskommt, ist nicht ganz neu. Fleischer, Bäcker und Landwirte bieten bereits solche Einkaufsmöglichkeiten an - meist aber eben an ihrem Betrieb. Thomas Kittel möchte mit Onkel Tom Regional in die Fläche gehen. Damit fand er rasch kommunale Unterstützung. "Wir stehen dem offen gegenüber und haben daher gern Flächen der Stadt für die Automaten zur Verfügung gestellt", sagt Rödentals Bürgermeister Marco Steiner (FW).

So wurde die Stadt Vorreiter und bekam die ersten beiden Automaten. Einer steht am Dorfplatz in Blumenrod und einer in Unterwohlsbach ebenfalls in der Ortsmitte. Drei weitere Automaten hat Thomas Kittel bereits aufgestellt beziehungsweise ist dabei das zu tun. So kommt einer nach Meeder ins ehemalige Sparkassengebäude, einer nach Unterlauter und einer nach Großwalbur. Ihr Betrieb soll zeigen, ob das Angebot angenommen wird. Geht die Rechnung auf, dann kann aus dem Startup Onkel Tom Regional mehr werden. Weitere Standorte könnten dazu kommen.

Die Bedienung des Regiomaten ist denkbar einfach. Der Einkauf ist allerdings nur mit Karte möglich. "Bargeld könnte Begehrlichkeiten wecken", fürchtet Thomas Kittel. So lohnt es nicht, den Automaten aufzubrechen. Die Karte wird aufgelegt, die Nummer des gewünschten Produkts eingegeben. Dann holt ein Lift das Gewünschte ab und es landet im Ausgabefenster, rausnehmen - fertig.

Suppen und Bräten sind in hübschen Pfand-Einmachgläsern im Angebot. Allerdings gibt es kein Pfand zurück. "Entweder behält man das Glas, weil man selbst wieder etwas rein tun möchte oder man gibt es zurück, dann spende ich das Pfand für einen guten Zweck in der Region", sagt Thomas Kittel. Wer seine Gläser abgeben möchte, kann sie einfach durch eine kleine Klappe an der Seite des Automatenhäuschens hineinstellen.

Interaktive Angebote

"Wir ändern das Angebot auch und passen es an", sagt Thomas Kittel. Im Sommer werde beispielsweise mehr angeboten, was zur Grillsaison passt, im Winter eher Bräten oder Suppen. Produkte, die wenig gekauft werden, können jederzeit durch andere ersetzt werden - auch auf Wunsch. Außen am Automaten gibt es einen QR-Code. Den können Kunden scannen und gelangen so auf die Internetseite von Onkel Tom Regional. Dort können sie sich informieren, wo überall Automaten stehen und eben auch Wünsche äußern, was sie gern in ihrem Dorfautomaten finden würden.

Marco Steiner ist gespannt, ob bei den Bürgergesprächen in den Stadtteilen der Wunsch nach solchen Automaten geäußert wird. Den gibt er dann gerne an Startup-Gründer Thomas Kittel weiter.