Sturmopfer allein gelassen

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So sah es in Untersteinach aus, nachdem Sturm Fabienne am 23. September hier durchgezogen war. Archivbild: Anette Schreiber
So sah es in Untersteinach aus, nachdem Sturm Fabienne am 23. September hier durchgezogen war. Archivbild: Anette Schreiber

Zwar hatte der Ministerpräsident bei seiner Wahlkampftour in Burgebrach spontan Hilfe zugesagt, doch bis jetzt bleiben die betroffenen, nicht versicherten Untersteinacher wohl auf ihren Kosten sitzen. Es gibt nur den Gemeindefonds.

Anette Schreiber "Wir helfen." Dieser Satz hat sich bei Heinrich Thaler eingebrannt. Auf diese Aussage des bayerischen Ministerpräsidneten Markus Söder hatten sich die Untersteinacher verlassen. Darauf ruhen die Hoffnungen der Einwohner, deren 32 Anwesen im 140-Seelen-Ort und in der restlichen Gemeinde beschädigt oder gar zerstört worden waren. Nun musste Burgwindheims Bürgermeister Thaler bei der Regierung von Oberfranken erfahren, dass es dafür keine Fördertöpfe gibt. Er sei sehr enttäuscht und niedergeschlagen aus Bayreuth zurückgekehrt. Und dennoch, Thaler, der selbst zu denjenigen mit den größten Schäden gehört, sieht Söder im Wort, ja in der Pflicht.

CSU-Mann Thaler sagt: "Wir geben für so viele Dinge eine Menge Geld aus und dann soll es hier keinen Cent für die Bürger geben?" Er werde nicht locker lassen und fordert: Angesichts dessen, dass sich derartige Wetterereignisse in Zukunft wohl noch häufen und es jeden treffen kann, "muss der Freistaat eigentlich einen entsprechenden Hilfsfonds für seine Bürger einrichten".

Spendenaufruf gestartet

Gleich gehandelt hat zumindest die Verwaltungsgemeinschaft Ebrach, zu der Burgwindheim gehört. Kurz nach Bekanntwerden der hohen Schäden hat die Gemeinde ein Spendenkonto eingerichtet, Spendenaufrufe gestartet. Bislang, so zeigt sich Thaler sichtlich bewegt, seien schon über 47 000 Euro eingegangen. In Vorbereitung sei ein Fragebogen an alle Gemeindebürger, um zu ermitteln, wo genau welche Schäden entstanden sind und ob diese eventuell durch Versicherungen abgedeckt sind.

Sicher weiß der Bürgermeister vom Gärtnerbetrieb, dass dieser keine Versicherung besitzt. Der Sturm hat alle Gewächshäuser und damit die Grundlage des Betriebs vollkommen zerstört.

Über einen Betrag in der Höhe, der zum Wiederaufbau erforderlich wäre, verfüge natürlich niemand, steht für Thaler fest. Auch aus eigener Sturm-Erfahrung. Alle Gebäude auf seinem Hof sind betroffen. Seit dem Sturm arbeitet die gesamte Familie an der Beseitigung der Schäden. Bereits seit längerem ist klar, dass der Hof in der bisherigen Form nicht wieder aufgebaut werden kann. Aber auch um die nötigsten Maßnahmen umzusetzen, wird die Familie Kredite aufnehmen müssen.

Auch für Nicole Bayer ist im Moment noch unklar, wie sie alles nun bewältigen soll. Fest steht für die verwitwete Mutter von drei kleinen Kindern im Alter von drei, sechs und acht Jahren aber auch jetzt noch: "Ich geb' nicht auf!"

Zweimal hatte der Hof in diesem Jahr schon Hochwasserschäden zu beklagen. Deren Behebung kostete die Familie rund 20 000 Euro. Und jetzt Fabienne. Wenn sie alles hätte wiederherstellen lassen, so Nicole Bayer, hätte sie 40 000 Euro investieren müssen. Weil aber Familie und Freunde mithalfen und zulangten, konnten wenigstens Gerätehalle und Stalldach in Gemeinschaftsarbeit wieder gedeckt werden. Freilich fallen auch dabei erhebliche Materialkosten an. Betroffen sind weitere Dächer auf dem Hof. Bei ihrem Halbtagsjob als Kinderpflegerin undenkbar, auch hier tätig zu werden. Einen gewissen Hoffnungsschimmer bildet nun der gemeindliche Rettungsfonds. Gehofft hatte Nicole Bayer, als sie von der Hilfszusage des Ministerpräsidenten erfuhr. Jetzt, nach den neuesten Nachrichten, kann sie sich eines gewissen Sarkasmus' nicht erwehren: "Vor den Wahlen wird versprochen, danach ist das Ergebnis ein ganz anderes." Für Unverständnis sorgen bei ihr auch Unterstützungszusagen der Kanzlerin - in anderen Ländern.

Ohne Versicherung

"Aber uns hier hat es auch getroffen." Dabei nennt sie aus dem Stand eine Vielzahl von Untersteinachern, die ebenso wenig eine Sturmversicherung hatten wie sie selbst. "Was hat man verbrochen, das man so geschädigt wird?", fragt sie, eher rhetorisch angesichts von den drei schadensträchtigen Naturereignissen allein in diesem Jahr.

Gewaltig zugeschlagen hat Fabienne auch im Sägewerk bei Roland und Theresia Arnholdt. Teile des Sägewerks werden sie gar nicht mehr aufbauen können. So sind sie nun damit befasst, das wieder herzurichten, was sie unbedingt benötigen, damit es noch die paar Jahre weitergehen kann. Dankbar sind auch sie für die Unterstützung von Freunden, Verwandten und auch Geschäftsfreunden, so dass doch einiges in Eigenregie erledigt werden konnte.

Dafür, dass die Sturmgeschädigten bei Firmen Sonderkonditionen erhalten, so lässt der Bürgermeister abschließend wissen, habe sich EU-Abgeordnete Monika Hohlmeier eingesetzt. Sie versuche ihrerseits, Spenden zu sammeln. Dennoch: "Der Ministerpräsident muss was tun."