Spuren des Weltkrieges reichen bis Ebern

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Der Einzug eines pfälzischen Bataillons zum Ende des Krieges in Ebern im Jahr 1918, wo es aufgelöst wurde.
Der Einzug eines pfälzischen Bataillons zum Ende des Krieges in Ebern im Jahr 1918, wo es aufgelöst wurde.
Heinz Fausten zeigt die Aufstellung der 2. Armee zur Schlacht von St. Quentin. Foto: Ralf Kestel
Heinz Fausten zeigt die Aufstellung der 2. Armee zur Schlacht von St. Quentin. Foto: Ralf Kestel
 

Der Bürgerverein erinnert in Ausstellung, Gesprächsrunden und Vorträgen an die turbulenten Geschehnisse von 1914 bis 1918.

Der Erste Weltkrieg ging in Ebern (fast) verloren, dessen Relikte zumindest. Massenweise Bücher über Schlachten auf den Feldern Frankreichs, der Türkei, in Galizien oder die von Borisov hat Heinz Fausten gerade noch aus dem Müll gefischt, als er ihn seiner Eigenschaft als städtischer Wasserwart das einstige Feldwebelwohnheim, das jetzigen als Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber dient, inspizierte. "Die waren schon weggeworfen worden", erzählte er bei einer Gesprächsrunde des Bürgervereins, bei der im Zusammenhang mit der laufenden Weltkriegs-Ausstellung im Heimatmuseum auf Spurensuche gegangen wurde.
Kriegsteilnehmer waren keine mehr gekommen, aber eine Handvoll Nachfahren, die in Sachen Stammbaumforschung auch die Kriegserlebnisse ihrer Altvorderen erkunden. Bis aus Sulzfeld war ein Diskussionsteilnehmer angereist, der nach einem Erinnerungskrug der Reservistengruppe seines Opas, der in Metz gedient hat, sucht.
Damit stieß er bei Rudi Kremer aus Pfarrweisach, anerkannter Ordens- und Militaria-Experte, auf den richtigen Mann, der bei der Suche behilflich sein will. Es geht ums 5. Infantrie-Regiment.
Nützliche Empfehlungen gab's auch von Kreisheimatpfleger Günter Lipp. Die 4. Abteilung des Hauptstaatsarchiv in München verfüge über alle Unterlagen der bayerischen Armeen bis 1918 und sei bei Anfragen sehr hilfreich.
Lipp steuerte auch eigene Bezüge aus der Familien-Chronik zum Geschehen bei, das zum Kriegsausbruch anno 1914 führte. So war seine Großmutter, die in Portorose/Istrien lebte, zum Besuch des österreichischen Thronfolgers nach Sarajevo gefahren. Kurz vor der Ermordung von Erzherzog Franz Ferdinand habe der Attentäter Gavrilo Princip zu Lipps Großmutter noch gesagt, dass sie weggehen solle.
Auch Bürgervereins-Vorsitzender Ingo Hafenecker wusste von Verbindungen in dritter Generation zum Attentäter: Der Großvater eines Eberner Bürgers war als Wärter im Gefängnis von Theresienstadt eingesetzt und beschrieb ihn als "unbeugsam und stolz".
Günter Lipp steuerte noch eine Anekdote bei, die er aus den Aufzeichnungen von Karl Hoch herausgelesen hatte. Der hätte als Mitglied der Würzburger Singschule bei einem Besuch des Königs in der Residenzstadt am Main auftreten sollen. "Dazu ist es aber nicht gekommen, weil der König wegen des Attentats von Sarajevo früher als geplant abreiste", wusste Lipp .
Das größte Interesse zog aber der Fund von Heinz Fausten auf sich. Die Schlachten-Berichte, so wurde gemutmaßt, müssen aus den Traditionsräumen des Panzergrenadier-Bataillons 103 stammen, das sich einstmals im Feldwebelwohnheim befunden hatte. Dort wurden auch Erinnerungsstücke weiterer Traditionsverbände, wie der 17er-Reiter aus Bamberg, aufbewahrt.
Im Buch über die Kriegshandlungen bei St. Quentin im Jahr 1914 befindet sich ein detaillierter Schlachtenplan, in dem auch ein Major Freiherr von Rotenhan im Berliner Gardekorps der 2. Armee aufgelistet ist, wie Fausten herausfand.