Selbstbewusste Herzogenauracher Genossen erklären den Wahlkampf für eröffnet.
Die Martin-Schulz-Euphorie schwappt bis nach
Herzogenaurach. Dies war auch beim politischen Aschermittwoch des SPD-Ortsvereins in der Gaststätte Heller spür- und sichtbar. Nicht nur, dass am Rednerpult das Schild "Jetzt ist Schulz" lehnte, die SPD-Bundestagsabgeordnete Martina Stamm-Fibich als Hauptrednerin machte deutlich, was sie von der Union hält. "Vollkommen beseelt komme ich vom größten SPD-Aschermittwoch in Vilshofen", gab sich die Abgeordnete noch am Abend ganz euphorisch.
Mit dem Aschermittwoch ist für sie der Wahlkampf eröffnet: "Wir wollen gewinnen! Wir wollen, dass Martin Schulz ins Kanzleramt geht. Wir schicken die Merkel-Route in Rente", erklärte die Abgeordnete unter Beifall bei der gut besuchten Veranstaltung. So sei mit Martin Schulz die Zuversicht gewachsen und er bringe neue Kraft und Spaß in den Wahlkampf. "Martin Schulz ist immer einer von uns geblieben. Nie abgehoben. Er redet mit den Menschen auf Augenhöhe - so wie er auch mit allen wichtigen Staatsmännern und -frauen in Europa und weltweit auf Augenhöhe verhandelt" und wieder gab es Beifall der zahlreichen Genossen. So hoffe die Union, dass die Party nach dem Aschmittwoch bald vorbei sei und sie ihren Kater behandeln kann. "Da müssen wir die Schwarzen aber enttäuschen. Im Gegenteil: Wir machen ernst - und haben Spaß dabei! Denn mit Martin Schulz in den Wahlkampf zu ziehen, ist wie mit einem Hochgeschwindigkeitszug - klar: ohne Bremsen! - Richtung Kanzleramt. Adrenalin pur. Ich freue mich darauf."
Weltoffenheit und Toleranz
Die Sozialdemokraten streiten laut Martina Stamm-Fibich für Weltoffenheit und Toleranz, für Frieden und internationale Zusammenarbeit sowie für Gerechtigkeit und den Vorrang der Politik vor den Märkten. Mit Frank-Walter Steinmeier sei der dritte Sozialdemokrat in das höchste Amt der Bundesrepublik gewählt worden.
Wie seine Vorgänger Gustav Heinemann und Johannes Rau stehe er für die besten Seiten Deutschlands. Martin Schulz habe auch gleich klar gemacht, worum es 2017 geht: "Die SPD will dieses Land führen. Und ich will Kanzler der Bundesrepublik Deutschland werden." Für ein geeintes und solidarisches Europa stehe Martin Schulz wie kein zweiter.
Seehofer sehe seine Hauptaufgabe offensichtlich immer mehr darin, seine Macht in Bayern zu sichern und mögliche Nachfolger wegzubeißen. Eine weitere Luftnummer sei die FDP. Da müsse man schon genau hinschauen, um noch etwas zu finden.
Es sei richtig und wichtig, wenn Martin Schulz sage: "Die Partei der Höckes, Gaulands und Petrys ist keine Alternative für Deutschland, sondern sie ist eine Schande für die Bundesrepublik." Jeder, der seine Stimme für die Rechtspopulisten abgebe, könne sich ab jetzt nicht mehr damit rausreden, er habe nicht gewusst, für wen er da gestimmt habe.
Martin Schulz stelle die "Soziale Gerechtigkeit" ins Zentrum seines Wahlkampfes. Dazu erklärte die Abgeordnete: "Ich habe manchmal den Eindruck, dass bei Teilen der deutschen Wirtschaftselite jegliches Gefühl für Maß, Anstand und Verantwortung verloren gegangen ist. Auch so kann man den notwendigen Zusammenhalt einer Gesellschaft zerstören."
ÖPNV und Straßenausbau
Eingangs referierte Bürgermeister German Hacker kurz über Herzogenaurach mit aktuell 24 600 Einwohnern und über 22 500 Arbeitsplätzen, eine Zunahme um rund 6 000 seit 2008. Dies sei auch eine Herausforderung für die Stadtentwicklung, so müsse Wohnraum geschaffen und dem zunehmenden Verkehr mit dem weiteren Ausbau des ÖPNV entgegengewirkt werden. Der Bürgermeister ließ auch aktuelle Themen nicht aus und so habe er kein Verständnis für die Freien Wähler.
Deren Aussagen zur Straßenausbausatzung bezeichnete Hacker als unredlich und irreführend. Auch zur geplanten Fusion der Kreissparkasse mit der Stadt- und Kreissparkasse Erlangen nahm der Bürgermeister Stellung. So gehöre die Kreissparkasse keiner Stadt, sondern dem Landkreis, wie auch ein Teil der Erlanger Sparkasse. "Ein will ich nicht ist keine Lösung und wer die Inhalte kennt, muss handeln", erklärte Hacker und er wundere sich, dass sich da auch ein Pfarrer mit einmische. Mit dem Zusammenschluss werde eine flächendeckende Versorgung mit Bankdienstleistungen auch für die Zukunft sichergestellt.
"Das ist unser Auftrag als Kommunalpolitiker", erklärte Hacker. Eine Entscheidung sei auch im Sinne der Mitarbeiter der beiden Sparkassen.