Eines der ältesten Bürgerhäuser der Stadt wird derzeit saniert. Da geht es um alte Bohlenbalken und eine Holzstakenwand. Und um viel Lehm. Allerdings wurde im Lauf der Jahrhunderte viel verändert. Das Haus soll 1457 erbaut worden sein.
Bernhard Panzer Wem alte Mauern und historisches Gebälk gefallen, der kann im Seelhaus am Kirchenplatz durchaus spannende Funde entdecken. Und diejenigen, die später mal in dem kleinen, denkmalgeschützten Haus wohnen, werden sicherlich ein ganz besonderes Schmuckstück erhalten. "Das ist ein guter Platz zum Wohnen", bescheinigte auch Bürgermeister German Hacker (SPD), als er sich dieser Tage ein Bild von der Baustelle machte.
Doch noch ist es nicht so weit: Das Dach ist zwar fertig und gedeckt, so dass direkt darunter derzeit die Technikräume eingebaut werden können. Doch alle weiteren Räume sind noch Baustelle. Dennoch zeigt sich Architekt Oliver Reiß ehrgeizig: Bis zum Jahresende soll die Sanierung beendet sein. Dann verfügt die Stadt über ein weiteres historisches Schatzkästlein, dessen Ursprünge in die Mitte des 15. Jahrhunderts zurückreichen.
Das Seelhaus, das gleich neben der Kirche und damit in der historischen Altstadt steht, zählt zu den ältesten Bürgerhäusern der Stadt. Das gotische Fachwerkhaus hat eine Breite von zehn und eine Länge von 13,20 Meter, wie es in einer Objektbeschreibung heißt. Das Häuslein wurde als Doppelhaus konzipiert und ist mittig in zwei Hälften geteilt. Diese Trennung wird auch beibehalten, so dass zwei Wohnungen vermietet werden.
Allerdings ist das Gebäude unterschiedlich gut erhalten. Vier Bauphasen werden seit 1457 nachgewiesen, bis ins 20. Jahrhundert hinein wurde es immer wieder verändert. So ist vor wenigen Wochen entdeckt worden, dass vermeintlich alte Fachwerkbalken gar nicht mehr vorhanden waren, sondern an einigen Stellen nur Bretter "aufgebohlt" wurden. Offenbar habe man den Anschein einer schmucken Fachwerkfassade bewahren wollen, vermutete der Architekt.
Während der südliche Teil über mehr historische Bausubstanz verfügt, ist der nördliche Anbau stärker ausgebessert worden. Der lag im Schatten und war offenbar feucht. In der besseren Hälfte des kleinen Doppelhauses wohnte zuletzt die Hausmeisterin der Musikschule, wie Albert Geinzer vom Bauamt der Stadt berichtet. Der andere Teil war an einen sozial schwachen Bürger vermietet.
Trotz der vielen Umbauten ist noch wertvoller alter Bestand erhalten, wie zum Beispiel eine historische Bretterdecke mit Deckleisten und weißer Fassung. Diese Decke wird repariert und "restauratorisch überarbeitet", wie es in der Beschreibung der Maßnahme heißt. Ferner ist das Ziel, konstruktive Mängel beziehungsweise Abänderungen wieder in den "Ursprungszustand" zu versetzen, sofern sich dies mit dem Grundriss vereinbaren lässt.
Bohlen-Balken-Decke
Als Beispiel nennt der Architekt den Wiedereinbau der Kopfstreben im südwestlichen Raum des Erdgeschosses. Die bauzeitlichen Holzständer sowie der Deckenbalken der ursprünglichen Wandstellung seien hier noch erhalten. Als besonderes Merkmal zählt laut Reiß auch die Bohlen-Balken-Decke in der südöstlichen Stube (ehemals Bohlenstube). Die Bohlen-Balken-Decke ist als Zwischendecke unter der eigentlichen Geschossdecke eingebaut und ist oberseitig mit einem Lehmschlag versehen (1730). Die Bohlenbalkendecke wird restauratorisch überarbeitet und neu gefasst.