Auch mit 70 wird Hermann Mohr nicht müde, etwas Neues auszuprobieren. Seit einiger Zeit brennt er voller Begeisterung Hochprozentiges.
Er ist auch mit 70 Jahren noch ein Kraftwerk voller Ideen und Visionen: vor wenigen Tagen feierte Hermann Mohr seinen runden Geburtstag. Der langjährige Gemeinde- und Kreisrat sowie engagierte Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes wird nicht müde, immer wieder etwas Neues anzustoßen und auch umzusetzen. So hat er sich seit zwei Jahren der Kunst des Schnapsbrennens verschrieben.
Die Idee, eigenen Schaps zu brennen, spukte schon immer im Kopf von Hermann Mohr herum: "Ich hatte mir immer überlegt, wie man die Streuobstbestände erhalten kann, und natürlich war unser Obstgarten auch ein Grund dafür, mich für das Schnapsbrennen zu interessieren. Daneben weiß ich ja, dass ich mit der Frankenfarm auch eine Vermarktungsmöglichkeit habe." Der Weg zur eigenen Schnapsbrennerei war nicht einfach: Voraussetzung war ein Brennrecht, das aus der Region kommen muss.
Für Hermann Mohr war wichtig, kein reines Obstbrennrecht, sondern ein Abfindungsbrennrecht zu erwerben. Über den Fränkischen Klein- und Obstbrennerverband erfuhr Hermann Mohr schließlich, wer sein Brennrecht aufgeben und verkaufen will. In der Nähe von Bamberg wurde er fündig, damit war 2014 der Weg für eine eigene Schnapsbrennerei auf dem "Mohrenhof" geebnet. Für seine Ehefrau Margit war es wichtig, dass die Nachfolge in der Familie geklärt ist: "Sie sagte mir klar, wenn ich so was anfange, dann muss zumindest jemand da sein, der sagt, ich mache es mit oder ich mache es dann auch weiter."
Echte Teamarbeit
Hermann Mohr musste nicht lange fragen, in seiner Tochter Anette Balzar-Mohr und seinem Schwiegersohn Thomas Balzar fand er gleich die richtigen Partner. Das umfangreiche Wissen zum Schnapsbrennen eigneten sich Hermann Mohr und Thomas Balzar im Selbststudium an.
Darüber hinaus besuchte Anette Balzar-Mohr einen Kurs über Schnapsbrennen und machte sich vor allem mit den umfangreichen Vorschriften vertraut. Ein ständiger Partner ist das Zollamt. Alles muss dokumentiert werden. Das Schnapsbrennen ist kein Hobby, sondern schon eine Art Wissenschaft. Die Qualität und das Aroma des selbst hergestellten Schnaps' hängt von der Zusammensetzung der Maische ab.
Grundsätzlich können alle Obstsorten zur Schnapsherstellung verwendet werden. Das Obst sollte immer gut gewaschen sein, keine Flecken haben und am besten erntefrisch sein. Bei der anschließenden Zerkleinerung sollten keine Kerne zerstört werden. Danach wird das Gemisch in einen Gärbehälter gekippt. Dieser Behälter sollte verschließbar sein und eine Öffnung für das Gärstäbchen haben. Somit können die Gase entweichen und gleichzeitig können keine Bakterien in den Behälter eindringen.
Dann muss noch Wasser, Zucker und Hefe beigemischt werden und schon startet der Gärprozess. Das Gebräu sollte ein paar Tage bei Zimmertemperatur stehen bleiben und ab und zu kräftig durchgemischt werden. Wenn es schäumt, ist die selbst hergestellte Maische fertig und jetzt erst beginnt das eigentliche Schnapsbrennen. Die Maische wird zum Kochen gebracht, der Dampf steigt durch das Geistrohr, wird in einem Kühler wieder abgekühlt und das so entstandene hochprozentige Kondensat tropft als fertiger Schnaps in ein Behältnis.
In der Schnapsbrennerei "Mohrenhof" wurden schon alle Früchte gebrannt, von Apfel, Kirsche, Pflaume und Zwetschge bis hin zur Birne. Es wurden aber auch schon Whisky angesetzt und einige Feinheiten ausprobiert. So schmeckt der Himbeerschnaps am besten, wenn der Brenner mit Erlenholz befeuert wird.
Oder das Wasser: Hermann Mohr holt es eigens von einer Quelle aus dem Fichtelgebirge.
Geist mit Goldmedaille
Die Obstbrände kommen gut an. Hermann Mohr: "Wir wollten ja eigentlich ein wenig lagern, aber wir haben wenig Lager, weil wir keinen Schnaps haben." Der "Mohrenhof" stellt auch Liköre her, wie etwa den "Kräuterlikör" oder den "Farmertropfen", der sehr gut eingeschlagen hat und inzwischen zu einem Geheimtip geworden ist. Ein klein wenig stolz ist man am "Mohrenhof" auch auf die Prämierung durch den Fränkischen Klein- und Obstbrennerverband in Würzburg, der den einen oder anderen Schnaps bereits mit der Goldmedaille ausgezeichnet hat.