Schattendasein der Schulchöre

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Der Schulchor der Realschule Gräfenberg singt für Senioren. Diese Auftritte bleiben im Gegensatz zu denen der Gesangvereine oft im Hintergrund. Es gibt immer weniger Schulchöre, gerade an Grund- und Mittelschulen. Foto: Petra Malbrich
Der Schulchor der Realschule Gräfenberg singt für Senioren. Diese Auftritte bleiben im Gegensatz zu denen der Gesangvereine oft im Hintergrund. Es gibt immer weniger Schulchöre, gerade an Grund- und Mittelschulen.  Foto: Petra Malbrich
 

Im Gegensatz zu Gesangvereinen bleiben Schulchöre im Landkreis Forchheim oft im Hintergrund. Es gibt immer weniger Schulchöre, was vor allem an der Lehrerausbildung an Grund- und Mittelschulen liegt.

Wer das ganze Jahr über Lieder einstudiert, möchte diese auch einem Publikum vortragen. Doch während gerade zur Weihnachtszeit die Gesangvereine ihr Liedgut bei zahlreichen Auftritten in den Kirchen und Adventsmärkten singen, bleiben die Schulchöre oft unbemerkt im Hintergrund. Sie treten bei einer Schulveranstaltung auf oder bereichern wie der Schulchor der Gräfenberger Realschule Adventsfeiern wie beim Mittagstisch "Gemeinsam statt einsam", einem Projekt der Diakonie.

Dabei sind gerade die Schulchöre nicht mehr selbstverständlich. "Es gibt nicht viele Schulen mit Chor und gerade in den Mittelschulen eher wenig", sagt Schulrätin Cordula Haderlein. Das bestätigt auch der Forchheimer Landrat Hermann Ulm (CSU), der in der Gräfenberger Mittelschule unterrichtete. Als Grund für die fehlenden Schulchöre an den Grund- und Mittelschulen nennt er die Lehrerausbildung.

"Lehrer der Grundschulen oder Hauptschulen haben ein Hauptfach, müssen aber alle Fächer unterrichten", erklärt Haderlein. Der Mittelschullehrer kann sich entweder für Musik, für Kunst, für Religion oder für Sport entscheiden.

Bei den weiterführenden Schulen hingegen unterrichten Fachlehrer, die Musik studiert haben. Das heiße jedoch nicht, dass jede weiterführende Schule einen Schulchor hat. Einen Chor zu leiten, dazu brauche es das Faible eines Musiklehrers. Viele Schulen haben deshalb eine Big Band, bei der auch einige Schüler singen. Das ist mit einem reinen Schulchor jedoch nicht vergleichbar.

Die Gräfenberger Realschule hat einen Schulchor, bestehend aus 42 Schülern der fünften und sechsten Klasse, der von der Musiklehrerin Franziska Popp geleitet wird. Bei den Grund- und Mittelschulen sind reine Chöre eher selten zu finden. Ähnlich dem Projekt "Jeki - Jedem Kind ein Instrument" bräuchte es ein Projekt "Jedem Lehrer Musikkenntnisse", meinte Landrat Ulm scherzhaft. Doch er spricht damit genau das aus, was das Kultusministerium und einige Lehrer ebenso dachten, als sie wie Rainer Fleischmann Initiativen in dieser Richtung gründeten.

Schulchor an der AST

Rainer Fleischmann ist Musikpädagoge und gibt den Kollegen der Mittelschulen die Möglichkeit musikalischer Fortbildungen. Eine Sitzung hat es bisher gegeben. Dass das AST, das Adalbert-Stifter-Schulzentrum in Forchheim, einen sehr großen Chor hat, ist Rainer Fleischmanns Verdienst.

Und auch das Kultusministerium ist sich der Bedeutung des Singens durchaus bewusst und hat ein Extra-Programm zur Förderung der Musikpraxis ins Leben gerufen. Das ist eine Initiative, die an den Grundschulen läuft. Julia Deutsch und Miriam Simmerer, die beiden Fachberaterinnen für Musik, bieten Weiterbildung an für Lehrer, die keine Musikausbildung haben, weiß Haderlein. "Das stößt auf gute Resonanz", erklärt die Schulrätin, die selbst schon eine der Fortbildungen besucht hat. "Musik und das Singen sind ganz wichtig", betont Haderlein.

Landrat als Pädagoge

Sie spricht damit Landrat Hermann Ulm aus der Seele, der zu seiner aktiven Zeit als Pädagoge den Schulchor der Mittelschule in Gräfenberg leitete. Den Chor gibt es heute nicht mehr. Dabei spiegelt gerade ein Schulchor das Ziel jeder Schule wider: Gemeinschaft und das Lernen, sich mit anderen abzustimmen. "Das kann mit einem Chor gefördert werden", sagt Ulm. Abgesehen davon stehe ein Schulchor für ein Stück Kulturgut, gebe Selbstbewusstsein und sei gesund, erklärt der Landrat, der selbst noch immer Sänger ist. Bleiben noch die Auftritte, damit die Schüler ihre musikalischen und gesanglichen Fähigkeiten vorzeigen dürfen. Auch das sei wichtig, gebe Motivation und ein bisschen auch Stolz auf die eigene Leistung, findet Haderlein. Mit dem Raiffeisen-Konzert in Forchheim oder Eschenau würde die Bank die Schulchöre und damit auch die Vorteile eines Schulchors für die Schüler und die Schule konkret fördern. Hermann Ulm ist mit seinem Gräfenberger Chor dort aufgetreten.

Sicher wäre es ebenfalls eine gute Sache, wenn die Schulchöre mit den örtlichen Gesangvereinen bei den Kirchenkonzerten oder auf dem Adventsmarkt singen könnten. Das Publikum würde zudem sehen, was in der Schule erarbeitet werde. Wie sehr solche Auftritte und der Applaus die singenden Schüler motiviert, zeigte deren Freude beim Auftritt beim Seniorenmittagessen.