Auf der zweiten Bildungskonferenz des Landratsamtes Forchheim wurde das Hineinschnuppern in Berufe als sehr wichtig bezeichnet. Viele Jugendliche schieben die Entscheidung vor sich her, manche sind beratungsresistent.
Angst, Entscheidungen zu treffen, und fehlende Selbsteinschätzung sahen die Teilnehmer der zweiten Bildungskonferenz bei vielen Jugendlichen, die vor der Berufswahl stehen. Rund 100 Interessierte aus Schulen, Betrieben, Institutionen, Verbänden und Bildungsträgern folgten der Einladung des Forchheimer Landrats Hermann Ulm (CSU) in die Realschule Forchheim in der Pestalozzistraße zum Meinungsaustausch, der unter dem Leitthema "Heute lernen für die Arbeitswelt von Morgen" stand.
Petra Meyer, die Rektorin der Mittelschule Gräfenberg, brachte zwei Schüler zur Diskussionsrunde mit, die sich mit den Qualifikationen auseinandersetzten, welche von Unternehmen gefragt sind.
Aus dem Schülerleben
Sandra Knaut und Jonas Fleischmann, beide in der zehnten Klasse, berichteten aus dem Schülerleben. Sandra hatte keine Probleme, einen Ausbildungsplatz zu finden. Sie möchte Ergotherapeutin in Nürnberg werden. Jonas haben die vielen Praktika während der Schulzeit geholfen, unter anderem in einer Kfz-Werkstatt und beim Architekten. Er will Maurer werden. Überhaupt die Praktika - sie wurden von allen Teilnehmern als Entscheidungshilfe empfohlen.
Susanne Freund von der Agentur für Arbeit in Bamberg fand, dass viele Jugendliche die Entscheidung vor sich herschöben. Manche seien beratungsresistent, manche überschätzten ihre Fähigkeiten oder schielten nur auf die Höhe der Entlohnung. Ein Praktikum helfe einzuschätzen "Das kann ich und das kann ich nicht", so die Beraterin. Praktisches Geschick testet auch die Firma Waasner während des Einstellungsverfahrens. Bewerber für die Ausbildung des Werkzeugmechanikers stellen bei einer komplizierten Drahtbiegeübung ihre Fertigkeit unter Beweis.
Der Vizepräsident und Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken, Michael Waasner, beschreibt, dass viele Bewerber das erworbene Wissen nicht anwenden könnten; so sollten diese in der Lage sein, eine Rechenaufgabe unter Anwendung des Ohmschen Gesetzes zu lösen.
Tamara Stüllein, Personalentwicklerin bei der Forchheimer Firma Infiana, wünscht sich Kandidaten mit Mathe- und Technikkenntnissen, die handwerklich geschickt sind und den Blick für das große Ganze haben.
Der Bausachverständige Christian Jaklin unterrichtet als Lehrbeauftragter vorbeugenden Brandschutz an der Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg und bemängelt, dass es an Gymnasien nicht vorgesehen sei, Praktika zu absolvieren. Einige seiner Studenten beherrschten Dreisatz-Aufgaben nicht. Der stellvertretende Kreishandwerksmeister beschreibt auch, wie einfach ein Praktikum im Handwerksbetrieb sei. Oft sei mit der Frage "Kommst wieder? - Passt!" alles geklärt.