Politiker vor Ort sollen sich von der "Asylwende" deutlich distanzieren

1 Min

Ob Masterplan oder Asylflut, ob illegale Migration oder Asyltourismus - die von christlichen Politikern angekündigte so genannte Asylwende stehe sprachlich und inhaltlich "im Gegensatz zu humanen und ...

Ob Masterplan oder Asylflut, ob illegale Migration oder Asyltourismus - die von christlichen Politikern angekündigte so genannte Asylwende stehe sprachlich und inhaltlich "im Gegensatz zu humanen und christlichen Wertvorstellungen." Das klagen drei Herzogenauracher an, die sich stellvertretend für eine ganze Reihe von Bürgern mit einem offenen Brief an die Politik wenden. Sie erhoffen damit eine klare Distanzierung von der "Asylwende". Denn: "Es geht um unser Land. Es geht um Europa, seine Werte, seine Würde."
Das verdeutlichen Wolfgang Seitz und Konrad Eitel, die bereits kürzlich als Mitglieder des Sachausschusses "Eine Welt" der katholischen Kirche an ein Umdenken appelliert haben. Mit verfasst hat den Brief Hans Schmid, unterzeichnet haben ihn unter anderem auch Helmut Hetzel und Oliver Schürrle, beide sind Pfarrer in Herzogenaurach, sowie CSU-Stadtrat Franz Josef Lang.


Nicht länger schweigen

Adressiert ist er an die politischen Mandatsträger vor Ort sowie die Parteien an sich. Sie werden um Stellungnahmen gebeten. Auch Verbände und Organisationen haben den Brief erhalten, mit der Bitte ihn zu unterstützen.
Die Verfasser orientieren sich an einem Schreiben von Rainer Woelki, Erzbischof von Köln, das u.a. von katholisch.de verbreitet wurde. Er prangert an, dass immer noch Flüchtlinge auf dem Mittelmeer sterben müssen - heuer schon 1400 - und fordert, nicht länger wegzuschauen und zu schweigen.
Wörtlich schreibt der Kardinal: "Ich bin traurig, weil die von uns gewählten Politiker wochenlang darüber streiten, wie schutzsuchende Menschen möglichst effizient an unseren Grenzen abgeschoben oder zurückgewiesen werden können." Politiker würden eiskalt und selbstverliebt ihre Machtspielchen spielen. Dadurch gingen in Deutschland und Europa nicht nur die christlichen Werte verloren, sondern die grundlegenden Menschenrechte.
Diese Sätze zitieren Seitz, Schmid und Eitel. Sie teilen die Ansicht, dass die große Mehrheit der Bevölkerung auch weiterhin helfen wolle. Aber diese "darf jetzt nicht länger wegsehen und schweigen."


Masterplan "ein Debakel"

Seitz verweist darauf, dass auch kirchliche Vertreter schon deutliche Worte gefunden hätten. Das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt" nenne den "Masterplan" von Innenminister Horst Seehofer ein "Debakel für die Humanität", sagt Seitz. Und der aus der CSU ausgetretene Bamberger Domkapitular Peter Wünsche beklage einen "Wahlkampf als Wettbewerb in Asylverhinderung" und "eine Politik, die Überfremdungsängste auf- statt abbaut." Das gehe mit seinem Wertesystem nicht zusammen.
Die Schreiber erhoffen sich nun, dass die Politiker sich deutlich äußern. Das SPD-Urgestein Konrad Eitel hatte die Sprachlosigkeit seiner Partei schon wiederholt kritisiert. Wolfgang Seitz stellt über die Asylpolitik fest: "Ich habe auch CSU-Mitglieder getroffen, die darüber sehr unglücklich sind."
Erzbischof Woelki schreibt zu dem Ende Juni beschlossenen EU-Asyl-Abkommen noch, er finde es erbärmlich, dass sich 28 europäische Staaten nur noch darauf einigen können, ihre Grenzmauern und Zäune höher zu ziehen. bp