Oktobertour statt Herbstblues

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Alle 14 Tage treffen sich Senioren aus Höchstadt um den Gruppenleiter Franz-Ludwig Hartlieb (Mitte) zu einer Radtour. Foto: Scheuerer
Alle 14 Tage treffen sich Senioren aus Höchstadt um den Gruppenleiter Franz-Ludwig Hartlieb (Mitte) zu einer Radtour.  Foto: Scheuerer

Wenn die Tage kürzer werden, stellt sich bei so manchem der Blues ein. Um dem herbstlichen Stimmungstief entgegenzuwirken, hilft Bewegung an der frischen Luft, sagen Ärzte. Ein gutes Beispiel sind die Seniorenradler aus Höchstadt

Andreas Scheuerer Franz-Ludwig Hartlieb ist schon lange ein passionierter Radfahrer. Schließlich gebe es nur wenige Sportarten, die man bis ins hohe Alter so schonend betreiben könne wie das Fahrradfahren, sagt der Angestellte im Ruhestand. Vor zwei Jahren hat Hartlieb die Leitung der Seniorenradler aus Höchstadt übernommen, für die er nun alle zwei Wochen eine Tour plant. "Wir machen das bis zum Winter, dann steigen wir vom Rad ab und gehen wandern", sagt der 68-jährige Höchstadter.

Gegründet wurde das Seniorenradeln 2002 von Hartliebs Vorgänger Michael Weltz. Um den Höchstadter Senioren einen abwechslungsreichen Alltag anzubieten, habe man das Seniorenradeln ins Leben gerufen, erzählt der 81-jährige Weltz. An der ersten Tour nach Obermembach nahmen damals elf Personen teil. Inzwischen besteht die Seniorengruppe aus 50 Radfahrern, rund die Hälfte fährt regelmäßig bei den Ausflügen mit. Die Touren führen auf Bierkeller oder in Gaststätten, manchmal besuchen die Radler auch Kirchen und andere kulturelle Einrichtungen. "Es geht nicht nur ums Radfahren, sondern auch um den gesellschaftlichen Aspekt der Ausflüge", sagt Weltz.

Geringer Serotoninspiegel

Gerade um diese Jahreszeit können solche Touren ein Ausweg aus dem Herbstblues bedeuten, erklärt die Psychiaterin der Institutsambulanz in Höchstadt Eva Weininger. Für viele sei es schwierig, an den bevorstehenden kurzen und dunklen Tagen aktiv zu bleiben und nach draußen zu gehen. Veranstaltungen wie das Seniorenradeln helfen, diese innere Barriere zu überwinden. "Je weniger man raus geht, desto mehr ist man für einen Durchhänger im Herbst offen", sagt Eva Weininger.

Eine eindeutige wissenschaftliche Begründung für den Herbstblues gibt es laut der Psychiaterin aber nicht. Vielmehr gebe es viele Ursachen für das melancholische Stimmungsbild. Darunter sei zum Beispiel der schwache Lichteinfall, der im Herbst vorherrsche und der den Vitamin-D-Spiegel unten hält, was wiederum den Serotoninspiegel hemmt. Um diesen anzuheben, empfiehlt die Psychiaterin Vitaminpräparate einzunehmen. Auch eine Tageslichtlampe könne helfen. Sowohl die Vitaminpräparate als auch die Tageslichtlampe sollten jedoch zuvor mit dem Arzt abgesprochen werden. Um den Herbstblues zu vertreiben, empfiehlt Weininger außerdem viel Bewegung.

Touren bis in den November

Für die Seniorenradler aus Höchstadt dürften Weiningers Ratschläge kaum für eine Überraschung sorgen. Bis in den November hinein wolle man, so lange es die Witterung zulässt, noch die Fahrradtouren anbieten, sagt Hartlieb. Bei Regenwetter komme ein Absage. Dass inzwischen die allermeisten Senioren E-Bikes besitzen, verstehe sich. Dennoch heiße das nicht, dass die Touren langweilig seien, schließlich fahre man teilweise weite und auch anspruchsvolle Strecken, welche aber immer seniorengerecht sind. Rund 40 Kilometer lang sind die Touren der Senioren im Schnitt.

Michael Weltz nimmt inzwischen nur noch sporadisch an den Ausflügen teil, schließlich lasse das Alter nicht mehr alles zu, was man sich einbilde, sagt er. Seine Lieblingsstrecke führte immer an der Regnitz entlang nach Hirschaid, über Neuseß, Hallerndorf zum Gasthaus Kraus. Die Strecke am Fluss sei erholsam und ein Naturerlebnis. Damit, so Weltz, vertreibe man jeden Herbstblues kinderleicht.