Nur in Buch ist der Baum 141 Ervus' lang

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Bei allen Schwierigkeiten, die es zu bewältigen galt: Irgendwann stand die Fichte und kündete von der Bucher Kirchweih. Foto: Sonja Werner
Bei allen Schwierigkeiten, die es zu bewältigen galt: Irgendwann stand die Fichte und kündete von der Bucher Kirchweih.  Foto: Sonja Werner

von unserer Mitarbeiterin Sonja Werner Buch — 141 Ervus´, eine Dreiviertelstunde Verspätung und ein Bierfässla, das sich nur dank Improvisation öffnen ließ, das sind die Eckdaten b...

von unserer Mitarbeiterin Sonja Werner

Buch — 141 Ervus´, eine Dreiviertelstunde Verspätung und ein Bierfässla, das sich nur dank Improvisation öffnen ließ, das sind die Eckdaten beim Baumaufstellen an der Kerwa in Buch am vergangenen Samstag.
Das Aufstellen selbst bereitete den Kerwasburschen keine Probleme. Seit 13 Jahren, seit die örtliche Feuerwehr den Kirchweihbetrieb in Händen hält, hat hier der ehemalige Kommandant Heribert Hahn das Sagen. Er weiß also genau, was zu tun ist und packt auch immer noch überall an, wo Hilfe Not tut.


19,5 Meter ist die Fichte lang

Doch der Reihe nach: Ervus - in der Einzahl ohne Apostroph - ist (zumindest in Buch) bekanntermaßen die Maßeinheit, mit der die Bucher Kerwasburschen die Länge ihrer Fichte messen. Ein Ervus ist die mittlere Länge aller Spannen zwischen Daumen und Zeigefinger der aktiven Burschen und entspricht zurzeit 13,75 cm - die Kerwasficht'n hat also im "Normalmaß" knapp 19,5 Meter. Länger warten als geplant mussten die zahlreichen Zuschauer, weil der Wald in Großenseebach, wo die Fichte traditionsgemäß geholt wird, heuer wohl nicht so ganz freigiebig war wie sonst: Die erste gefällte Fichte brach, die zweite, die nur noch aufs Abholen zu warten schien, lag so ungünstig, das die 20 Burschen zweimal einen 90 Grad Winkel zu bewältigen hatten, um sie unversehrt aus dem Wald herauszubringen. "Das hat Kraft und Zeit gekostet" so Kerwasbursch Lukas. "Aber auf jeden Fall haben die Senioren davon profitiert" schmunzelte er hinterher.
Vor dem Baumaufstellen waren nämlich - wie jedes Jahr in Buch - die Senioren des Ortes von der Gemeinde zum gemütlichen Kaffeeplausch geladen. Kaffee und Kuchen werden von den Bucher Gemeinderäten serviert und sind frei, so lange, bis der Baum steht.
Diese Einladung galt also heuer fast eine Stunde länger als sonst - da konnte doch noch das eine oder andere Stückchen aus der großen Auswahl der gespendeten Backwerke probiert werden.
Die Wartezeit verkürzen halfen auch die "Jungen Wilden", die erst vor wenigen Monaten gegründete Jugendgruppe der Blaskapelle Gremsdorf, mit einem kleinen Konzert im Kapellengarten. Die Blaskapelle selbst spielte dann, wie es Tradition ist, zum Baumaufstellen.
Und über die Sache mit dem Fässla, da redeten die Burschen nicht so gern. Der Durstlöscher für die schweißtreibende Arbeit im Wald war zwar nicht vergessen worden - aber bloß mit Zapfhahn und ohne Schlegel und Entlüftungsvorrichtung, da tut man sich halt hart beim Anstechen. "Im Wald kann man improvisieren" so Kommandant und Baumvormann Thomas Ruhmann geheimnisvoll. "Ein anderes Bier als das aus unserem Fässla kommt beim Einholen nicht in unsere Krüge!" Und die Laune ließen sie sich nicht verderben:" Wir haben gesungen von Großenseebach bis Buch" erklärten die Burschen stolz.


Erholung vom Alltag

Den Bieranstich am Abend zelebrierte Bürgermeister Norbert Walter. Auch wenn um diese Zeit die Kerwa schon einen halben Tag alt war - auf den offiziellen Anstich warteten die Gäste natürlich trotzdem. Musik, gutes Essen und Trinken und viel gemeinsame Fröhlichkeit im Festzelt, das zeichnete die Bucher Kirchweih auch heuer wieder aus.
Wo es das Wetter erlaubte, saß man im Kapellengarten beisammen, ansonsten war das Festzelt da. Organisatoren und Gäste waren zufrieden - es waren bis Montag wieder einmal ein paar schöne Tage zum Erholen vom Alltag.