von unserer Mitarbeiterin Pauline Lindner Forchheim — Gregor Scheller, der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Forchheim, schaut optimistisch ins Jahr 2015. Und das, obwohl er zum Z...
von unserer Mitarbeiterin Pauline Lindner
Forchheim — Gregor Scheller, der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Forchheim, schaut optimistisch ins Jahr 2015. Und das, obwohl er zum Zeitpunkt der Aussage auf die Entscheidung von EZB-Chef Draghi wartete. Scheller rechnet damit, dass die Zinsen ganzjährig niedrig bleiben, denn seiner Meinung nach ist die Finanzmarktkrise nicht behoben. Für die lokal agierende Volksbank ist das Zinsniveau "eine Herausforderung, an den Kosten zu arbeiten".
Ein probates Mittel sind Geldautomaten und Online-Angebote. So wird das Gerät bei Aldi in der Bayreuther Straße zweieinhalb mal so oft frequentiert wie in der Volksbankfiliale Reuth Bargeld ausgezahlt wird. Dass der Automaten-Service Akzeptanz findet, zeigen auch die beiden Autoschalter der Volksbank - der zweite steht auf dem EZB-Gelände in Forchheim-Süd - und die SB-Filiale am Pilatus-Campus in Hausen.
"Sie wurden unheimlich gut angenommen und sind unsere frequentiertesten Automaten", sagte Scheller.
Wer will, kann online sein Depot verwalten, kann die Charts jeder Aktie anschauen. Und dennoch melden sich die meisten bei ihrem Bankberater. Dasselbe gilt auch für Online-Anschaffungskredite. "Die Kunden kommen vorinformiert, wollen aber Bewertung und Beratung", nennt Scheller als Gegenbeispiel.
Sind Kundengebühren wegen der Niedrigzinsen eine zwangsläufige Folge? Eine Frage, die Scheller nicht so leicht beantworten kann. "Es ist sehr problematisch, wenn es eine Minusrendite gibt. Wenn die Phase länger anhält, müssen wir über Leistungen nachdenken, die bisher nicht bepreist sind", erwartet Scheller.
Solche Reaktionen führen aber auch zu einem Wechselspiel. Das Interesse zu sparen sinkt, und damit erhält die Bank keine Einlagen, kann also keine Gelder für Investionen anderer ausgeben.
In Reinkultur kann sich Scheller das nicht vorstellen, und im abgelaufenen Geschäftsjahr bestand diese Gefahr gewiss nicht. Die Einlagen stiegen 2014 um 4,4 Prozent auf 1,11 Milliarden Euro, das betreute Kundenvolumen um 5,4 Prozent auf 1,65 Milliarden Euro. Auch der Wertpapiersektor hat kräftig zugelegt: um acht Prozent auf 225 Millionen Euro.
1000 neue Baufinanzierungen Welch prosperierende Region Forchheim ist, lässt sich an den Investitionen ablesen, aus Bankperspektive aus der Summe der gewährten Kredite. Die privaten Darlehen stiegen 2014 um 5,5 Prozent auf 314 Millionen Euro; davon entfallen 87 Millionen allein auf 1000 neue Baufinanzierungen. Die Firmenkredite wuchsen sogar um 11,1 Prozent auf 185 Millionen Euro.
Mit einer Deflation bzw. einer Konsumzurückhaltung rechnet Scheller nicht. Und: "Wir reden zu viel über Krise und Probleme und sehen zu wenig, auf welchem Level wir sind", sagte er mit Blick auf andere Länder und frühere Zeiten.