Es ist ein misslich Ding, die künstlerische Qualität eines Festivals fair zu beurteilen: Wer hätte schon alle Solokünstler und Bands gehört? Über 70 Konzerte waren es beim zwölften Blues-und-Jazz-Fest...
Es ist ein misslich Ding, die künstlerische Qualität eines Festivals fair zu beurteilen: Wer hätte schon alle Solokünstler und Bands gehört? Über 70 Konzerte waren es beim zwölften Blues-und-Jazz-Festival 2018 in Stadt und Land - von der Matinee über den frühen Nachmittag bis in die Nacht. Mittelmäßiges mischte sich naturgemäß in die Programm-Komposition, aber insgesamt gilt: Auch wenn ganz große Namen fehlten, war diese Konzertreihe mit sicher Zehntausenden von Besuchern wieder ein Erfolg, den sich das Stadtmarketing als großes Verdienst zugute halten darf.
Wie sah es denn in der Bamberger Innenstadt im August an den Wochenenden und Wochentagen abends vor sagen wir mal 20, 25 Jahren aus? Gähnende Leere, weitgehend tote Hose, gebläute Katz. Freilich, die Touristenzahlen sind seither exponentiell in die Höhe geschnellt - was nicht in jeder Hinsicht ein Grund zum Feiern ist -, das verschlafene Bamberg ist aufgewacht. Und das Blues-und-Jazz-Festival, mittlerweile etabliert, hat erheblich dazu beigetragen, wenn der künstlerische Leiter die Genregrenzen auch sehr weit fasst, vom klassischen Rock 'n' Roll bis zum kubanischen Son. Es hat wieder einmal gepasst: Wetter, Technik und Sound, meist gesetzteres Publikum, was einerseits schade ist, andererseits die Randalier- und Vandalismusquote auf Null senkt, regionale Künstler und solche aus der zweiten Reihe, die oft mit mehr Herz und Verve spielen als abgehobene Stars.
Und es gab wieder einiges zu entdecken. Sei es, pars pro toto, die ausgebuffte Punkjazzband "Botticelli Baby" mit einem schrägen Entertainer als Frontmann, die bayrische Zydeco-Band Rad Gumbo oder der wahnwitzige Slide-Gitarren-Bluesrock von "Wille & The Bandits" beim Abschlusskonzert. Die schrieben auf ihrer Website kurioserweise den Auftrittsort am Sonntag "Neu-Bamberg". Ja, eine solche Erneuerung lässt man sich gefallen. Da nimmt man auch ein manchmal dröges Publikum in Kauf, das nur dasitzt, weil's halt nichts kostet, oder nervige Moderationen. Das ist der Preis des Gratiskonzepts.
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